Von Aktuellem über einen großen Preis bis zu Liebesliedern: Das war der Präventionsrat vom 10. März 2016
Dass ein ganzer Stadtteil ausgezeichnet wird, ist schon etwas Besonderes – und wenn dann noch viel Musik dazu kommt oder Perspektiven auf ein gelungenes Berufsleben aufgezeigt werden, mach das das Ganze natürlich noch runder: Das alles konnten die Besucherinnen und Besucher des Präventionsrats Schöneberger Norden am 10. März 2016 erleben.
Doch der Präventionsrat wäre nicht das Forum für alle, wenn nicht Anliegen aus der Nachbarschaft an erster Stelle stünden.
So ging es unter der Überschrift „Kiez aktuell“, wie die gesamte Veranstaltung moderiert von Stadträtin Dr. Sibyll Klotz und der Bezirksamts-Koordinatorin fürs Quartiersmanagement, Corinna Lippert, unter anderem um eine aktuelle Käferplage: Baumwanzen vermehren sich derzeit ziemlich ungebremst, und dass die stinkenden Insekten natürlich auch gern mal durchs offene Fenster in die Wohnungen kommen, ist gar nicht schön. Leider plant das Bezirksamt da aber keine Maßnahmen, so Frau Lipperts Auskunft: Die Wanzen würden nicht als Schädlinge angesehen.
Auch auf die Baumfällungen an der Bautzener Straße wird nichts folgen, die Bäume seien – so Frau Klotz´ Auskunft – nicht mehr standsicher gewesen und die genehmigte Fällung auch nötig, um Gebäude auf dem Baugrund abreißen zu können, also alles legal.
Die Frage, warum Eigentümer an der Bautzener Straße den Winterdienst vernachlässigen, geht weiter ans Ordnungsamt.
Und in Sachen „Nicht verlängerter Mietvertrag für Harmonie e.V.“ berichtete Frau Klotz, dass der Eigentümer bzw. die Hausverwaltung einer Einladung von Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler zum Gespräch im Amt nicht gefolgt seien. Da der Vermieter durch das Mietrecht abgesichert sei, bleibe dem Bezirksamt lediglich, dem Verein bei der Suche nach Ersatzräumen zu helfen.
Unter „Nachgehakt“ mit Antworten auf Fragen aus dem letzten Präventionsrat konnte Frau Lippert berichten, dass die Gertrud-Kolmar-Bibliothek zuverlässig erhalten bleiben soll – spontaner Applaus brandete im Publikum auf. Ein behindertengerechter Zugang zur U-Bahn-Station Kurfürstenstraße ist laut BVG für 2018 geplant, wohingegen es zur Verschönerung des Bahnhofs Bülowstraße noch keine Rückmeldung gebe.
Ein erster Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Preises „Grün-Soziales Modellquartier 2016“ an den Schöneberger Norden: Den hatte unser Stadtteil von der Deutschen Umwelthilfe als eines von bundesweit drei Quartieren für die gelungene Verbesserung der Grünflächen vor Ort bekommen.
Wichtig dabei: Bei allen Maßnahmen hatten kleine und große Anwohner viel Mitspracherecht, das betonten auch Laudatorin Cornelia Bunge vom Bundesumweltamt und Robert Spreter von der Deutschen Umwelthilfe. Und deswegen bekamen auch viele, die sich in den vergangenen Jahren sehr aktiv fürs Grün eingesetzt hatten und dies weiterhin tun, als Dankeschön auf der Bühne Kräutertöpfchen überreicht, bevor Alexander Meyer vom QM stellvertretend für den ganzen Stadtteil die Urkunde in Empfang nahm.
„Wir zeichnen das QM und alle Initiativen und Aktiven aus“, so Herr Spreter. Geldmittel für konkrete Projekte seien mit dem Preis der Umwelthilfe nicht verbunden, aber die Umwelthilfe unterstütze die Vernetzung beispielhafter Quartiere mit anderen aus ganz Deutschland. In diesem Rahmen lud er gemeinsam mit dem QM gleich zum Workshop am kommenden Tag ein.
Wundervoll musikalisch ging´s weiter: Der junge Sänger Taj Alden hatte sich spontan einen Darbuka-Spieler als Trommelbegleitung mitgebracht, und das Publikum konnte gar nicht anders, als zum schönen Gesang und den mitreißenden Rhythmen mitzuklatschen.
Und auch dem arabischen Chor aus dem Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße unter Leitung von Hassan Abul Fadl lauschten alle ganz hingerissen: Begleitet von zwei Oud-Spielern brachten Frauen und Männer Liebeslieder zu Gehör und ernteten dafür begeisterten Applaus.
Ganz praktische Hilfestellung für alle Arbeitssuchenden hält dagegen das Projekt „Perspektive Arbeit“ bereit, vorgestellt von Marianne Konermann vom Pestalozzi-Fröbel-Haus: Wer nach einer langfristigen beruflichen Perspektive sucht, kann sich dort ganz individuell beraten und begleiten lassen, zum Beispiel bei der Anerkennung von Schul- oder Berufsabschlüssen, der Arbeitsplatzsuche oder Bewerbungsvorbereitung. Das Projekt, nun schon im zweiten Durchlauf, kooperiert mit dem Jobcenter, Betrieben und weiteren Einrichtungen im QM-Gebiet, Termine für die Beratung kann man im P12 Infopoint abmachen.
Eine Perspektive anderer Art bietet der noch recht neue Gewobag-Mieterbeirat für das Gebiet rund um die Bülowstraße: Nihan Dönertaş und Gregor Selle sehen sich gemeinsam mit Marlene Schrecker als dritter im Bunde als Schnittstelle zwischen Wohnungsbaugesellschaft und Mieter/innen, aber auch als Ansprechpartner z.B. bei Streit zwischen Mietern – also bei Dingen, die erst mal nicht unbedingt die Vermieterseite, aber dennoch die Wohn-Situation betreffen. Dieses Engagement begrüßte auch Alexandra Mommert von der Gewobag, die gemeinsam mit den beiden Beiräten Werbung für die monatlichen Mieterbeirats-Sprechstunde immer am zweiten Donnerstag im Monat im Huzur-Nachbarschaftstreffpunkt machte.
Mit dem Hinweis auf einige demnächst anstehenden Termine, unter anderem auch wieder für die beliebten Straßenfeste im Stadtteil, beschloss Peter Pulm vom Team QM den offiziellen Teil des Abends. Und wie immer bildeten sich danach noch Grüppchen von Leuten aus dem Kiez, die gerne die Gelegenheit für einen kleinen Plausch mit altbekannten und neuen Nachbarn ergriffen.