Von Bollywood bis zur Begegnunszone: Das war der September-Präventionsrat
Rhythmische Bewegungen, elegante Figuren mit Armen und Händen, Tanzschritte, mit sichtlichem Spaß und viel Gefühl dargeboten: Was mancher aus indischen Bollywood-Filmen kennt, konnten die Besucherinnen und Besucher des Präventionsrats Schöneberger Norden am 29. September im großen Saal des PallasT live erleben.
Gekleidet in bonbonbunte mitschwingende Gewänder – diese von der Pallasseum-Nähgruppe handgefertigt – zeigten acht Mädchen der Bollywood-Tanzgruppe unter Leitung von Nana, was sie in den vergangenen Monaten alles gelernt haben.
Kein Wunder, dass der Applaus riesig war! Stadträtin Sibyll Klotz bedachte denn auch jede der kleinen Tänzerinnen mit einer Rose als Dankeschön.
Und man darf gespannt sein, ob die Gruppe nicht demnächst noch viel größer wird – Nana lud nach der Vorführung herzlich zum Mitmachen ein.
Kiez Aktuell
Das erste Thema aus dem Bereich „Kiez aktuell“ drehte sich um Asbest. Dazu berichtete Matthias Bauer vom Projekt „Mieten und Wohnen“ anhand einer Präsentation davon, dass im Wohnhaus Kurfürstenstraße 148 in Bodenplatten und im Kleber in den Hausfluren und in einer Wohnung sogenannter Weissasbest festgestellt wurde. (Die wichtigsten Inhalte der Präsentation können Sie hier nachlesen.) Das Haus umfasst etwa 140 Wohnungen. Asbest ist solange nicht gefährlich, wie er verbaut ist. Gefährlich wird es, wenn einzelne Fasern durch Beschädigungen oder unsachgemäße Arbeiten freigesetzt werden. Als im Frühjahr 2016 das Bezirksamt und QM informiert worden sind, wurde umgehend reagiert und der Eigentümer vom BA aufgefordert, die Mieter/innen zu informieren. Hr. Bauer berichtete weiter, dass der Eigentümer dieser Aufforderung zwar nachgekommen sei, die Information aber wenig verständlich war und zeitlich sehr begrenzt war und als Aushang nur sehr wenige Mieter/innen erreicht habe – sonst sei nichts passiert. Ein Bewohner des Hauses ergänzte, dass in einem der oberen Stockwerke Platten unsachgemäß entsorgt worden seien.
Frau Klotz teilte die Einschätzung, dass verbesserte Mieterinformationen notwendig sind und die Ausführung von Arbeiten unbedingt sachgemäß erfolgen müssen. Herr Reitmeier von der bezirklichen Bauaufsicht berichtete, dass der Eigentümer durch das Bezirksamt aufgefordert worden sei, die Mieter/innen zu informieren. Frau Dr. Bärwolf vom Gesundheitsamt stellte sich vor und stand für Nachfragen zur Verfügung.
Ein Problem stellen die ungeklärten Zuständigkeiten für Asbest dar, erklärte Herr Birk, ehemaliger Wahlkreisabgeordneter der Grünen: verschiedene Stellen verwalten jeweils Teilbereiche. Besucher/innen des PräRats bemängelten, dass das LAGetSi, das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin, auf Nachfragen nicht reagiere.
Frau Klotz bot folgendes Vorgehen an:
- Das Bezirksamt fordert den Hausbesitzer nochmals auf, alle Mieter/innen einfach und verständlich zu informieren.
- Es soll zeitnah eine Begehung mit den Bezirksamtsabteilungen Gesundheitsamt und Bauaufsicht sowie mit dem QM geben.
- Über das Projekt „Mieten und Wohnen“ soll eine Infoveranstaltung für die Bewohner/innen organisiert werden, an der auch das Bezirksamt teilnehmen wird.
Die Ergebnisse werden auf dem kommenden PräRat unter "Nachgehakt" vorgestellt.
Herr Uyguner vom QM empfahl, dass sich die einzelnen Mieter anwaltlich beraten lassen und ggf. zivilrechtlich vorgehen sollten.
Auch sehr dringlich war der nächste Punkt: Die Anwohner aus dem Haus Grunewaldstraße 87 haben Angst vor Entmietung – noch bevor der Milieuschutz für das Gebäude gegriffen hat, hatte der Bezirk dem Eigentümer eine „Abgeschlossenheitserklärung" ausgestellt. Dies konnte zu dem Zeitpunkt nicht verweigert werden, so erklärte Stadträtin Klotz, das war eine Formalie. Seit Gelten des Milieuschutzes müssen aber Modernisierungen genehmigt werden.
Das Bezirksamt hat die AG SPAS e.V. mit der Durchführung eines Sozialplanverfahrens beauftragt. Ziel ist es, Einvernehmen zwischen Mieter/innen und Eigentümer/in herzustellen. Remzi Uyguner sprach den Mietern Mut zu, denn sie haben gültige Mietverträge. Änderungen können nur einvernehmlich oder durch Gerichtsbeschluss vorgenommen werden.
Begegnungszone Maaßenstraße
Wesentlich bunter wurde es beim anschließenden Thema "Begegnungszone Maaßenstraße": Sofia Camargo und Thomas E. Klaasen berichteten mit einer kleinen Foto-Präsentation von den drei Aktionstagen, die sie dort gemeinsam mit den Anwohnern durchgeführt hatten. Auch Begegnung müsse man einüben, so Herr Klaasen, und den öffentlichen Raum anders bespielen. Er machte Mut zu experimentieren, sich den Raum mit allen in einem Konsens wieder anzueignen.
Wichtig sei das friedliche Miteinander, so Sofia Camargo, da sei Kunst ein gutes Mittel, Menschen zusammenzubringen. Eine tolle Sache, wenn Fußgänger, Radfahrer und Autos mal gleich seien, deswegen hätten sie drei Aktionen gemacht: Einmal mit mobilen Pflanzsäcken und Hilfe vieler rundherum mehr Grün auf die Straße gebracht; dann für Meinungsvielfalt anlässlich des CSD geworben; und das dritte war eine Kunstaktion für Kinderrechte.
Herr Wohlfahrt von Alm, von Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt verantwortlich für die Begegnungszone, bestätigte, dass sich schon viel gebessert habe in der Begegnungszone. „Das dauert, alle müssen sich dran gewöhnen“, sagte er. Ein Jahr seit Eröffnung, das sei noch nicht lange. Aktuell gebe es Verkehrs-Überprüfungen und Zählungen, mit Behindertenverbänden sei man weiterhin in Kontakt. Insgesamt sei Vieles von den Ergebnissen der langen Bürgerbeteiligung im Vorfeld umgesetzt worden, die Auto-Geschwindigkeit sei sehr gesunken, Fußgänger hätten es einfacher. Er gebe zu, dass man mit der Gestaltung nachbessern müsse. Die Auflagen der Feuerwehr hätten die gestalterischen Spielräume zum Teil jedoch sehr eingegrenzt. Aber auch vom Gewerbe, das zuvor sehr kritisch war, gebe es inzwischen zufriedene Stimmen. Mitte Dezember sei ein Auswertungsbericht zu erwarten, danach gebe es neue Möglichkeiten der Beteiligung und es werde im kommenden Jahr nachgebessert.
Kritisch sahen Besucher/innen das wilde Parken und die Anliefersituation. PKW stünden oft im Parkverbot, Lieferwagen hielten in zweiter Reihen – besonders gefährlich für Kinder, die über die Straße wollten. Auch die Begegnung der verschiedenen Verkehrsteilnehmer sei teils noch recht heftig.
Eine Besucherin, Sachverständige für Barrierefreiheit, monierte, dass Sehbehinderte große Probleme mit den weiten freien Flächen ohne Orientierungspunkte hätten. Herr von Alm versprach, dass alle Anregungen im nächsten Beteiligungsschritt aufgenommen würden bzw. teils seien Verbesserungen schon in der Mache.
Insgesamt zeigten sich sowohl er, als auch Gäste des Präventionsrats erstaunt, wie groß allgemein die Akzeptanz sei – das würde in den Medien teils sehr anders dargestellt. - Zum nächsten Präventionsrat soll bekannt gegeben werden, an wen man sich mit seinen Anregungen wenden kann.
Wahlaufruf zur Quartiersratswahl am 16.11.2016
Zum Abschluss informierte Peter Pulm vom Team Quartiersmanagement über die anstehende Quartiersratswahl im Schöneberger Norden, während auf der Leinwand im Hintergrund über 50 Fotos aus 10 Jahren Quartiersratsarbeit zu sehen waren, die im Publikum für Unterhaltung sorgten.
Am 16. November 2016 wählen die Menschen, die im Schöneberger Norden leben, ihre 20 Vertreterinnen und Vertreter, die in den nächsten zwei Jahren im Quartiersrat sitzen werden.
Dass der Quartiersrat heute nicht mehr nur ein Gremium ist, in dem Aktive über die Vergabe von Fördermitteln mit entscheiden, hat es in den letzten Jahren immer wieder gezeigt - auch auf den Sitzungen des Präventionsrates. Der Quartiersrat kümmert sich um viele wichtige Themen aus dem Stadtteil und deshalb kommt es darauf an, dass möglichst viele Menschen aus dem Schöneberger Norden am 16. November in die Mensa der Sophie-Scholl-Schule kommen, um ihre Stimme abzugeben oder sogar zu kandidieren.