„Zug der Erinnerung": Innerhalb dieser Waggons erscheint die Stille wie leidvolles, hilfesuchendes Geschrei

 

Unvorstellbare Gräuel: im Inneren des Ausstellungs-Zugs

Unvorstellbare Gräuel: im Inneren des Ausstellungs-Zugs

Bevor die Führung begann, schmückten die Frauen die Waggons zu Ehren der Opfer mit Rosen und zündeten Kerzen an. Die innerhalb der Waggons ausgestellten Bilder und die dazugehörigen Erklärungen berührten die Frauen tief, und ein weiteres Mal beteuerten sie ihr Mitgefühl mit den jüdischen Opfern und ihre Empörung darüber, Menschen nur aufgrund ihres Glaubens abzustempeln und vernichten zu wollen. Der Holocaust sollte ihrer Meinung nach nicht ohne Folgen bleiben, da dieses geschichtlichen Verbrechen eine Auseinandersetzung verlangt.

Herr Can erklärte, dass die Ausstellungswaggons nach dem Krieg gebaut wurden und man sich die tatsächliche Situation in den Waggons kaum vorstellen könne: Europaweit wurden Juden in sehr hoher Anzahl in die Abteile gepfercht und wochenlang ohne Wasser, Essen und sanitäre Anlagen transportiert. Viele Menschen starben bereits auf dem Weg in die Konzentrationslager - weil sie tot getrampelt wurden, verhungerten, verdursteten oder an grassierenden Krankheiten wie z.B. Typhus starben.

Experten schätzen, dass die deutsche Bahn über eine Millionen Kinder und Jugendliche aus sämtlichen europäischen Staaten in Todeslager transportiert hat. Dass die aktuelle Ausstellung in Zügen und in verschiedenen Bahnhöfen stattfindet, soll daran erinnern, dass die Deportation der Juden öffentlich, für jeden zu sehen war. Die Ausrede, man hätte nichts davon mitbekommen, wird somit zumindest fragwürdig.

Alles funktionierte damals mit großer Gründlichkeit: Logistiker der Reichsbahn, die der Vorgänger der heutigen Deutschen Bahn war, entwarfen den Fahrplan der Deportationen. Etliche Täter setzten nach der Kriegszeit ihre Karrieren bei der Bahn fort und wurden für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen.