Wowereit im PallasKiez

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit mit Bezirksbürgermeister Ekkehard Band im QM-Büro

„Unser Haus ist vom sozialen Brennpunkt zur 'In-Adresse' geworden, wir haben heute Wartelisten für alle Wohnungsgrößen“, so beschrieb Petra Witthöft aus Sicht der Eigentümergesellschaft  Pallasseum Wohnbauten KG den Wandel, der sich in den vergangenen zehn Jahren rund die große Wohnanlage vollzogen hat. „Teils leben mehrere Generationen von Familien hier, und sie wollen auch nicht weg.“ Die Frage nach der Lage vor Ort hatte Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit gestellt: Er war am 20. Oktober zusammen mit Bezirksbürgermeister Ekkehard Band und Stadträtin Angelika Schöttler auf Bezirksbesuch durch Tempelhof-Schöneberg ins VorOrtBüro gekommen – umgeben von einem ganzen Tross an Begleiterinnen und Begleitern und Medienleuten und herzlich empfangen auf verschiedenen Stationen rund ums Pallasseum.

„Inzwischen haben wir hier kaum mehr soziale Probleme“, bestätigte auch Gisela Gut, im Bezirksamt für das Quartiersmanagement zuständig. „Unser Problem ist eher das immer noch anhaftende schlechte Image aus 'Sozialpalast'-Zeiten.“ Dass sich Quartiersmanager, Bezirksamts-Vertreterin und Hausverwalterin bei der Beschreibung des Wegs aus der Brennpunkt-Falle die Klinke in die Hand gaben, zeigte gleich einen Teil der Lösung: Projekte von Umbauten über den von Bewohnern schon vor Jahren selbst gewählten neuen Namen „Pallasseum“ für ihr Zuhause bis zu Spiel-, Bildungs-, Kultur- oder Kunstprojekten waren in Gemeinschaftsarbeit aller für das Haus Zuständigen entstanden. „Solche Projekte und Strukturen dürfen nicht einfach weggekürzt werden, da bin ich völlig solidarisch mit allen, die momentan gegen drohenden Einsparungen für Projektmittel protestieren“ ergriff Wowereit von selbst Partei für den Erhalt des Förderprogramms Soziale Stadt. „Erfolge wie hier würden dadurch gefährdet.“

Bei den Soziale Stadt-Vorhaben hatten sich die Nachbarn vor Ort immer aktiv mit beteiligt, so Quartiersmanager Peter Pulm. Dieses Selber-Mitmachen prägt auch das heutige Aussehen der Fassaden: Viele der ehemals schmutzig-grauen Satellitenschüsseln zeigen nun Bilder, von den Bewohnern selbst ausgewählt, so dass das Haus ein wenig von der Vielfalt seines Innenlebens auch nach außen widerspiegelt - die Schüsseln wurden von Empfängern zu Sendern von Botschaften. Dass es so viele Satellitenanlagen sind, erklärt Frau Witthöft mit den Bewohnerwünschen: „In einem Haus mit so vielen zig verschiedenen Nazionen ist die Verbindung zum Herkunftsland für die Leute einfach wichtig.“ Eine richtige Draußen-Galerie sei durch das Projek „Von Innen nach Außen“ entstanden, und fast täglich fotografierten Touristen nun die Fassade, beschrieb Pulm den Effekt der öffentlichkeitswirksamen Aktion.

Auch die Potsdamer Straße profitiert von den Projekten vor Ort: Neben gleich sichtbaren Erfolgen wie neuen Straßenbäumen stünde vor allem die Stärkung des lokalen Gewerbes, so Pulms Kollegin Ute Großmann. So habe sich das Gebiet um die Potsdamer Straße beispielsweise zum °mstreet-Mediennetzwerk mit rund 400 beteiligten Kreativen gemausert. Eine Entwicklung, von der die Gewerbetreibenden ebenso profitieren wie Kunden und auch das Image des Stadtteils.

Gemeinsames Bild-Gescshenk der Kita-Kinder an Wowereit

Auf dem Weg durch den Hof des Pallasseums zum Bewohnertreff Kaffeeklatsch verlangten einige der jüngsten Nachbarn nach einem Zwischenstopp gleich neben der Buddelkiste: Die Kinder der Pallasseums-Kita hatten sich dolle Mühe gegeben mit einem großen Bild vom Haus nebst grünem  Drachen, das sollte schließlich stilecht übergeben werden! Sichtlich ein bisschen unheimlich war dem ein oder anderen Zwerg die Schar der blitzenden Fotoapparate denn schon, aber der Bürgermeister strahlte – da war die Welt wieder in Ordnung.

Der Regierende Bürgermeister freut sich über Erfolgsgeschichten im Bewohnertreff Kaffeeklatsch

An schön gedeckten Tischen im Anwohnercafé revanchierten sich Vertreterinnen des Kaffeklatsch-Vereins bei Wowereit für das von Ihm im vergangenen Jahr an Frauen aus dem Treff verliehene „Band für Mut und Verständigung“ mit zwei hübschen „Wunder“-Frühstücksbrettchen.

Bestimmt gut eine halbe Stunde unterhielt sich der Bürgermeister dann mit den Nachbarn aus dem Haus: So erfuhr er, dass im Pallasseum aufgewachsene junge Menschen durchaus aufs Gymnasium gehen oder studieren, dass es schon für die Jüngeren Bildungsprojekte gibt, dass Integration groß geschrieben wird. Und auf Nachfrage, dass Ansichten von Herrn Sarrazin zwar schmerzen, aber auch nicht so ganz ernst genommen werden (man hat die Realität ja täglich vor Augen) – dass es aber schon gut tut, wenn ein Bundespräsident den Islam als zu Deutschland gehörig bezeichnet. Zwei Quartiersrät/innen ergriffen die Gelegenheit und baten den Regierenden Bürgermeister um ein Wort zur geplanten Schließung des Hauses am Kleistpark und der Leo-Kestenberg-Musikschule. Eine Bitte, der Klaus Wowereit – ehemals Tempelhofer Kulturstadtrat - gerne nachkam: Er sprach sich öffentlich gegen die Schließung des kulturell wichtigen Hauses aus. 

Letzte Station – nach einem Abstecher zum eben im Umbau befindlichen PallasPark-Spielplatz und die Mietergärten, auch zwei Beispiele dafür, was mit Projektförderung alles möglich ist – war ein Besuch im Ausbildungscafé Palladin. Staunen in der Küche, ein kurzes Gespräch mit den Azubis und ihren Chefinnen, und dann ging´s für den Regierenden weiter zur nächsten Station – in Richtung Tempelhof.

text: wolk; fotos: Bahrs