Wiederaufnahme des Streetwork-Projekts mit osteuropäischen Prostituierten (2009)

Nach einer kurzen Pause konnte das Streetwork-Projekt mit osteuropäischen Prostituierten rund um die Kurfürstenstraße wieder aufgenommen werden - aus finanziellen Gründen läuft die erfolgreiche Beratung und Unterstützung derzeit auf Sparflamme.

Nachdem der Quartiersrat Tiergarten Süd der Bewerbung des Frauentreffs Olga für die Ausschreibung des Streetworkprojektes zugestimmt hatte, konnte seit Anfang März die vom Frauentreff Olga stets erfolgreiche aufsuchende Arbeit mit den osteuropäischen Prostituierten wieder aufgenommen werden.

Es hatte schon kurze Zeit nach finanzbedingtem Aussetzen des Projektes etliche Beschwerden über aggressives Werben der osteuropäischen Frauen, die hier der Prostitution nachgehen, gegeben.
Die längere Pause war dadurch entstanden, dass es trotz eines halben Jahres intensiver Öffentlichkeitsarbeit noch nicht gelungen ist, das von der ARD-Fernsehlotterie dreijährig angeschobene Projekt in eine Regelfinanzierung zu bringen.
Diese Problem bleibt vorerst bestehen - obwohl der Bedarf von den Bezirksbürgermeistern beider angrenzender Stadtteile, Herrn Band (Tempelhof-Schöneberg) und Herrn Dr. Hanke (Mitte), der Schöneberger QM-Stadträtin Frau Schöttler und den QuartiersmanagerInnen Magdeburger Platz und Schöneberger Norden eindeutig gesehen und die Bestrebungen der sozialen Träger wie Olga und Fixpunkt von dort nachdrücklich unterstützt werden.

Zur Zeit wird das Projekt auf kleiner finanzieller Flamme fortgeführt: Es findet zweimal die Woche Streetwork über mehrere Stunden statt, um den Frauen am Ort ihrer Arbeit, der Straße, entgegen zu kommen und die Angebote der sozialen Träger bekannt zu machen, aber auch um Rückmeldungen der AnwohnerInnen weiterzuleiten.

Frau Klose, die Leiterin des Frauentreffs Olga und Quartiersrätin am Magdeburger Platz, erhält dazu von den AnwohnerInnen auf der Bürgersprechstunde zum Thema Prostitution Anregungen. Teils gibt es auch ganz konkrete Beschwerden, die sie über die Sozialarbeiterinnen und die übersetzenden Sprachmittlerinnen an die Adressaten weitervermittelt.

Es geht aber auch darum, den Frauen den Zugang zum "Schutzraum Frauentreff Olga" zu ebnen, ihnen einen Ort zu zeigen, der jenseits des kleinkriminellen Milieus auf der Straße liegt und den keine Freier oder Zuhälter betreten dürfen.

Im Frauentreff arbeiten ebenfalls die Sprachmittlerinnen. Sie unterstützen unter anderem auch kranke Frauen durch Übersetzung in der medizinischen Abteilung, wo sie anonym und kostenfrei diagnostische Beratung und medizinische Grundversorgung durch eine Krankenschwester und einmal in der Woche durch eine Honorarärztin erhalten.

Besonders die Frauen, die sich jetzt aufgrund von Armutsmigration aus Bulgarien und Ungarn hier prostituieren und mit dem mühsam verdienten Geld ihre Familien unterstützen, bedürfen oft grundlegend aufklärender Beratung in Bezug auf Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Körperfunktionen.

Falls sie Opfer von Gewalt werden, besteht ein enger Draht und damit ein kurzer Weg zu den Präventionsteams der Polizei, oder es kann der Kontakt zu der Organisation Ban Ying und der Zufluchtswohnung ONA hergestellt werden.

Immer wieder zeigt sich, wie wichtig es für den Kiez ist, dass die Frauen über den Kontakt zu den sozialen Organisationen Auszeiten aus dem kleinkriminellen Milieu nehmen können, sich mithilfe von Sozialarbeiterinnen, Rechtsanwältinnen und der Polizei von gewalttätigen Freiern, Zuhältern oder sogenannten „Straßenmastern" (die illegale Standgebühren erheben wollen) abgrenzen und auf dem legalen Weg der Prostitution bleiben.

text: Bericht Streetwork; foto: wolk