Von Prostitution bis Wohnprojekt: Der Präventionsrat vom 28. Juni
Sich über den eigenen Kiez schlau machen, Neues erfahren oder seine eigenen Interessen öffentlich ansprechen: Diese Gelegenheit nahmen am 28. Juni die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Präventionsrats wahr.
Eines der Hauptthemen bzw. Hauptanliegen der Anwohner war auf der Sitzung das „Dauerthema Prostitution“: Der Straßenstrich an der Ecke Froben- und Schwerinstraße stört durch die in Autos herumkurvenden Freier die Nachtruhe, nichts sei unternommen worden, klagte eine Nachbarin. Eine Straßensperrung oder Verkehrsberuhigung sei an dieser Stelle nicht realisierbar, so Stadträtin Frau Ziemer, nach Auskünften des QMs soll aber zumindest das Gebüsch vor den Spielplätzen an der Frobenstraße zurechtgestutzt werden, um „dunkle Ecken“ zu vermeiden.
Einige Initiativen von verschiedenen Seiten gibt es jedoch vor Ort schon: Die Mitarbeiter/innen der Beratungseinrichtung „Olga“ drehen ebenso wie die Streetworker von „Subway“ ihre Runden und versuchen, Freiern und Prostituierten das Problem klarzumachen. Die Polizei und das Ordnungsamt, so Herr Maiwald vom zuständigen Polizeiabschnitt, haben relativ wenige Möglichkeiten – schließlich ist Prostitution nicht strafbar.
Selber die Frauen ansprechen, ob sie nicht woanders hingehen können – dazu ermunterte Frau Bienek von der Initiative „Fair“. Der andere Vorschlag kam von Frau Ziemer: Man könne Vertreter des Tiefbauamts einladen, um auf dem Präventionsrat gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu beraten.
Thema war auch wie schon beim Mai-Präventionsrat nochmals die Riesengebirgsschule: Der Schulleiter Herr Stolle gab anlässlich der Medienberichterstattung zur Gewalt an „seiner“ Schule einen Überblick über seine Einrichtung. Positiv sei, dass sich die Schule mit einem Migrantenanteil von schon jetzt über 60 Prozent für ihre Mittelstufe die Schüler selbst aussuchen kann – Anmeldungen kommen zunehmend auch aus anderen Bezirken. Daneben stehe eine reguläre Hauptschulklasse, die Auffangbecken für Schülerinnen und Schüler sei, die in sonst keiner anderen Schule genommen worden seien.
Neben durchgängigen Angeboten zur Berufsorientierung und –wahl schon ab der siebten Klasse gibt es Projektunterricht z.B. zu „Sozialem Lernen“, außerdem bemühe man sich sehr um die Einbindung der unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Hin und wieder gebe es Gewalt an der Schule – doch dank der Zusammenarbeit mit der Polizei keine (in den Medien erwähnten) gewaltbereiten Gruppen. Zusätzlich läuft derzeit ein ausbaufähiges Pilotprojekt: Jugendliche trainieren, wie man sich in Gewaltsituationen am besten verhält.
Neben der Vorstellung des noch ziemlich neuen Bürgergremiums "Quartiersrat" erfuhren die Anwesenden von zwei weiteren „Neuzugängen“ für den Schöneberger Norden: Im September beginnen Sanierungsarbeiten am Haus Katzlerstraße 13, in das Ende Juni 2007 die Projektgruppe „Wohnen mit Kindern“ einzieht. Familien mit Kindern, Alleinerziehende und eine Wohngemeinschaft bilden dort ein stabiles Wohnprojekt, auch Gewerberäume stehen Mitwirkenden zur Verfügung. Wer sich für das Projekt interessiert: Informationen gibt es unter www.hausprojekt-berlin.de .
Auch in der Großgörschenstraße steht ein Wohnprojekt in den Startblöcken: Noch laufen die Verkaufsverhandlungen mit dem Bezirk, so Lars Maibaum von Stadt Ei-Generation mix – Ende des Jahres hoffen die Interessenten ihre Ideen umsetzen zu können, man freue sich jetzt schon auf gute Nachbarschaft.
Und nicht nur Wohnprojekte zeigen Interesse am Schöneberger Norden: Es ist auch ein neuer zwanzigminütiger Film über den Kiez entstanden, gedreht von zwei Studenten der FU Berlin. Sie haben im Rahmen eines Forschungspraktikums unter anderem Bewohner/innen und Leute aus unterschiedlichen Einrichtungen zu verschiedenen Problemen im Kiez befragt.
Wer nächstes Mal (wieder) beim Präventionsrat dabei sein möchte, kann sich schon mal den kommenden Termin vormerken:
Die nächste Sitzung des Präventionsrates ist am
06. September 2006 um 19.00 Uhr
im PallasT
Pallasstraße 35.
text: wolk/Öner