„Vielleicht bin ich ja ein Wunder – Hundertjährige in Tempelhof-Schöneberg“

Ein dreiteiliges biographisches Ausstellungsprojekt auf zwei Etagen im Rathaus Schöneberg

„Warum ich ein so hohes Alter erreicht habe? Das weiß ich auch nicht. Ich hab’ mein Leben gelebt. Habe nur das gegessen, was mir geschmeckt hat. Wenig Medizin, wenig Tabletten bis heute. Und Ärzte, ach die habe ich einfach betrogen.“
Antworten von Frau B., 1909 im Wedding geboren, die mit 102 Jahren in ihrer Tempelhofer Wohnung lebt.

„Die Lebenserwartung steigt“ und „Wir werden immer älter“ - In den Medien bleibt es in der Regel bei der schlichten Information, dass unserer Gesellschaft bald der Pflegenotstand drohe. Im Gegensatz zu dem viel beschworenen Problem des Älterwerdens geht es in unserem Ausstellungsprojekt um die aktuelle Lebenssituation von Über-Hundertjährigen.

Wie können wir mit alten Menschen zusammenleben, welche Bedürfnisse haben sie? Und wie sieht der Alltag von Über-Hundertjährigen aus, was denken sie und welche Erfahrungen möchten sie gerne an uns weitergeben? Welche Erwartungen und Wünsche haben sie an uns?
Um Fragen wie diesen auf den Grund zu gehen, entstand das ungewöhnliche Ausstellungsprojekt „Vielleicht bin ich ja ein Wunder – Hundertjährige in Tempelhof- Schöneberg“. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg leben gegenwärtig fast 200 Frauen und Männer, die über 100 Jahre alt sind. Ihr Anteil ist damit der dritthöchste unter den Berliner Bezirken, in den anderen ist er nicht einmal halb so hoch.

Eigens für unser Projekt hat Marion Schütt, Fotografin, Filmemacherin und Historikerin seit dem Frühjahr 2011 zusammen mit der Sozialpädagogin Joanna Kalkowski und der Kulturpädagogin Katharina Lahenges intensive Gespräche mit 11 Über-Hundertjährigen in Tempelhof-Schöneberg geführt. Sie besuchten, interviewten und porträtierten die hoch betagten Senioren zu Hause und in Pflegeeinrichtungen. Im Zentrum standen Fragen zu ihrer Gesundheit, zur Biografie, zum sozialen Umfeld und zu ihrer Einstellung zum Leben.

Eine Auswahl der ausdrucksstarken Fotos wird jetzt zum ersten Mal gezeigt. Neben den eindrucksvollen Porträts von Gesichtern und Gesten hat Marion Schütt auch ihre unmittelbare Umgebung mit der Kamera dokumentiert. Die Unmittelbarkeit ihrer Erzählungen und den oft erstaunlich brillanten Humor der Interviewten kann der Besucher an Hörstationen im Rathaus verfolgen.

Das Vivantes-Zentrum für Altersmedizin im Wenckebach-Klinikum hat eine Galerie der Hundertjährigen, die von dem Fotografen und Logopäden Lothar Adler seit 1999 fotografiert und ständig erweitert wird. Etwa 70 seiner Schwarz-Weiss-Porträts zeigt er im Rahmen unserer Ausstellung.

Für die Ausstellung konnten wir außerdem den Frankfurter Fotografen und Kommunikationsdesigner Karsten Thormaehlen gewinnen, der bereits in seiner Ausstellung „Jahrhundertmensch“ 2010/11 in Wien, Zürich, Köln und München ein großes Publikum für das Thema Hundertjährige begeisterte. Ausgangspunkt war das 100-jährige Jubiläum des Berliner Hotels Adlon, woraufhin er sich in Berlin auf die Suche nach 100-Jährigen machte. Er präsentiert eine kleine Auswahl seiner Porträts auf großen Formaten in Farbe.

In den Interviews und Porträts wird deutlich, dass das Alter trotz gesundheitlicher Einschränkungen viele positive Seiten hat. Die Idee für das Projekt stammt von der Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales Sibyll Klotz. Die Ausstellung wurde insbesondere in Kooperation mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus und Marion Schütt umgesetzt.

Wir laden Sie ganz herzlich zur Ausstellung „Vielleicht bin ich ja ein Wunder – Hunderjährige in Tempelhof-Schöneberg“ im Rathaus Schöneberg vom 7.9.2011 – 31.10.2011 ein - hier finden Sie die schöne Einladungskarte zur Ausstellung zum Ausdrucken und Weitergeben (PDF 3,5 MB).

Die Vernissage zur Ausstellung ist am Dienstag, 6. September 2011 um 16.00 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Ort: Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin-Schöneberg
von Mittwoch, 7. Sept. bis Montag, 31. Okt. 2011, Eintritt frei

Öffnungszeiten: täglich 9 bis 19 Uhr

Veranstalter: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Abteilung Gesundheit und Soziales

Vernissage: Dienstag, 6.9.2011, 16 Uhr
Programm:

 

  • Begrüßung und Vorstellung des Ausstellungsprojektes von Dr. Sibyll Klotz, Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales
  • Grußwort von Bezirksbürgermeister Ekkehard Band
  • Kurz-Vortrag von PD Dr. Dr. Claus Köppel, Chefarzt Vivantes Wenckebach-Klinikum, Zentrum für Altersmedizin
  • Beiträge der Künstler/in
  • Musikalische Begleitung: Sopranistin Natassja Nass und Pianist Martin Schmidt

Rahmenprogramm:

Montag, 19.9.2011, 15.30 Uhr, Bibliothek im Rathaus Schöneberg
„Was wissen wir über die biologischen und medizinischen Voraussetzungen, um 100 Jahre alt zu werden?“
PD Dr. Dr. Claus Köppel und Team, Vivantes Wenckebach-Klinikum, Zentrum für Altersmedizin

Dienstag, 27.9.2011, 16.00 Uhr, Kinosaal im Rathaus Schöneberg
„Wolke 9“, Film über ein frisch verliebtes Paar über 70, Regie und Drehbuch: Andreas Dresen

Dienstag, 11.10.2011, 14.00 Uhr, Kennedy-Saal im Rathaus Schöneberg
„Hundertjährig (k)ein Problem !?, Diskussion mit Mitgliedern des Geriatrisch-Gerontopsychiatrischen Verbundes


Weitere Informationen:
Werner Freese, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit, Tel. 90277 4780

text: PM; grafik: Einladungsflyer