Neue Studie erschienen: "Nachbarschaften und Straßen-Prostitution. Konfliktlinien und Lösungsansätze im Raum rund um die Kurfürstenstraße in Berlin"

Prostitution ist in Deutschland – laut Bericht der Bundesregierung - als eine vom Recht zu respektierende autonome Entscheidung aufzufassen, die aber mit erheblichen Gefahren und Risiken behaftet ist. „Dazu gehören etwa psychische und physische Auswirkungen auf die betroffene Person. Diese Risiken und Gefahren sind aber nicht mit allen Formen der Prostitution in gleichem Ausmaß verbunden, sondern sie hängen wesentlich von den Bedingungen ab, unter denen sie ausgeübt wird“ (BMFSFJ 2007:7).

Die Straßenprostitution rund um die Kurfürstenstraße in Berlin ist seit Jahrzehnten fest etabliert. Sie unterlag und unterliegt dabei allerdings den jeweiligen sozialen, politischen wie ökonomischen Veränderungen, so z.B. der Stadtsanierung West und der Umwandlung von staatlichem in privates Mieteigentum ab den 1970 / 80er Jahren und zuletzt den Veränderungen, die durch den „Mauerfall“ und die Öffnung und Erweiterung der EU verursacht wurden. Kritische Diskussionen über die Auswirkungen der Prostitution, über unterschiedliche Vorstellungen zu ihrer Handhabung und Gestaltung oder ihr Verbot begleiten sie seit Anbeginn.

Beide betroffenen Verwaltungsbezirke Schöneberg-Tempelhof und Mitte haben vielfältige Aktivitäten unternommen, unter anderem Quartiersmanagement-Teams eingesetzt und immer wieder Projekte angestoßen und manche Vorschläge umgesetzt, um Veränderungen, vor allem im Sinne der AnwohnerInnen, herbei zuführen.

Dennoch besteht ein immer wiederkehrender und sich in einer Art Wellenbewegung äußernder Unmut. Es konnten offensichtlich bisher keine nachhaltigen oder zufriedenstellenden Lösungen oder gangbaren Wege für die Situation in diesem Stadtviertel gefunden werden. Die Verantwortlichen sind immer wieder in der schwierigen Lage, um Verständnis werben, erklären und vertrösten zu müssen. Weitere Lösungsmöglichkeiten scheinen erst einmal nicht in Sicht zu sein. Dennoch kann die Situation im Stadtteil auf Grund der vielfältigen Aktivitäten als relativ beruhigt, wenn auch fragil, bezeichnet werden.

Hier setzt die neu erschienene Studie an. Im ersten Teil werden die Rahmenbedingungen – die Geschichte, Gesetze und der Raum der Prostitution – skizziert, die die Situation vor Ort bedingen und zu denen es in den Gesprächen und Diskussion im Stadtviertel immer wieder offene Fragen gab. Danach wird die empirische Untersuchung beschrieben, die über verschiedene Zugänge, qualitative wie quantitative Befragungen, Begehungen und der Teilnahme an unterschiedlichen Versammlungen erfolgte. Es wurden nach genauen Problembeschreibungen sowie kreativen Ideen und Lösungen gefragt. Im dritten Teil erfolgt die Auswertung, hier wurden die Stellungnahmen von den befragten Menschen im und rund um das Viertel inhaltlich strukturiert und zusammengefasst. Daraus wurden im vierten Teil drei entsprechende Lösungsszenarien entwickelt, die an unterschiedlichen Grundhaltungen zur Prostitution orientiert sind. Den Abschluss bilden die daraus abgeleiteten Empfehlungen.

Jedes Kapitel kann eigenständig für sich und je nach Interesse zuerst gelesen werden. Die Kapitel müssen nicht in der vorstrukturierten Reihenfolge „absolviert“ werden.  

Das Projekt wurde im Zeitraum April bis September 2011 von Christiane Howe, Soziologin am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin, unter Mitarbeit von Milena Sunnus und im Auftrag des Bezirksbürgermeisters von Tempelhof-Schöneberg, Ekkehard Band, durchgeführt.

- Hier geht´s direkt zur Studie "Nachbarschaften und Straßen-Prostitution. Konfliktlinien und Lösungsansätze im Raum rund um die Kurfürstenstraße in Berlin" (PDF 4,8 MB).

text: Einleitung Studie/wolk; grafik: Gerhard Haug