Stellungnahme des Quartiersrats Schöneberger Norden zum Bebauungsplanentwurf II-125-1 VE – Kurfürstenzentrum im Bezirk Tiergarten-Süd

Das Gelände des derzeitigen Möbel-Hübner-Parkplatzes Kurfüsten- Ecke Genthiner Straße soll mit einem Parkhaus verbunden mit großflächigem Einzelhandel im Erdgeschoss bebaut werden. Dazu wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt.

Wir müssen befürchten, dass mit dem vorliegenden Bebauungsplanentwurf an dieser sensiblen Stelle die Errichtung eines Gebäudes ermöglicht werden soll, das der Entwicklung des Stadtteils, insbesondere der prostitutionsbelasteten Kurfürstenstraße abträglich wäre.
Auf das Problem der zu erwartenden Fehlnutzung des Parkhauses als Ort der Verrichtung sexueller Dienstleistungen möchten wir dringend hinweisen.

Sollte es tatsächlich zur Einrichtung einer größeren Anzahl von Stellplätzen kommen, sollte der Bauherr verpflichtet werden, in einem abgegrenzten Teil des Stellplatzbereichs für die Errichtung und den Betrieb von sog. Verrichtungsboxen zu sorgen. In solchen Verrichtungsboxen könnte der Vollzug sexueller Dienstleistungen zentralisiert, die Belastungen für das Umfeld gesenkt werden sowie eine erhöhter Sicherheit für die Prostituierten erreicht werden.
Für die aneinandergrenzenden Stadtteile Tiergarten-Süd und Schöneberger Norden würden sich die prostitutionsbedingten Belastungen dadurch deutlich verringern lassen.

Der jetzt vorliegende Bebauungsplanentwurf stellt weder einen Bezug des neuen Gebäudes zum 12-Apostel-Kirchplatz, noch zum gegenüberliegenden Bau in der Genthiner Straße her, sondern setzt nur auf eine maximale Ausnutzung der Grundstückfläche. Ein in Spiegelung des Platzes vor der 12-Apostel-Kirche teilweise zurückgesetztes Gebäude würde einen Platz bzw. Freifläche schaffen (z.B. für eine gastronomische Nutzung).

Wir befürchten, dass die mühsam erreichte und noch weiter zu entwickelnde Vitalität der Potsdamer Straße empfindsam gestört oder gar zerstört würde, wenn durch neuen großflächigen Einzelhandel der bestehende Einzelhandel verdrängt würde und es zu einer Zentralisierung der Einkaufsmöglichkeiten käme, mit weiteren Wegen für die Bewohner. Noch mehr Straßenverkehr als eh schon jetzt kaum verkraftbar als Folge der projektierten Parkdecks (370 EP), steht der Lärmminderungsplanung zuwider und verbessert unsere Lebenssituation nicht.

Angesichts der inzwischen angespannten Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt, erscheint es dem QR Schöneberger Norden sinnvoller auf dem Grundstück mietgünstige Wohnungen durch eine städtischen Wohnungsbaugesellschaft, mit eher kleinteiligen Ladengeschäften (Einzelhandel und Gastronomie) im Erdgeschoss, bauen zu lassen.

Dies würde die Straße beleben und die soziale Kontrolle positiv beeinflussen.

Die Stellungsnahme wurde in der QR-Sitzung am 6.6.2012 mehrheitlich angenommen.

text: QR Schöneberger Norden