Sprachmittlerinnen für den Straßenstrich

Miteinander ins Gespräch kommen, um die angespannte Situation zu entschärfen - das ist der Hintergrund, weswegen seit einigen Monaten so genannte „Sprachmittlerinnen" gemeinsam mit Mitarbeiterinnen der Hurenorganisation Hydra e.V. im Kiez rund um die Kurfürstenstraße unterwegs sind.
Seit mehreren Monaten stehen auf dem Straßenstrich zahlreiche Sexarbeiterinnen aus Osteuropa. Seitdem beschweren sich Anwohner und Gewerbetreibende unter anderem immer wieder über die aggressive Art, wie die Frauen auf potentielle Freier zugehen - die Situation wird immer angespannter.

Hier kommen die Streetworkerinnen ins Spiel: Sie bemühen sich um „kulturelle Mediation", versuchen, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen, eine Vertrauensbasis aufzubauen, einen Eindruck von ihren Sorgen und Nöten zu bekommen. Auf der anderen Seite erzählen sie den Frauen von der Situation vor Ort, vom Unmut der Anwohner und vom Erscheinungsbild des Straßenstrichs, wie er früher war.

Auch über ihre Rechte und Pflichten als Sexarbeiterinnen in Deutschland wissen viele der „Neuen" nur wenig. Und sie lernen auch Einrichtungen wie Hydra, das Café Frauentreff Olga oder das Gesundheitsamt kennen und erfahren etwas über gesundheitliche Prävention.

Mehrmals pro Woche und erst mal weiterhin bis Jahresmitte sind die Streetworkerinnen rund um Kurfürsten- und Potsdamer Straße unterwegs, nachdem das Projekt 2007 mit gutem Erfolg gestartet war: Die Frauen auf dem Strich, so die Erfahrung, sind offen für Tipps und dankbar für Unterstützung, sie nehmen auch Hilfsangebote gern an. Wenn sich die Streetworkerinnen mit einer der Sexarbeiterinnen nicht verständigen können, bemühen sie sich, rasch eine weitere Sprachmittlerin mit den entsprechenden Kenntnissen dazu zu holen. Ziel des Projektes ist es nicht, die Prostitution zu vertreiben, sondern bei den Frauen auf der Straße und den Anwohnern für mehr Verständnis füreinander zu werben.

Und da der Straßenstrich ja genau auf der Grenze zwischen zwei Quartiersmanagement-Gebieten angesiedelt ist, teilen sich die beiden auch die Förderung: Nach der ersten Förderperiode durch das Nachbar-QM Tiergarten Süd, wurde das Projekt vom QM Schöneberger Norden weiter unterstützt. Wie sich das Projekt anließ und welche Erfahrungen und Erfolge es gab - dazu erfahren Sie mehr im Projektbericht.

Über Streetwork bekommen die Mitarbeiterinen einen Einblick ins Geschehen vor Ort. Diese Erkenntnisse stellen sie dann auch den zuständigen Institutionen zur Verfügung, und sie tragen so dazu bei, dass sinnvolle weitere Präventionsprojekte für den Kurfürstenkiez entstehen können.

text: Projektbeschreibung/wolk