Prof. Jürgen Sawade, Schöpfer des Pallasseums hielt einen Vortrag zur Geschichte seines Gebäudes
Ein interessanter Besuch im Pallasseum: Professor Jürgen Sawade, der Architekt der Wohnanlage war gekommen, um auf die Entstehungszeit des Pallasseums zurückzublicken undsich den Fragen des interessierten und überwiegend jungen Publikums zu stellen. Der Vortrag warim Rahmen der Ausstellung "Schöne Aussichten"zum Pallasseum von der Ausstellungsmacherin Frau Kneis organisiert worden.
Weit zurück bis an den Anfang der 70er geht die wechselvolle Entstehungsgeschichte des Pallasseums. Eine durchaus schwierige Aufgabe stellte sich dem damals 35-jährigen, ehrgeizigen Architektenam Beginn seiner Karriere. Er hattesich mit drei Partnern gegen starke Konkurrenten durchgesetzt.
Mit Egon Eiermann, Mies van der Rohe und Le Corbusier im Gepäck machte er sich damals auf den Weg, um an dieser städtebaulich schwierigen Stelle qualitätvolles Wohnen im Rahmen des staatlich geförderten Wohnungsbaus zu realisieren.
Aufmerksam hörtedas Publikum zu, und die eine oder andere Anekdote gab Prof. Sawadeauch zum Besten: Z.B., wie er damalsdie "Utrechter Baumchirurgen" aus Holland engagierte, um achtzehn 60 Jahre alte Eichen in die Wohnhöfe umzusetzen; oder wie es schließlich gelang, dem damaligen Bausenat die ausstehende Baugenehmigung doch noch abzutrotzen; oder wie es nur durchdie Rettungeiner hessischen Betonfertigteilefirma doch noch möglich wurde, den Bau zu vollenden.
Ernst wurde Prof. Sawade immer dann, wenn er darauf zu sprechen kam, welche entscheidenden Elemente der ursprünglichen Planung nicht realisiert werden konnten und welche Einbußen die Wohnanlage dadurch erleiden musste: So konnte das Gesamtensemble mit drei Innenhöfen nie vollendet werden. Diedirekte Wegeverbindung zum Kleistpark gelang ebensowenig wie die Verkleidung des Bunkers. Die Trogtrasse entlang der Pallasstraße, die Voraussetzung für die Überbrückung der Straße war, wurde nie realisiert. Die Nutzungsgenehmigung für die aufwändig hergestellten Dachterrassen wurde versagt.Und spätestens der Zugang zur Wohnanlage von der Potsdamer Straße aus bringt ihn noch heute in Rage. Hier sollte ursprünglichein für die Öffentlichkeitzugänglicher und durch Geschäfte belebter Innenhof entstehen.
Die Wohnungen sind heute das Herzstück der Wohnanlage. Sie haben noch jeden überzeugt: Die guten Grundrisse, die hellen Räume, die großen Balkone und französischen Fenster, der Blick auf die Stadt.Das war in den 70er Jahren mehr, als der soziale Wohnungsbau normalerweise hergab, und das Konzept hat den Architekten damals Preise und internationales Lob eingebracht.
Vom Publikum abschließend danach gefragt, wie er denn heute, nach all den unruhigen Zeiten, zu seinem Bauwerk stehe, wurdeProfessor Sawadenoch einmal ernst:Er sieht sichund sein architektonisches Wirkenin der Tradition der klassischen Moderne, jenseits aller Moden.In der Tradition des "weniger ist mehr" sieht er auch das Pallasseum. Architektur ist Kunst, undbeides bedarf einer Haltung, wenn sie gut sein soll.
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text, fotos: AG SPAS