Ins rechte Licht gerückt: Probebeleuchtung der Yorckbrücken

Welche Leuchte soll es sein? - Industriearchitektur ins rechte Licht gerückt

Soll es der kleine ganz gezielte Spot sein oder das etwas größere Modell, das auch noch die Umgebung in seinen Lichtkegel mit einbezieht? Setzen die Neonlampen-Bänder die denkmalgeschützten Brücken schöner mit „nackten“ Leuchten oder mit verkleideten in Szene? Welche Licht-Temperatur und Lampenform wirkt am besten bei den geplanten Standleuchten zwischen den Brücken, und durch welche Art der Beleuchtung kommen die Stahlsäulen der Brücken oder die mit Ziegelmuster versehenen Seitenwände am besten zur Geltung?

Fürs Publikum nicht ganz einfach: Wo sitzt welche Leuchte, welche finde ich schön?

Wie viele Ideen, und auch wie viel Arbeit hinter einem Lichtkonzept stecken, das bekam das Publikum der Probebeleuchtung am 19. Juli 2012 – wie schon auf der Veranstaltung zu den Yorckbrücken am 6. Juni angekündigt - ganz praktisch mit.
An diesem Abend hatten Techniker exemplarisch an zwei der Schöneberger Yorckbrücken Strahler installiert – mit zwei Zielen: Einerseits ließ sich so schon einmal vorahnen, wie das geplante neue Konzept wirken soll. Und andererseits kam für jeden Teilaspekt eine ganze Reihe an möglichen Leuchtmitteln zum Einsatz; so ließen sich Vergleiche ziehen, und sowohl Fachleute als auch Anwohner/innen konnten auf Fragebögen auch gleich Bewertungen für die verschiedenen Varianten abgeben.

Die Planer erläutern das Lichtkonzept am angepinnten Palakt

Diese Möglichkeit, am zukünftigen Bild der eigenen Umgebung mitwirken zu können, nahmen die Zuschauer/innen gerne an. Zwar war es für Nicht-Fachleute teils nicht ganz einfach, die auf einem Plan eingetragenen Leuchten einwandfrei zu identifizieren. Das hatte aber andererseits zur Folge, dass die Leute die Köpfe über den Fragebögen zusammen steckten, in Grüppchen die einzelnen Strahler zu identifizieren versuchten und auch gerne die Gelegenheit wahrnahmen, die Fachleute aus Planungsbüro und Bezirksamt um weitere Auskünfte zu bitten.
Und Techniker, Ingenieure, Planer, Stadträtin Frau Klotz, Herr Kroll als Leiter des zuständigen Stadtentwicklungsamtes und weitere Bezirksamts-Mitarbeiter schienen sich in dieser Rolle auch ganz wohl zu fühlen – Stadtplanung zum Anfassen, eine schöne Idee.

Fein gestaltete Säulen, wuchtige Träger, gemusterte Seitenwände werden sichtbar

Anhand von an die Plakatwand geklebten Schaubildern erläuterten der verantwortliche Planer Herr Tibbe von der Gruppe Planwerk mit einem Kollegen das Gesamtkonzept: Noch brauchte es einiges an Vorstellungskraft, da die charakteristischen Lichtbänder entlang der Stahlträger natürlich bei laufendem Straßenverkehr nicht montiert werden konnten. Und beispielsweise die Standstrahler, zur Probe sehr nahe oder auch unter den Brücken aufgebaut, werden später die Lücken jeweils zwischen den Brücken-Bündeln erhellen.
Hier können Sie sich das Konzept der Gruppe Planwerk per Klick ansehen (png, 525 kb).

Auch Passant/innen auf dem Heimweg von der U-Bahn begannen mitzudiskutieren

Die ausgefüllten Fragebögen sollen zu einem Meinungsbild beitragen, das dann auch wiederum in die Realisierung des Lichtkonzepts mit einfließt. Noch in diesem Jahr sollen die Ergebnisse sichtbar werden.

Erhellend war die Probe nicht nur für interessierte Anwohner/innen und staunendes Laufpublikum, sondern auch für die Fachplaner, die neue Erkenntnisse mit ins Rathaus nahmen.
Und in einer Sache waren sich alle Anwesenden einig: Es ist schön, wenn einerseits die wuchtige Industriearchitektur der Yorckbrücken ganz wörtlich ins rechte Licht gerückt wird und andererseits gleichzeitig eine bislang düstere und unüberschaubare Passage einen freundlicheren Charakter erhält – wir sind schon gespannt!

text/fotos: S. Wolkenhauer