Preiswert bauen und wohnen – wer kann sich Stadt leisten?

„Wer kann sich Stadt leisten?“ - Diese Frage stellte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Rahmen der Initiative Architektur und Baukultur am 1. Februar 2012 auf einer öffentlichen Baukulturwerkstatt. Auch wenn die Diskussion keinen direkten Bezug auf unseren Stadtteil nahm: Die Veranstalter hatten ganz bewusst in den Schöneberger Norden eingeladen und dabei die Nähe zum Pallasseum gesucht, und so fand die Diskussion im Saal des PallasT statt, dem größten öffentlich zugänglichen Raum im Quartier. Das Podium bestand aus ausgewiesenen Fachleuten, die von langjährigen Erfahrungen u.a. aus den Niederlanden, den USA und Hamburg berichten konnten.

Ganz konkrete Anregungen brachte der Hamburger Staatsrat für Stadtentwicklung, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Sachs aus der Hansestadt mit. Dort hat sich der Senat unter dem Oberbürgermeister Olaf Scholz die Wohnungspolitik als wichtiges Politikfeld auf die Fahnen geschrieben: Ihm geht es darum, nicht nur zu vernetzen und zu steuern, sondern auch Geld in die Hand nehmen zu können. Sachs machte deutlich, dass es möglich ist, gemeinsam mit kommunalen Wohnungsunternehmen unter konsequenter Anwendung des Baurechtes Strategien zu entwickeln und unter Einsatz von Mitteln für sozialen Wohnungsbau umzusetzen. So wird dort bezahlbarer Wohnraum geschaffen, wo sonst der freie Wohnungsmarkt die Mieten bestimmt.

In der Diskussion wurde auch deutlich, dass eine qualitätvolle und nachhaltige städtische Wohnungspolitik nur möglich ist, wenn sie auf die sich immer wieder verändernden Bedarfe flexibel reagiert. Das ganze Spektrum von Angebot und Nachfrage muss dabei im Blick bleiben: junge Familien und Singlehaushalte, Stadtrandlagen und Innenstadtbereiche, Wohnungsneubau und Bestandsentwicklung, Wohnungseigentum und Mietwohnungen im preiswerten Segment, Freiflächen und Infrastruktur. Und immer wieder kam der Appell, Bewohnerinnen und Bewohner zu beteiligen.

Der seit kurzer Zeit amtierende Berliner Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, hatte bereits im Januar auf einer Veranstaltung in der Urania deutlich gemacht, dass die Berliner Wohnungs- und Mietenpolitik ganz oben auf seiner Agenda steht. Und so war es nur folgerichtig, dass der neue Staatssekretär Ephraim Gothe, der sich gemeinsam mit der Berliner Senatsbaudirektorin Frau Regula Lüscher lebhaft an der Werkstattdiskussion beteiligte, auf die Absicht seiner Verwaltung hinwies, einen „Stadtentwicklungsplan Wohnen“ aufzustellen.

Der Schöneberger Norden selbst war nicht Gegenstand der Diskussion. Dennoch war das Pallasseum im Saal präsent: In seinen ersten Impulsvortrag hatte Moderator Dr. Christian Welzbacher ein Foto des Hochhauses als abschreckendes Beispiel für industriellen Wohnungsbau eingebaut. Auch seine Kollegin Claudia Henne, Kulturredakterurin beim rbb, folgte dieser Schiene: Sie bezeichnete die Wohnanlage als „Sozialpalast“ - so wurden einmal mehr alte Vorurteile bedient, anstatt das Pallasseum als gutes Beispiel sozialer Stadtentwicklung darzustellen.

text: QM/Pulm