Der Schöneberger Norden: Folge 1 - Der Präventionsrat

Blick zurück: Einsatz für große Veränderungen

Der ehemalige Parkplatz der Wohnbauten am Kleistpark, Aufnahme 1999. Foto: Pressestelle Bezirksamt

Gleich die erste Sitzung des Präventionsrates Schöneberger Norden im Januar 1998 war ein voller Erfolg. Es kamen dreimal so viele Menschen als erwartet und der Saal im PallasT war bis auf den letzten Platz gefüllt.

„Die Stimmung war enthusiastisch, es waren viele Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen da“ erinnert sich Dr. Elisabeth Ziemer, die damalige Bezirksbürgermeisterin im Herbst 2009 gegenüber dem Schöneberger Morgen. Sie wurde im Mai 1997 durch eine Beschlussempfehlung der Bezirksverordnetenversammlung Schöneberg aufgefordert ein Sicherheitsforum zu gründen und entschied sie sich für ein Gremium, das die Bürgerschaft im Schöneberger Norden direkt beteiligte. „Ich wollte die Leute nicht mit Angeboten beglücken, sondern sie motivieren, selbst etwas zu schaffen, auf das sie stolz sein konnten.“

Bewohner/innen des Gebietes, Gewerbetreibende, Vertreter/innen von Institutionen und Einrichtungen, Initiativen, Trägern, Vereinen, der Polizei, den Wohnungsbaugesellschaften, der BSR, Kirchen, Schulen und Kitas, trafen sich mit politisch Verantwortlichen sowie Vertreter/innen der Verwaltung und zogen, wie sich heute im Rückblick leicht sagen lässt, an einem Strang.

Eingangsbereich Pallasseum Zustand 1999. Foto: Reinke

Der Präventionsrat sollte die damals vorherrschenden Probleme und Unsicherheiten im Schöneberger Norden durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten verbessern, die verschiedenen Stadträte mit ihren Abteilungen eingeschlossen. Dies war in Ansätzen möglich, machte aber auch deutlich, dass zusätzliche Mittel erforderlich waren. Schon Ende 1998 unterstützte die Senatsbauverwaltung erste Vorhaben finanziell und die Einstufung des Schöneberger Nordens als Quartiersmanagementgebiet im Frühjahr 1999 brachte weitere Mittel, so dass die im Präventionsrat vorgebrachten Ideen umgesetzt werden konnten. Dies war dringend notwendig, da die Menschen sichtbare Veränderungen erwarteten. So konnte die Grundlage für eine gelungene Symbiose von Präventionsrat und Quartiersmanagement gleich zu Anfang gelegt werden, und heute wird das in Berlin einzigartige Konzept von vielen Fachleuten und den Besucher/innen des Gebietes sehr positiv gesehen.

Inzwischen ist aus dem Parkplatz ein attraktiver Ort geworden, Aufnahme 2009. Foto: von Boxberg

Seit 14 Jahren tagt das Gremium vier bis sechsmal im Jahr unter Leitung der für das Quartiersmanagement zuständigen Stadträtin. In den Anfangszeiten kamen bis zu 150 Menschen. Dann ging es manchmal hoch her. Die Unzufriedenheit mit den Wohnverhältnissen, dem Schmutz, dem Lärm und anderen Belastungen in den Höfen und auf den Straßen war groß, sie wurde lautstark und oft voller Ungeduld geäußert. Aber die Menschen merkten bald, dass ihre Probleme und Anliegen ernstgenommen wurden und dass durch die konsequente Einbeziehung der Verantwortlichen Maßnahmen schnell ergriffen wurden. Die Offenheit der Diskussion, in der auch mal Grenzen aufgezeigt wurden, schaffte zunehmendes Vertrauen.

Neugestaltung von 2003 - Aufnahme 2012.

Über die Jahre hat sich der Charakter der Veranstaltungen verändert. Heute stehen weniger ungelöste Probleme im Mittelpunkt einer heftigen Diskussion. Vielmehr geht es darum, über die laufende Arbeit im Quartier zu berichten und sich darüber auszutauschen. Die Sitzungen beginnen aber weiterhin mit „Kiez aktuell“. Hier besteht für die Bewohnerschaft und die lokalen Akteure die Möglichkeit Fragen zu stellen und Probleme anzusprechen. Auch werden Projekte des QM von den Akteuren vor Ort, durch KiezVideo mit und ohne Musik präsentiert. Gelegentlich wird die vielfältige Arbeit der vielen kleinen und großen ehrenamtlichen Helfer/innen dargestellt und gewürdigt. Quartiersräte und andere Aktive werden in manchmal festlichem Rahmen vorgestellt oder verabschiedet, 2009 wurde das 10-jährige Jubiläum des Quartiersmanagements groß gefeiert.

Die Besucherzahlen sind mittlerweile auf 40 bis 70 Personen zurückgegangen. Aber wenn die Aktiven aus dem Quartier und der Verwaltung gebraucht werden, sind sie da. Und bei Sonderpräventionsräten zu speziellen, brisanten Themen wie z.B. Prostitution und den stark zunehmenden Belastungen rund um die Maaßenstraße, kommen dann aber auch wieder bis zu 120 Menschen zusammen. Durch die Kontinuität und die gute Vernetzung ist aus dem Präventionsrat ein Gremium geworden, in dem die Bewohner/innen ihre Erfahrung und ihr Expertenwissen über ihr Umfeld weiter geben können und durch ihr Engagement auch Verantwortung übernehmen.

text: Gisela Gut, Peter Pulm, Regine Wosnitza