Präventionsrat – das Forum für Alle: Das war das Treffen am 28. Mai 2015

Dass der regelmäßig stattfindende Präventionsrat ein wichtiges Forum für den Schöneberger Norden ist, zeigte sich einmal mehr bei der Sitzung am 28. Mai: Viele der Anwesenden beteiligten sich aktiv gerade auch beim ersten Tagesornungspunkt „Kiez aktuell“, in dem es um Fragen und Sorgen der Anwohner/innen geht.

Gleich zu Beginn ergriff eine Gruppe von Bewohner/innen und Nachbarn von außerhalb des QM-Gebiets die Gelegenheit ihr Anliegen vorzubringen: Seit Ende 2014 der Besitzer des Hauses Grunewaldstraße 87 (Ecke Elßholtzstraße) gewechselt hat, wohnen dor viel zu viele Menschen als neue Mieter auf engstem Raum. Gleichzeitig steigt die Kriminalität, Schmutz, Gewalt und Ruhestörungen sind im Haus und seiner Umgebung an der Tagesordnung. Altmieter würden massiv bedrängt, aber es tue auch weh zu sehen, wie die neu Zugezogenen behandelt werden. Noch passiert zu wenig. Was auf politischer Ebene oder in Zusammenarbeit mit weiteren Angeboten möglich?

Die Zustände vor Ort sind unerträglich, so auch Stadtentwicklungsdezernentin Sibyll Klotz. Sie sei froh, dass die Anwohner die Situation dieser Armutsausbeutung differenziert betrachten. Die Bauaufsicht sei regelmäßig vor Ort, viele Runden zwischen verschiedenen Ressorts hätten stattgefunden. Der Vermieter repariere auf Aufforderung einiges, die Lage verändere sich aber nicht wirklich. Alle Ämter versuchten größere Präsenz zu zeigen, mehr sei mit Amtsmitteln jedoch nicht machbar.
Unterstützung von Gesundheits- und Jugendamt würde von den Familien angenommen. Aktuell gebe es Verbindungen zum Stadtteilverein Schöneberg und zur Mietrechtsberatung von Amaro Foro. Frau Klotz versprach weiter mit zu koordinieren und ermutigte die Anwohner/innen in ihrem Engagement.

An der Steinmetzstraße gibt es wieder verstärkt Probleme, wie eine Mieterin und ein Mieterbeirat vorbrachten: Dort ziehen Gruppen von Kindern und Jugendlichen durch die offenen Hinterhöfe, sie rauchen Shisha, pullern, sind laut bis in die Nacht hinein. Wer etwas sage, werde unflätig beschimpft und bedroht. Bei der Gewobag erreiche man nur eine Service-Hotline; der Sicherheitsdienst sei komplett überfordert. Anzeigen bei der Polizei würden bekannt, Bedrohung sei die Folge, das traue sich keiner mehr. Schon zögen erste Nachbarn weg.

Frau Mommert von der Gewobag ergriff selbst das Wort: Eine Woche zuvor habe es ein Gespräch mit Jugendlichen und der Gewobag gegeben, Ergebnis: Die Jugendlichen wünschen sich einen Rückzugsort. Wie dieser eingerichtet werden könnte, dazu wolle die Gewobag auch das QM mit einbeziehen. Sie bat die Mieter/innen, ihre Anliegen schriftlich an die Hotline zu richten, und sie selbst stehe als Ansprechpartnerin bereit.
Auch ein Kontakt für den Mieterbeirat mit den Mütter- und Vätergruppen aus dem Steinmetztreff konnte auf dem Präventionsrat gleich hergestellt werden.

Ähnliche Probleme mit Jugendlichen wie an der Steinmetzstraße meldete Mathias Bauer aus den Tarsap-Häusern an der Kulmer/Alvenslebenstraße. Er fragte auch nach, wie weit die versprochenen Asbest-Messungen dort seien.
Die angekündigte Raumluftmessung habe stattgefunden, so Frau Lippert. Noch gebe es aber keine Ergebnisse.

Der Wunsch nach einer Frauen-Schwimmzeit im Stadtbad Schöneberg – das war das nächste Anliegen, vorgebracht von zwei Bildungsbotschafterinnen. „Wir sagen beide ja!“, so die spontane Reaktion von Frau Klotz und Frau Lippert. Sie fänden die Idee toll und wollten sich – wenn auch ohne Erfolgsgarantie - dafür einsetzen.

Angegriffen wurde die aktuell in Bau befindliche „Begegnungszone Maaßenstraße“ westlich des QM-Gebiets: Die Bewohner seien zur Umgestaltung nicht gefragt worden und niemand könne wegen des Kneipenlärms mehr schlafen.

Frau Klotz erinnerte daran, dass sie die Ansiedlung weiterer Kneipen schon untersagt hatte. Die Idee der Begegnungszone sei, dass eine Reduzierung von Regeln und bauliche Maßnahmen zu mehr Rücksichtnahme führe, Verkehr und Zusammenleben konfliktärmer würden. Es habe zahlreiche Befragungen auf Veranstaltungen und als Online-Dialog gegeben, mit überwiegend positiver Resonanz. Sie bat darum, der Begegnungszone erst mal einfach eine Chance zu geben.

- Doppelt so lange wie eingeplant hatte das Gespräch über Anliegen der Besucher/innen gedauert – ein deutliches Zeichen dafür, dass diese Möglichkeit zum Austausch wichtig ist. Im Schnelldurchlauf ging es daher weiter mit dem kurz von Frau Lippert zusammengefassten Punkt „Nachgehakt“ mit Ergebnissen der Anfragen aus dem letzten Präventionsrat:

Die ungenehmigten Werbetafeln an der Yorck-/Ecke Bautzener Straße seien inzwischen abgebaut. Dem Eigentümer, der an der Ecke Potsdamer/ Goebenstraße Wohnhäuser mit Tiefgaragen hatte bauen wollen, sei dies nicht gestattet worden – seitdem hätte er keinen weiteren Antrag eingereicht. Die gewünschte Beleuchtung des Wegs am Spielplatz Katzler-/Großgörschenstraße werde nicht kommen: Laternen würden den Anwohner/innen in die Schlafzimmer scheinen, das gehe nicht. In Sachen „Zebrasteifen am Bülowbogen“ sei der Fachbereich Straßenbau gesprächsbereit.
Für den „Ort der Erinnerung“ am Pallasbunker, an dem ein inzwischen rostendes blaues Metallband an die Geschichte der Sophie-Scholl-Schule als Wohnheim für Zwangsarbeiter-Familien im zweiten Weltkrieg gemahne, werde es vielleicht im kommenden Jahr ein neues Projekt geben – zum Beispiel als Wettbewerb für eine neues Kunstprojekt der Schule. Und zu guter Letzt: Der monierte Kleidercontainer direkt am Hochbunker Pallasstraße sei abtransportiert.

„Engagiert im Quartier“: Unter dieser Überschrift stellten sich zwei relativ neue Mieterbeiräte aus dem Quartier – der Gewobag-Mieterbeirat aus dem Steinmetzkiez und der Degewo-Mieterbeirat von der Pallasstraße – vor. Ein Mieterbeirat besteht jeweils aus mehreren Mieter/innen von Häusern eines Besitzers oder einer Wohnungsbaugesellschaft. Die Mitglieder sind quasi Bindeglied zwischen einzelnen Mieter/innen und Vermieter – sowohl was Beschwerden von Anwohnern betrifft als auch Anliegen.
Dreiköpfig ist der Beirat aus der Pallasstraße, zwei der Mitglieder sind parallel im Quartiersrat aktiv. Dass die Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement viel bringt, bestätigte der dritte im Bunde, Pawel Bdzikot: Er wohne seit 14 Jahren vor Ort, und die Verbesserungen im Kiez seien unübersehbar.
Auch im Steinmetzkiez sind zwei der drei Mieterbeirats-Mitglieder aus dem Steinmetzkiez im QM-Bereich (im Quartiersrat und beim Beirat des Empowerment-Projekts) engagiert. Und seit die Gewobag beim Steinmetzfest die neue Kiezstube eröffnet hat, gibt es auch eine feste Adresse für den Mieterbeirat.

Die neue Kiezstube an der Steinmetzstraße bietet als Anlaufstelle neue Räume für Treffen und Aktivitäten, so ergänzte Frau Mommert von der Gewobag in ihrem Bericht zum Quartierskonzept Steinmetzkiez. Die Arbeit von Mieterbeiräten soll weiter ausgebaut werden: Zusätzlich zum Bereich Steinmetzkiez ist noch für dieses Jahr ein neues Mietergremium für den Frobenkiez westlich der Potsdamer Straße geplant. Neu für viele Anwesende waren einige statistische Daten zum Gewobag-Bestand, unter anderem auch, dass in den Gewobag-Häusern ein großer Anteil der Mieter/innen über 55 Jahre alt ist.

Zum Mitwirken rief Frau Lassnig vom Projekt „Leitbild Potsdamer Straße“ auf: Wie lässt sich die Vielfalt an der Potsdamer Straße erhalten, was bedeutet das für die Unternehmen entlang der Straße? Um diese und weitere Fragen drehen sich Diskussionsveranstaltungen, ein Online-Dialog und aktuell auch Workshops, an denen alle Interessierten teilnehmen können. Sie sprach auch gleich eine herzliche Einladung zum nächsten Workshop am 30. Juni aus.

- Schon am Vortag des großen Steinmetz-Straßenfestes wies das Team QM zum Baschluss auf die nächsten spannenden Termine hin - herzlich willkommen:

Samstag, 13.06.2015, 15 – 19 Uhr: Hoffest im Pallasseum
Dienstag, 30.06.2015, 18 Uhr: 2. Workshop zum „Leitbild Potsdamer Straße“
Samstag, 12.09.2015, 15 - 19 Uhr: schöne_(w)orte_tage im PallasPark
Sonntag, 20.09.2015, 14 - 19 Uhr: Großgörschenstraßenfest
Donnerstag, 24.09.2015, 19 - 21 Uhr: Präventionsrat Schöneberger Norden im PallasT, Pallasstraße 35

text: Wolkenhauer