Projekt „Photovoice“ im Frauentreff OLGA: Willkommen zur Ausstellungseröffnung!

Herzlich willkommen zur Ausstellung des Photovoice-Projekts aus dem OLGA!

Gerne möchten wir Sie zur Ausstellungseröffnung unseres Photovoice-Projektes einladen!
14 Frauen aus fünf Nationen haben ihren Alltag fotografiert und über ihre Arbeit und ihre Träume gesprochen. Herausgekommen sind authentische und bewegende Momentaufnahmen aus dem Kiez rund um die Kurfürstenstraße.
Und natürlich möchten wir mit Ihnen auch das zehnjährige Jubiläum unseres Sprachmittlerinnen-Projektes feiern.

Wann:
01.04.2015, 15:00 Uhr
Wo:
Rathaus Tiergarten, 13341 Berlin
Um Anmeldung wird gebeten!

Ihr Team vom Frauentreff OLGA

- Hier können Sie sich das Photovoice-Buch aus dem OLGA schon mal vorab als PDF ansehen.

Das Photovoice Projekt im Frauentreff OLGA

Im Zeitraum von Januar bis Oktober 2014 hatten wir die Möglichkeit, in unserer Einrichtung „Frauentreff OLGA“ ein Projekt mit dem Namen Photovoice durchzuführen.

Photovoice ist ursprünglich eine partizipative Forschungsmethode, die in den 1990er-Jahren von Caroline Wang und Mary Ann Burris im Rahmen eines Gesundheitsprojektes entwickelt wurde und heutzutage vielfältige Anwendung findet. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das Fotografie und Erzählung in einem reflexiven Gruppenprozess verbindet: Mitglieder einer bestimmten Community bekommen eine Kamera und machen Fotos von ihren Lebenswelten. Die entstandenen Bilder werden gemeinsam besprochen und ausgewertet, um bestimmte Problemlagen aufzuzeigen und ggf. Veränderungsprozesse anzuregen. (Vgl. Unger, Partizipative Forschung, S. 69).

Es ging uns vor allem darum, den Frauen eine Plattform zu bieten um sich auszutauschen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre persönliche Sichtweise, ihre Wünsche und Ängste bezüglich ihrer Lebens- und Arbeitswelt rund um die Kurfürstenstraße zu artikulieren. Denn was wäre in einem Umfeld, in dem viele Sprachen gesprochen werden, in welchem manche Frauen nicht lesen und schreiben können und viele Frauen die Notwendigkeit sehen, anonym zu bleiben, besser geeignet als ein Fotoprojekt, in welchem jede Frau uns die Chance gibt, die Welt für einen Moment durch ihre Augen – durch ihre Kameralinse zu sehen.

Als es dann darum ging, die Frauen in das Projekt mit einzubeziehen und für die Teilnahme am Projekt zu begeistern, sahen wir uns vor eine vielseitige und spannende Herausforderung gestellt. Nur wenige Frauen zeigten Interesse und viele zweifelten an der Durchführbarkeit und Zielsetzung des Projekts. Problematisch an der Sache war, dass sich die meisten Frauen im Kurfürstenkiez aufhalten, um zu arbeiten und um Geld zu verdienen und eine Teilnahme am Projekt bedeutete für sie Dienstausfall. So mussten wir unser Konzept immer wieder neu an die Bedürfnisse der Frauen anpassen. Mit viel Flexibilität und Geduld warteten wir passende Gelegenheiten ab, um über das Projekt ins Gespräch zu kommen. Dabei stellte sich heraus, dass viele Frauen glaubten, keine Stimme zu haben und ihnen auch niemand zuhören (wollen) würde. Gleichzeitig erzählten die Frauen in den Gesprächen bereits sehr viele inhaltlich spannende Geschichten aus ihrem Lebens- und Arbeitsalltag und so zeigten sich bereits erste Effekte der Photovoice-Methode und wir kamen in einen Austausch miteinander.

Mit viel Geduld und Dank der unermüdlichen Hilfe unserer Sprachmittlerinnen und der Fotografin Kathrin Tschirner, aber vor allem mit aufrichtigem und ehrlichem Interesse, konnten wir doch etliche Frauen zur Teilnahme begeistern.
Den Frauen wurde zunächst die Handhabung einer HOLGA Analogkamera oder wahlweise einer Digitalkamera beigebracht. Einige der Frauen zogen selbstständig mit den Kameras los und schrieben ihre Geschichten auf, andere begleiteten wir auf ihren Wunsch unterstützend und unternahmen mit ihnen Streifzüge durch den Kiez und ihre Lebenswelten. Die Fotos wurden gemeinsam besprochen und so entstanden letztendlich viele spannende Geschichten, die sehr persönliche Einblicke in die Lebenswelten der Frauen geben.
Am Ende dieses Prozesses, nach zahlreichen Gesprächen und der Auswertung des umfangreichen Materials, steht nun dieses Buch. Mit gesammelten Erfahrungen, Bildern und Geschichten von insgesamt 14 Frauen aus 5 Ländern, als Ergebnis des Photovoice Projektes im Frauentreff Olga.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Teilnehmerinnen für ihr Vertrauen, ihre Zeit und ihr geteiltes Wissen, denn sie sind die Expertinnen ihrer eigenen Lebenswelt.

(Auszug aus dem Photovoice-Buch zum Projekt)

text/grafik: Einladung, Projektbuch