23. - 25. September: Muslimisches Opferfest

Was ist das Opferfest?

Das Opferfest ist ein wichtiges, religiöses Hochfest der islamischen Welt. Es bildet den Höhepunkt der Hadsch (Wallfahrt nach Mekka) und fällt auf deren letzten Tag.

Im islamischen Jahresablauf bildet das Opferfest mit Hadsch neben dem Ramadan und dem Zuckerfest die festlichste Zeit und ist ähnlich zentraler Bedeutung wie Weihnachten und Ostern im christlichen Glauben. Das Fest dauert drei oder vier Tage, der erste Tag ist der eigentliche Festtag. Aufgrund des islamischen Mondkalenders verschiebt sich das Opferfest im Sonnenkalender rückwärts um meist elf Tage pro Jahr und kann demzufolge zu jeder Jahreszeit stattfinden. In diesem Jahr beginnt das Opferfest am Mittwoch, dem 23. September 2015.

Die religiösen Ursprünge dieses Festes gehen auf das sowohl in der Bibel als auch im Koran erwähnte abrahamitische Opfer zurück.
Während des Opferfests gedenken die Muslime der koranischen Geschichte des Propheten Ibrahim, der seinen Sohn Ismail opfern wollte, um Gott (Allah) seine absolute Hingabe zu beweisen. Ibrahim blieb viele Jahre kinderlos und flehte Gott um einen Sohn an und versprach, ihn sogar zu opfern, so sehr wünsche er sich ein Kind. Da gebar ihm seine Frau Hagar einen Sohn mit Namen Ismail, so der Text, und Ibrahim vergaß sein Versprechen. Da befahl Gott ihm eines Tages, seinen Sohn als Opfer darzubringen. Als Ibrahim dies voll Trauer Ismail erzählte, stimmte Ismail jedoch zu, dass Gottes Befehlen Folge geleistet werden müsse. Als Gott dann sah, so die Geschichte, dass Ibrahim aus Gottesfurcht bereit war, seinen Sohn zu töten, hielt er Ibrahim vom Opfer ab und gestattete ihm stattdessen, einen Widder zu opfern. Ibrahim verköstigte dann die Bedürftigen mit dem Fleisch des Widders.

Die Ähnlichkeiten mit der biblischen Erzählung von Abrahams Opfer sind eindeutig.

Die Geschichte lehrt uns, dass die Hingabe an Gott auch eine hohe Opferbereitschaft erfordert, doch bedürfe diese nicht des Blutvergießens unter den Menschen. Stattdessen sei etwas vom persönlichen Hab und Gut und von der eigenen Bequemlichkeit zu opfern.

Diese Geschichte bildet die Grundlage für das heutige Opferfest, an dem es für die Muslime weltweit eine Pflicht ist, ein Tier zu schlachten, soweit ihre Finanzlage dies zulässt. Es ist Brauch, das Fleisch des Opfers an die Bedürftigen zu verteilen. Aber auch Freunden und Verwandten soll man etwas vom Fleisch zukommen lassen. Darüber hinaus ist es üblich, einander Grüße und Segenswünsche auszusprechen.
Am ersten Morgen des Opferfestes besuchen die Muslime die Moschee, um gemeinsam zu beten und eine Festtagspredigt zu hören. Meist schließt sich an den Besuch der Moschee traditionell ein Besuch des Friedhofs an, um seiner verstorbenen Verwandten und Bekannten zu gedenken und für sie Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen. Anschließend isst man zu Hause und besucht Freunde und Verwandte.
Die Jüngeren besuchen die Älteren, es gibt auch Gegenbesuche. Dabei werden meist in großer Runde diverse Gerichte und Getränke angeboten. Man macht sich gegenseitig und oftmals auch den Bedürftigen Geschenke. Es ist üblich, den älteren Freunden und Verwandten als Zeichen besonderen Respekts die Hand zu küssen. Dafür gibt es zumeist ein Geschenk – sei dies Geld oder aber Süßigkeiten, besonders für Kinder.
Sowohl die Männer als auch die Frauen ziehen sich besonders schöne oder neue Kleidung an. Auch die Wohnung ist festgemäß vollkommen aufgeräumt und gesäubert.

text: Remzi Uyguner (QM)