Menschen aus dem Schöneberger Norden: Alle Menschen haben Respekt verdient

Heike Sievers sieht das Gute in jedem Menschen und steht mit Rat und Tat zur Seite.

Seit 13 Jahren arbeitet Heike Sievers als Straßensozialarbeiterin im Bereich der Kurfürstentraße. Zwei Mal in der Woche zwischen 20 und 22.30 Uhr sitzt sie entweder in einem Bus, der als Beratungsraum dient, oder geht mir ihren Kolleg/innen durch die Straßen des Quartiers, um ihre Klientel anzusprechen. Aufsuchende Arbeit wird das genannt. Heike Sievers arbeitet bei Gangway, einem Träger für Straßensozialarbeit.

Ihr Auftrag ist es, sich um von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen zu kümmern. Dazu gehören auch die hier arbeitenden Sexarbeiterinnen. „Viele dieser Frauen haben keine Wohnung, sie leben in Kellern, Hausfluren, bei Freiern, auf U-Bahnhöfen, Pensionen oder auch bei Anwohner/innen", erklärt Heike Sievers.

Das Vertrauen der Frauen zu gewinnen ist oft langwierig. „Es beginnt immer mit Smalltalk, bis die Frauen merken, dass sie nicht enttäuscht werden oder über ihre Köpfe hinweg entschieden wird“, beschreibt Heike Sievers.

Lösungen für die unterschiedlichen gesundheitlichen, psychischen und familiären Problemlagen zu finden, ist für Heike Sievers eine große Motivation in ihrer Arbeit. "Ich hab mich für die Straßensozialarbeit entschieden, weil sie sehr vielseitig ist", sagt sie. 

Dabei hat sie eine Veränderung im Bezug auf die Prostitution im Kiez bemerkt. "Immer weniger Menschen sagen, dass sie die Frauen vertreiben wollen", erklärt sie. "Es wird vermehrt auf konkrete Probleme wie herumliegende Spritzen, Dreck und Lautstärke Bezug genommen, wenn Anwohner/innen sich beschweren."

Persönliche Kontakte sind für Heike Sievers die Grundvoraussetzung, um das Miteinander zwischen Anwohner/innen und Sexarbeiterinnen noch weiter zu verbessern. "Mehr Begegnung würde bewirken, dass alle mehr Verantwortung für das Umfeld übernehmen", meint sie. "Doch das muss von den Anwohner/innen kommen. Die Frauen halten sich zurück, weil sie immer wieder beschimpft worden sind. Doch sie haben Respekt verdient.“

text: Wosnitza; foto: Bahrs