Kuhstall, Kunst und Karaoke: Geschichte und Galerien beleben den Tourismus im Schöneberger Norden

Ob der überraschende Hinweis auf den ehemaligen Kuhstall, ...
... das Souterrain-Atelier, ...
... die Karaoke-Bar ...
... oder die Zwinger Galerie und andere Kunstorte: Es gibt viel zu entdecken!

Der Blick aus ihrem Atelier-Fenster hat sich nicht verändert. Seit 11 Jahren schaut die Graphikdesignerin und Künstlerin Ulla Barth aus ihrem Souterrain-Atelier in der Alvenslebenstraße auf Bürgersteig und Autoreifen.

Verändert haben sich ihre Gespräche mit den Passant/innen. Immer häufiger beugen sich Menschen durch das offene Fenster zu ihr herunter, winken mit dem Stadtplan und fragen „Where is....?“ Noch nie waren so viele englischsprachige Tourist/innen unterwegs im Schöneberger Norden.

Der Zuzug von mehr als 30 Galerien im Gebiet der Potsdamer Straße, von Berlins größter Karaoke Bar „Green Mango“, die Ansiedlung von Hotels, Cafés und Kneipen und die steigende Zahl von geführten Straßenrundgängen zeigen, dass der Schöneberger Norden für Menschen aus Berlin und der ganzen Welt attraktiv geworden ist. Ulla Barth kann das gut verstehen, denn ihrer Meinung nach ist Schöneberg mit seinem „Hauch von Individualität“ und der Fähigkeit „mit sehr wenigen Mitteln kreativ sein zu können,“ unbedingt sehenswert.

Auch die Historie zeigt sich seit kurzem deutlich. Um die Ecke in der Steinmetzstraße erinnert seit kurzem eine Infotafel an den Kuhstall der Familie Mendler, der sich bis 1978 im zweiten Hinterhof befand. Sie ist Teil des Projekts „Historische Orte sichtbar machen“ für das Schüler/innen der Sophie-Scholl-Schule und der Gustav-Landscheidt-Schule Material recherchierten, das Einblicke in die vielfältige Geschichte des Quartiers geben.

Schüler/innen des nahe gelegenen Oberstufenzentrums Lotis in der Dudenstraße hingegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Gleichaltrige und andere Interessierte zu Fuß durch den Schöneberger Norden zu führen. „Ich bin positiver und stolzer geworden hier zu leben,“ sagt Farah Seif. „Obwohl ich hier lebe, hab ich bei der Vorbereitung jede Menge interessante Orte entdeckt.“

Tourist/innen empfiehlt sie den Eisladen Ecke Pallasstraße, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Und den Crellemarkt. Hier gibt eine Infotafel Auskunft, dass seine Anfänge in das ausgehende 19. Jahrhundert zurückreichen. Heutzutage tummeln sich die Menschen hier mittwochs und samstags und tragen Plastiktüten mit Gemüse und Obst nach Hause.

In der Mansteinstraße sieht Werner Müller von der Galerie Zwinger das Markttreiben mit Freude. „Ich war 14 Jahre in der Auguststraße in Mitte,“ sagte er. „Doch wenn ein Künstler fünf Mal in den gleichen Räumen ausgestellt hat, fehlt es an Inspiration. Ein neuer Raum gibt dann wieder Auftrieb.“

Als langjähriger Anwohner entdeckte er den leeren Laden und sah für sich großes Potenzial in der Nachbarschaft zum legendären Leydicke und dem neu eröffneten Café Manstein. Seine Nachbar/innen werden Besucher/innen seiner Galerie. „Alle freuen sich, dass sich in der Straße etwas tut,“ sagt er. „Auch diejenigen, die nicht viel von Kunst wissen, kommen herein und schauen sich um.“
 
Doch die Galerienszene kann auch gezielt entdeckt werden. Aus San Francisco brachte Kit Schulte aus der Winterfeldtstraße die Idee zum Schöneberger Art Walk mit. 12 Galerien beteiligen sich inzwischen daran und halten ihre Räume an jedem letzten Samstag im Monat für Besucher/innen offen.

Und am ersten Novemberwochenende streiften Menschen mit dem Plan des „Schöneberger Galerienrundganges“ durchs Gebiet. Darauf war auch ein Souterrainatelier in der Alvenslebenstraße zu finden. Ulla Barth träumt von einer Galerie zu ebener Erde. Doch bis sie sich diesen erfüllt, schaut sie gerne weiter auf Bürgersteig und Autoreifen und plaudert mit Nachbar/innen und Tourist/innen durchs offene Fenster.

Ulla Barth
Alvenslebenstraße 5
10783 Berlin
Telefon 030 43203866
www.ullabarth.de 

Historische Orte sichtbar machen

Geschichtsstationen im Stadtraum
www.historische-orte.info

Schülerführungen durch den Schöneberger Norden

Projekt Grenzgänge
FiPP e.V.
Schlesische Str. 19
10997 Berlin
Tel. 030-69 56 40 02
Fax  030-69 56 40 03
grenzgaenge[at]fippev[.]de
www.grenzgaenge-berlin.org


KIT SCHULTE
CONTEMPORARY ART BERLIN

Winterfeldtstr. 35
10781 Berlin /Schöneberg
Tel: +49 (0)30 21 005 237
http://www.kitschulte.com/artwalk


Zwinger Galerie

Mansteinstraße 5
10783 Berlin.
T: +49 (0)30 28 59 89 07
www.zwinger-galerie.de

text: Wosnitza - SchöMo 47; fotos: Bahrs (3), promo (1)