"Kaum noch normale Berliner" - ein neues Buch über den Schöneberger Norden
Der Schöneberger Norden als "schlimmer Kiez", fast schon als Slum: Jens Adam hat genauer hingeschaut, ob dieses oft gezeichnete Bild vom Stadtteil wirklich stimmt - und was die Anwohner selbst von ihrem Viertel halten.
Der "Sozialpalast", der gesprengt werden soll, wo es dort doch so viel Armut, Kriminalität, und Drogen gibt, ein Kiez, der "kippt", in dem Verwahrlosung und Vandalismus das Bild bestimmen und aus dem jeder nur noch weg will: Noch gar nicht so lange ist es her, da prägte ein richtiges Schreckens-Szenario die Berichterstattung über den Schöneberger Norden und speziell das Pallasseum.
Doch stimmte dieses Bild? Genau diese Frage stellte sich Jens Adam, seines Zeichens Ethnograph - und nahm sie zum Anlass, seine Diplomarbeit im Jahr 2001 über dieses "soziale Problemquartier" zu schreiben.
Diese Arbeit ist nun für alle lesbar als Buch erschienen: "Kaum noch normale Berliner - Stadtethnologische Erkundungen in einem `sozialen Problemquartier´" heißt Band 8 der "Berliner Ethnographischen Studien", erschienen im LIT Verlag. Und Jens Adam schaut genauer hin als es Zeitungsberichte tun: Wie würde ein unvoreingenommener Spaziergänger den Kiez erleben - wirklich als so schrecklich, heruntergekommen, abstoßend? Und vor allem: Was sagen die Anwohner selbst zu ihrem Viertel? Mögen sie es, kümmern sie sich um die Gegend vor ihrer Haustüre oder nebendran, oder ist ihnen das völlig egal?
Zahlreiche Interviews untermauern, was Jens Adam alles herausgefunden hat - und vielleicht wird der ein oder andere Leser sich auch noch an angesprochene Vorfälle, Probleme oder Lösungsansätze aus der Zeit ein paar Jahre zurück erinnern. Denn das ist die Arbeit fast nebenbei auf alle Fälle auch geworden: Ein Dokument über eine Wende vom "passiven" Stadtteil hin zu einer Gemeinschaft, die mit sichtbaren Erfolgen versucht, Strategien für ein gutes Zusammenleben zu finden.
text: wolk; grafik: Buchtitel