KKK - KiezKunstKultur: Serie Geschichtsorte: Der U-Bahnhof Bülowstraße

Der Bahnhof Bülowstraße vor ca. 100 Jahren - noch nicht umtost vom Autoverkehr. (Foto: Museen Tempelhof-Schöneberg/ Archiv)

Im Schöneberger Norden gibt es mehr Sehenswürdigkeiten und Denkmäler als viele vielleicht vermuten würden. In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen den U-Bahnhof Bülowstraße etwas näher vorstellen.

Der Berliner hat im allgemeinen wenig Witterung für bahnbrechende neue Gedanken“. Dieses Urteil fällte Hans Schliepmann in dem Artikel „Die Berliner Hochbahn als Kunstwerk“ der Berliner Architekturwelt von 1901. Recht hatte er.

Der Unternehmer Werner Siemens brauchte 16 Jahre, um die Berliner Stadtväter davon zu überzeugen, wie die zunehmenden Verkehrsprobleme der Millionenstadt zu beheben seien.
Als die Hochbahn dann im Februar 1902 eröffnet wurde, führte sie durch die gründerzeitlichen Viertel Kreuzberg und Schöneberg, denn in der Tauentzienstraße erschien sie zu hässlich.

Doch man warf einen Köder aus. Die Hochbahnhöfe sollten von namhaften Archi-tekten gestaltet werden. Für den U-Bahnhof Bülowstraße erhielt Stararchitekt Bruno Möhring den Auftrag.

Prompt erklärte Hans Schliepmann, die Bülow-straße sei aufgrund von Möhrings Jugendstilarchitektur „nicht nur nicht 'verschandelt', sondern zur originellsten und interessantesten Straße Berlins geworden.“

Und die Mieter blieben trotz des Hausdurchbruchs am Dennewitzplatz wohnen. Dieser brachte Touristenschwärme, die die technische Meisterleistung in den unter der Durchfahrt lokalisierten „Akademischen Bierhallen“ diskutierten.  

Die Nörgler verstummten und fanden sogar Gefallen am Flanieren auf dem schattigen und regenfreien Weg unter dem Viadukt.

Seit 1972 standen in der durch den Mauerbau unterbrochenen Station U-Bahn Wagons, in denen Trödel feilgeboten wurde. Seit 1993 rumpeln und quietschen die Züge der U2 wieder von Ost nach West.

Saniert in den letzten Jahren ist der Bahnhof  Bülowstraße heute ein beliebtes Fotomotiv für Tourist/innen, was wiederum die Berliner/innen beglückt und Schliepmanns Prophezeiung erfüllt: „Es wird die Zeit kommen,“ schrieb er, „wo er (der Berliner) auch auf seine Hochbahn, trotz mancher Fehler derselben, sehr stolz sein wird.“

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Schöneberger Morgen Nr. 43