Faszinierend ist das übergreifende Denken

Angelika Schöttler - Foto: Bahrs

Angelika Schöttler ist in Schöneberg aufgewachsen.
1982 trat sie in die SPD ein.
Von 1989 bis 2002 gehörte sie durchgängig der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
des Bezirks an.
Jugendpolitik ist – neben der Haushaltspolitik – ihr Schwerpunkt. Seit 2002 ist sie Stadträtin für Familie, Jugend und Sport in Tempelhof- Schöneberg. Im Jahr 2006 kam die Verantwortung für das Quartiersmanagement dazu.

  • Wann war Ihre erste Begegnung mit dem Schöneberger Norden?

Seit 1989 bin ich durch meine Tätigkeit im Jugendhilfeausschuss mit dem Schöneberger Norden „im Kontakt“, denn auch für die Jugendarbeit war und ist der Schöneberger Norden ein Schwerpunkt. Die Entwicklung zum QM-Gebiet habe ich von Anfang an mit verfolgt. Jugendhilfe und QM haben viele gemeinsame Ziele und Vernetzung ist für beide ein wichtiges Thema.

  • Was gab es Neues, als Sie 2006 für das QM zuständig wurden?

Als Ergänzung zum Präventionsrat sind die Kiezgespräche neu entstanden. Wenn Leute im Quartier etwas bewegen wollen, wollen sie das vor ihrer Haustür tun. Und wenn man kleinteiliger denkt, findet man weitere Netzwerke. Das hat funktioniert.

  • Gab es in den Kiezen unterschiedliche Probleme?

Die Kiezgespräche sind schon sehr unterschiedlich gelaufen.
Im Pallasseum waren es die Innenhöfe. Im KulmerKiez konnten viele engagierte Menschen miteinander bekannt gemacht werden und im FrobenKiez ist die Verkehrsberuhigung ein Dauerbrenner.

  • Welche Stellung nehmen die Quartiersräte ein?

Hier wurde die Bürgerbeteiligung konsequent weiter entwickelt.
In der Regel funktioniert die Zusammenarbeit gut, doch wir haben auch schon um gemeinsame Standpunkte gerungen.
Demokratische Prozesse kosten viel Kraft, aber wenn alle Beteiligten es schaffen, im Interesse der Menschen des Gebietes zu handeln, erreichen wir viel. Und das ist gut so!

  • Waren Sie im Nachhinein einmal froh, dass der Quartiersrat ein Projekt positiv entschieden hat, bei dem Sie selbst Zweifel hatten?

Ja, bei der Lichtergalerie in der Steinmetzstraße. Die Idee war gut, aber bei mir bestand die Sorge, ob die Lichtobjekte den ersten Schneesturm und die Sylvesternacht überstehen.
Das war dann überhaupt kein Problem. Und ich bin sehr froh, dass alle den Mut hatten, das durchzuziehen.

  • Welches sind weiterhin ganz wichtige Themen?

Die Nachbarschaften weiter entwickeln, die Arbeit mit Eltern und die Bildung der Mädchen und Jungen, sie sind unser Potenzial. Die Prostitution wird immer ein Thema bleiben und dort wollen wir die Begleitumstände abmildern.
Das Problem ist, dass es noch immer keine Regelfinanzierung gibt.

  • Wie sehen Sie die Zukunft des QM in den nächsten Jahren?

Ich glaube, dass der Schöneberger Norden und seine Menschen noch lange Hilfe brauchen. Es mag sich zwar im Vergleich vieles verbessert haben, aber wenn
man sich zurückzieht, gäbe es Probleme. Man kann sich über Projektförderungshöhen streiten.
Aber wenn man an die Größe des Stadtteils und die Belastungen denkt, funktionieren die aufgebauten Strukturen nur weiter, wenn es einen Motor gibt, der sie weiter bewegt.

  • Was gefällt Ihnen an der Arbeit im QM Schöneberger Norden?

Faszinierend ist das übergreifende Denken. Man denkt nicht in Ressorts, sondern schaut, wie insgesamt etwas vorangebracht werden kann. Außerdem ist das Kennen lernen von anderen Sichtweisen bereichernd, die Tatsache, dass man mit Akteuren etwas entwickeln und die Bürger aktivieren kann.

Das ist es, was Spaß macht.