Heroes in Schöneberg-Nord: Fortbildung für Pädagog/innen zu „Ehrbegriff in Ehrenkulturen“

Auf großes Interesse stieß die Fortbildung zum Thema "Ehrbegriff in Ehrenkulturen", welche von der Regionalrunde Jugendarbeit Schöneberg-Nord initiiert wurde.
Ahmad Mansour (Dipl. Psych.) und Yilmaz Atmaca (Schauspieler und Theaterpädagoge) führten die Fortbildung durch. Beide sind Gruppenleiter des von Strohhalm e.V. 2007 gegründeten Projektes „HEROES gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“.

Hier engagieren sich junge Männer aus sogenannten Ehrenkulturen gegen Unterdrückung im Namen der Ehre und für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern. Die Gruppenleiter setzen sich mit den jungen Männern über den Begriff Ehre auseinander, erarbeiten zusammen mit ihnen Rollenspiele zum Thema und bilden sie zu Multiplikatoren aus. Diese Multiplikatoren wiederum gehen an Schulen und bieten Workshops an, wodurch die erarbeiteten Informationen weitergegeben werden.

Ihre Ausgangsthese ist, dass viele junge Männer, aber auch Frauen aus diesen Kulturen, einen archaischen Begriff von Ehre besitzen und sich dadurch oftmals selbst in ihrer Entwicklung hemmen. Oftmals leiden sie unter der Situation, gegenüber ihrem sozialen Umfeld für einen Ehrbegriff eintreten zu müssen, der mit ihrer eigenen Vorstellung von Ehre nichts zu tun hat.

Das Projekt Heroes thematisiert diese unterschiedlichen Konzepte von Ehre und sucht mit den Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung darüber.
Zur Fortbildung fanden sich am 27.02.2014 zwanzig Pädagog/innen in der Jugendfreizeiteinrichtung Fresh 30 zusammen, um mit den Gruppenleitern über „den Ehrbegriff in Ehrenkulturen“ zu diskutieren und sich diesem anzunähern.

Themen hierbei waren unter anderem

  • Was ist Ehre?
  • Welche gesellschaftlichen und sozialen Strukturen, Erziehungsmethoden und psychologische Aspekte führen zu Unterdrückung im Namen der Ehre?
  • Sexismus, Geschlechterrollen in Ehrenkulturen, Machtverhältnisse, Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit.
  • Die Methoden von Heroes bei der Arbeit mit Jugendlichen zum Thema Unterdrückung im Namen der Ehre

Anschaulich schilderten Ahmad Mansour und Yilmaz Atmaca, welchen Zwängen Mädchen und Jungen im Zuge ihres Heranwachsens unterworfen sind. Welche Strategien werden von ihnen entwickelt um damit umgehen zu können, welche Privile-gien besitzen Jungen und welche Rolle können Pädagog/innen in diesem schwierigen Prozess einnehmen, um die Jugendlichen zu unterstützen?

Diese Fragen waren für die anwesenden Pädagog/innen interessant, sind sie doch im Zuge ihrer Arbeit häufig mit Vorstellungen von Ehre konfrontiert, die den eigenen Überzeugungen diametral entgegenstehen. Deshalb gestaltet sich der Umgang mit dieser Thematik unter professionellen Gesichtspunkten schwierig und stellt die Beteiligten vor erhebliche Herausforderungen. Nicht wenige sehen sich der Auseinandersetzung zum Thema Ehre mit den Jugendlichen nicht gewachsen und es wurde an vielen Stellen deutlich, wie hoch der Informationsbedarf hierzu ist.

Leider war zu wenig Zeit um alle relevanten Aspekte rund um dieses emotionale und brisante Thema anzusprechen, so dass ein Folgetermin ins Auge gefasst ist.
Ebenfalls beschlossen wurde, den diesjährigen Kinder- und Jugendtag als Workshop mit den Heroes zu gestalten.

Herzlich bedanken möchten wir uns nicht nur bei den Referenten, sondern auch bei der Amadeo-Antonio-Stiftung, welche diese Veranstaltung erst ermöglicht hat.

text:KiTS aktuell - Markus Keller (Fresh 30), Gunter Groß (Villa Schöneberg)