Abwechslungsreiche Herbstferien in Schöneberg-Nord


Das diesjährige Herbstferienprogramm war proppevoll: Das Outreach Team Schöneberg-Nord, das Überbezirkliche Kletterprojekt Outreach und das Netzwerk Jungensport hatten klasse Sachen zusammengestellt!

Unser Ferienprogramm begann schon am Samstag vor dem offiziellen Beginn der den eigentlichen Ferien. An diesem Tag trafen sich das "Überbezirkliche Kletterprojekt Outreach" (ÜKO) und sechs minderjährige unbegleitete afghanische Flüchtlinge in der T-Hall in Neukölln. Die jungen Männer leben in einem von Alep e.V. betriebenen Wohnheim in Neukölln, eine der dortigen Mitarbeiterinnen hatte uns kontaktiert. Das ÜKO war mit drei Menschen vor Ort, einem Mitarbeiter und zwei weiblichen Peerhelperinnen, so dass die Flüchtlinge gut und eng betreut die Wände erklimmen konnten. Wir sprechen zwar kein Dari, aber einer der "Jungs" sprach sehr gut Deutsch und dolmetschte. Müde und hungrig zogen wir nach dem Sport in die Villa, wo "unsere" Jugendlichen schon den Grill vorbereitet hatten. Gemeinsam gingen wir einkaufen, grillten, aßen und spielten Kicker bevor wir uns abends glücklich wieder trennten.

Eine ähnliche Aktion führten wir dann auch am Mittwoch durch. An diesem Tag zog es uns mit neun Flüchtlingen aus dem Erstaufnahmelager in Marienfelde und drei Jungs aus dem "House of Fun" in die Kletterhalle. Drei Peerhelperinnen waren eingesetzt und leisteten wieder einmal ausgezeichnete Arbeit. Auch in diesem Falle verlief die Verständigung gut. Zum einen sind zwei der Flüchtlingskinder schon länger in Deutschland und beherrschen die Sprache, sodass sie dolmetschen konnten. Zum anderen haben die Peerhelperinnen einen arabischen Familienhintergrund und ihre Sprachkenntnisse reichen aus um sich mit den Kindern und Jugendlichen auszutauschen, was für sie wiederum bedeutet ein gutes Sprachtraining zu absolvieren und Hemmungen zu überwinden.

Eine Anmerkung noch… im Vorfeld sagten uns die Betreiber der T-Hall, dass ein superenger Betreuungsschlüssel notwendig ist, da sie, aufgrund der Sprachbarrieren, in der letzten Zeit schlechte Erfahrungen mit solchen Gruppen gemacht hatten. Es war zu Beinahe Unfällen und Störungen des allgemeinen Kletterbetriebes gekommen. Aus diesem Grund und an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten: An die T-Hall für ihr in Jahren der Zusammenarbeit gewachsenes Vertrauen in uns, an Alep e.V., das Haus of Fun und das Quartiersbüro W40, dass sie dafür sorgten, dass genügend Betreuer*innen vor Ort waren. An Nicole, die uns ehrenamtlich unterstützte und last but not least an die Peerhelperinnen, mit denen wir als gut eingespieltes Team agieren können und ohne deren Einsatz und Engagement solche Events nicht zu rocken wären!

Sportlich ging es weiter. Im Rahmen des Projektes "Netzwerk Jungensport" kämpften wir an drei Tagen der Ferien in einem Kicker-, einem Tischtennis- und einem Fußballturnier um die ersten Plätze. Der ausgelobte Preis war aber auch zu verlockend. Die jeweils Besten werden zu einem Essen in das Restaurant Sofram eingeladen. Hierauf freuen sich nun 10 Kinder und Jugendliche. Das Essen gehen trifft sich auch gut, denn Hunger haben wir eigentlich immer.

Diesem Umstand wurde auch in den Ferien Rechnung getragen. Dienstags nutzten die Kinder von der "Mobilen Sozialarbeit mit Kindern" (MoKi) die Küche der Villa und kochten leckeres. Es war auch immer genug für alle da, sodass niemand darben musste. Dieses Kochangebot und auch das muss einmal erwähnt werden, ermöglichen uns die Lebensmittelspenden der Tafel und die von Sulaf Ahmed, dem Besitzer des Rewe-Geschäftes in der Potsdamer Straße 128. Herzlichen Dank sagen volle Mägen :-).

Ebenfalls mit der MoKi verbrachten zwölf Kinder einen Supertag im Erlebnisbad "TURM Erlebniscity" in Oranienburg. Dort konnten wir schwimmen, rutschen und das Wellenbad genießen.

Das absolute Highlight aber war

Der Schmiedeworkshop!!!

Schon als wir "Harry den Schmied" sahen, wähnten wir uns in einer Asterix-Geschichte: Weiße Haare, Zopf und Schiebermütze, langer Bart, in vier Zöpfen gebändigt. Die zünftige Lederschürze trug ihren Teil zum Gesamtkunstwerk bei. Wir hatten Harry beim Sommerfest des Familienzentrums Upsala in Pankow kennen gelernt, zu dem wir mit dem ÜKO einen Ausflug unternommen hatten. Nun war er endlich bei uns, mit mobiler Esse, Ambos, diversen Hämmern und Zangen, unterschiedlichen Metallstäben und -stücken, sowie mit vorbereiteten Holzwürfeln. Fangen wir mit den Holzwürfeln an.
Hatte Harry die Esse eingeheizt, legte er einen Metallstab in die Glut. Dieser hatte einen Holzgriff, sodass wir ihn anfassen konnten ohne uns zu verbrennen. Glühte nun das Eisen, nahmen wir es, unterstützt von Harry, heraus und drückten es mit der glühenden Spitze auf das Holz. Das qualmte und stank! Hinterher aber hatten wir einen richtigen Würfel mit eingebrannten Zahlen.
Das Schmieden an sich war dann schon etwas schwieriger. Um den Umgang mit dem Hammer und dem glühenden Werkstück zu erlernen, fertigten wir zunächst Kleiderhaken, die wir Zuhause an die Wand dübeln können. Dazu mussten wir ein Rundeisen zunächst in Schneckenform hämmern, was aber nicht in einem Arbeitsschritt umzusetzen ist. Immer wieder musste das Eisen in die Glut um die Schnecke weiter bearbeiten zu können. Aus diesem Grund arbeiteten wir oft wie am Fließband. Wir hatten bspw. sechs Eisen im Feuer. Wer von uns jeweils mit seinem Eisen an der Reihe war schmiedete und ging dann wieder an das Ende der Schlange, während der/die Nächste nun ihrerseits ihr Werkstück bearbeitete. So ging es einfach am schnellsten. War die Schnecke dann groß genug, fertigten wir noch den eigentlichen Anhängehaken, um zum Schluss das Werkstück mit Kerzenwachs zu behandeln. Hierdurch ist der Rost gebunden und der Haken kann verwendet werden. Die meisten von uns haben den Haken mit nach Hause genommen und hoffen, dass wir ihn dort auch anbringen dürfen.
Das Schmieden der Haken machte schon viel Spaß, aber richtig toll wurde es, als wir uns unsere eigenen Messer schmieden durften. Ebenfalls aus Rundeisen in verschiedenen Stärken gefertigt lernten wir, das Metall, wenn wir es auf einer Seite mehr verformen als auf der anderen beginnt sich zu biegen. Aus diesem Grund sind einige unserer Messer einem Krummdolch ähnlicher als einem gewöhnlichen Messer. Besonders deutlich wurde uns dies bei einem jungen Mann, der aus einem Flachstahl ein Dönermesser produzieren wollte. Er besitzt nun einen "Krummsäbel".
Was unseren Messern nun noch fehlte, war ein Griff. Diesen fertigten wir aus Robinienholz, welches wir zunächst glatt schmirgelten, dann in der entsprechenden Länge absägten und in welches wir zum Schluss ein Loch bohrten in das wir das Ende unseres Messers steckten. Fertig!

Zum Abschluss des Workshops ging es dann nochmal richtig rund. Während die letzten von uns noch schmiedeten, waren andere schon damit beschäftigt Teig für "Stockbrot" vorzubereiten. Wieder andere bereiteten das Lagerfeuer vor, indem sie eine Grube aushoben, Steine darumlegten und unser Abfallholz nach brauchbarem, unbehandeltem Holz durchsuchten. Derweil bereitete eine dritte Gruppe die benötigten Stöcke vor, von denen sie dort, wo der Teig herumgewickelt wird, die Rinde entfernte. Nun schichteten wir das Holz und hatten bald ein schönes, kräftiges Feuer, an dem wir uns auch noch wärmen konnten. Als das Feuer heruntergebrannt war und wir ordentlich Glut hatten, hielten wir unsere Stöcke mit dem auf sie gewickelten Teig darüber.
Nachdem das Brot fertig gebacken war, aßen wir gemeinsam und hatten einen schönen Abschluss des Ferienprogramms.

Toll war`s, ein großartiges Erlebnis, bei dem wir viel lernten !!!!!!!!

Hier findet ihr weitere Impressionen von den Herbstferien, und ihr könnt euch auch die Fotogalerie auf den Outreach-Seiten anschauen!

- Das Projekt Netzwerk Jungensport wird mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt über das Quartiersmanagement Schöneberger Norden unterstützt.

text/fotos: Outreach