Gute Bildungschancen für alle: Hauptsache Schule (2009 ff.)

Kinder sind neugierig und wollen lernen - dabei sollte man sie mit allen Mitteln unterstützen. Foto: Bahrs


„Berichten Sie, dass Schule sehr wichtig ist“ - dies sagt nicht etwa Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner, sondern die dreizehnjährige Nessra aus dem Schöneberger Norden. Ihr ist vollkommen klar, dass nur Bildung und gute Schulnoten zu einer guten Arbeitsstelle führen. Doch im letzten Jahr war sie sich gar nicht so sicher, ob sie den Übergang von der Neumark-Grundschule zur Georg-von-Giesche-Schule schaffen würde. Das Projekt „Hauptsache Schule“ des Trägers „Jugendwohnen im Kiez“ kam wie gerufen.  

Es ist nur ein Projekt von vielen, die im Schöneberger-Norden Kindern gute Bildungschancen geben möchten. In den letzten Jahren ist ein Bildungsnetzwerk mit Angeboten von der Kita bis zum Beruf entstanden.

„Hauptsache Schule“ betreut seit Sommer 2009 Schüler/innen der Spreewald- und der Neumarkschule am Übergang von der Grundschule zur Oberschule. „Ich hab’ da mitgemacht, weil ich Angst hatte, das Probehalbjahr nicht zu bestehen“, sagt Nessra. „Jetzt hab’ ich auf der neuen Schule einen sehr guten Test geschrieben.“

So wie Nessar haben die meisten Teilnehmer/innen des ersten Durchgangs das Probehalbjahr bestanden. Ihnen wurde nicht nur bei den Hausaufgaben geholfen, sondern auch Lernstrategien vermittelt, so dass sie lernen, sich selbst zu helfen. Denn bei Gesprächen mit Eltern und bei Hausbesuchen wurde deutlich, dass viele von ihnen auf sich selbst gestellt sind.

„Die Eltern können den Kindern nicht immer helfen“, berichtet Mitarbeiterin Anna Zajar. „Aber sie unterstützen unser Projekt.“ Und weil der Schulerfolg ganz stark von den Eltern abhängt, gibt es auch für Eltern im Schöneberger-Norden weitere Angebote.  

„Starke Eltern haben starke Kinder“, sagt Hivin Dogan, eine von vierzehn Müttern und Vätern, die beim Projekt „Bildungsbotschafter – Mütter und Väter für Bildung“ der Trägers „Pestalozzi Fröbel Haus“ mitmachen.

Nur Hand in Hand können alle gewinnen. Foto: Bahrs

Betreut von Hamad Nasser vom Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße, lernen die Eltern im ersten Schritt selbst mehr über Bildung und Erziehung. Dann werden sie das Gespräch mit anderen Eltern suchen, diese für Bildung interessieren und ihnen helfen, ihre Kinder in Bildungsangelegenheiten zu stärken.

„Wir wissen, dass manche Familien Hilfe brauchen“, sagt der angehende Bildungsbotschafter Mohamad Miari. „Sie haben Probleme mit den Kindern und mit der Schule.“ Und Adla Assad, die in Syrien als Lehrerin ausgebildet wurde, ist überzeugt, dass eines überall gleich ist: „Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder in der Schule unterstützen.“

Doch nicht nur Wissen, auch Wünsche und Visionen sind für das Fortkommen von Jugendlichen wichtig. Deshalb ging es bei dem Projekt „Heldinnen“ um die Berufsvorstellungen von fünfzehn Mädchen zwischen 14 – 16 Jahren. Es fand im Herbst in Kooperation mit der Robert-Blum-Oberschule und dem Interkulturellen Haus statt und wurde im Programm „Stärken vor Ort“ gefördert.

„Wir haben die Mädchen gefragt, wie sie selbst sich ihre Zukunft vorstellen“, erklärt Projektleiterin Gabriele Koll. „Sie sind ihren Eltern sehr dankbar und wollen deshalb perfekt sein. Unser Schwerpunkt war, mit ihnen gemeinsam ihre Talente zu finden.“

Dazu waren viele Fragen zu beantworten. Dann zeichneten die Mädchen ihre Wünsche. Und zum Schluss hatten sie nicht nur viele Antworten und Ideen sondern auch eine von der Illustratorin Kathrin Schwenkert gestaltete Tasche mit ihrer ganz persönlichen Zukunftsvision.

Im Schöneberger-Norden ziehen für die Bildungschancen der jungen Kiezbewohner Kitas, Familienbegegnungsstätten, Schul- Freizeiteinrichtungen nicht nur im Bildungsnetzwerk an einem Strang. Im vergangenen Jahr wurden viele Projekte für die nächste Zeit auf den Weg gebracht. Im VorOrtBüro des Quartiersmanagement können sich Eltern, Kinder und Jugendliche gern darüber informieren, was in der nächsten Zeit in Sachen Bildung im Stadtteil läuft.

Informationen zu Bildungsprojekten:
Peter Pulm
VorOrtBüro des Quartiersmanagements
Tel: 23 63 85 85
Mail: qm[at]ag-spas[.]de 
Sprechzeiten: Mo.-Do.: 10-12 Uhr und 14-18 Uhr

text: Schöneberger Morgen Nr. 42 (Frühjahr 2010)