“Grüne Tore” (2011-2012)

"Halt! Noch ein kleines Stückchen runter ..." - Hand in Hand mit alten und neuen Bekannten aus der Nachbarschaft
Wir suchen grüne Daumen, wir bieten Gemeinschaft

„Grüne Tore“ ist ein Nachbarschafts-Projekt im KulmerKiez, in dem Nachbarinnen und Nachbarn durch die Errichtung von Skulpturen und deren Begrünung mehr Bezug zu ihrer Umgebung und der Stadtnatur erwerben, öffentliche Orte als Lebensraum für alle erfahren und selbst an der Gestaltung ihres Kiezes mitwirken.

Weitere Freundinnen und Freude des Projekts „Grüne Tore“ sind jederzeit willkommen! Hier erfahren Sie Näheres zu Ihren Mitmach-Möglichkeiten.

Seit Mai 2011 wurden sieben Grüne Tore erstellt, zwei waren nur für einen Tag zu sehen - nämlich beim letzten Straßenfest im September 2011.

Die fünf anderen verteilen sich zwischen Katzler- und Neue Steinmetzstrasse. Sie sind ein Abbild von der Vielfältigkeit an Ideen, Fähigkeiten und Engagement der kleinen und großen Tor-Bauer/innen.

Die Grünen Tore selbst sind Pflanzungen und Konstruktionen ganz eigener Arten und Stile. Aspekte des Schrebergartens finden sich wieder, solche aus der anthroposo-phischen Lehre,  aus den Sagen des Altertums und solcher von neuesten Techniken der Vertikalbepflanzung, wie aktuell auf der documenta13 zu bestaunen ist. Es lohnt sich ein Rundgang von Tor zu Tor in unserem Schöneberger Kiez, um die Unterschiede ausfindig zu machen.

In der Gemeinsamkeit sind die einzelnen Tore grüne Skulpturen, ist es Kunst im öffentlichen Raum. Sie sind ein Symbol der freiwilligen Aktivitäten und der Zusammengehörigkeit aller – und bei allen Aktivitäten gilt: Der Weg ist das Ziel. Projekt und Tore orientieren sich an der Beuys´ Vision der „Sozialen Plastik“, der Gestaltung von Gesellschaft durch die praktizierte Kreativität eines jeden Einzelnen.

Vorbesprechung ...
... und Bau des ersten Grünen Tors

Vom Start an haben die Grünen Tore, ein Projekt des Vereins „Jugendkunstpaten e.V.“, die Menschen im Kulmer Kiez bewegt: Noch in der Kälte des Frühjahrs 2011 brachten nach Aufrufen viele Anwohner/innen Pflanzen- und Sämerei-Spenden vorbei.

Los ging es mit dem Bauen Mitte Mai 2011 in der Katzlerstraße (neben der Katzlerstraße 11). Hier errichteten fast 40 Menschen innerhalb weniger Stunden am Gehwegrand auf dem Spielplatzgelände das erste Tor. Jüngere und Ältere packten an. Mit dabei waren unter anderem Männer aus der nahen Moschee, Mitglieder des Regenbogenschutzkreises, Anwohner/innen aus dem Hausprojekt Katzlerstraße 13, Jugendliche vom Treff 62 und eine Pflanzen-Pädagogin. Spontan übernahm das Hausprojekt die Patenschaft und pflegt seitdem das Tor und die Pflanzen.
Die Wirkung des gemeinsamen Schaffens hält an: „Noch heute grüßen die älteren Männer morgens auf dem Weg zur Moschee, da ist viel entstanden – ich freue mich auf weitere Aktionen“, so ein Nachbar.

Stolzes Tor-Bau-Team (Foto: Bahrs)

Voller Schwung ging´s dann Ende Mai an das zweite Grüne Tor in der Gegend um die Neue Steinmetzstraße (nahe Neue Steinmetzstr. 2). Die Aushänge mit der Einladung zum Tor-Bau zeigten auch in dieser eher lose strukturierten Nachbarschaft ihre Wirkung: Erwachsene und Jugendliche, die sich auf dem Spielplatz an der Straße gerne treffen, halfen tatkräftig mit und Kinder aus dem nahen fresh 30 waren ebenso mit dabei. Blumen wurden gespendet, manchmal sollte es auch Geld sein.

In gemeinsamer Arbeit entstand innerhalb einer ganzen spannenden Woche das mit blühenden Pflanzen bestückte „Brandenburger Törchen“. Dies Grüne Tor ähnelt nicht nur seinem grossen Vorbild, es ist auch ein wahrhaftig funktionierender, hängender Garten, wie aus den Zeiten Babylons, und einem ihn tragenden Altartisch.                  

Wieder kamen staunende Passant/innen und Leute aus der Straße miteinander und mit den Tor-Bauer/innen ins Gespräch über Themen wie Gemeinschaft, Mitmach-Möglichkeiten und das Aussehen und Gestaltung ihrer Straßen.

Immer willkommen: Pflanzenspenden

Neben dem Tore-Errichten ging es in den folgenden Wochen und Monaten ebenso um Ideen, wie denn der Kiez grüner werden kann: So unterstützte das Projekt „Grüne Tore“ auch die Bepflanzung von Baumscheiben, besonders in der Katzlerstraße, die auf Initiative des Treff 62 und engagierter Einzelner, wie dem Friseur Ali oder Personen aus der Moschee, in den letzten Jahren eine große Wandlung erlebt hat.

Tor-Skulptur auf dem Spielplatz Mansteinstraße

Das dritte Objekt ist ein „Grünes Tor“ eher im übertragenen Sinn: Es entstand im Juli 2011 auf dem Spielplatz in der Mansteinstraße 11 (neben der Mansteinstraße 10/10a). Hier halfen Kinder, Jugendliche und einige Erwachsene mit, eine ehemals zugemüllte und nicht genutzte Beton-Litfaßsäule in einen Ort lebendiger Kultur zu verwandeln. Die Jüngeren säten bunte Blumen, und ebenso farbenfroh sind die Graffitis der Jugendlichen auf der Säule. Etwas Eigenes geschaffen zu haben verleiht einem Verantwortung für das Ganze –  das wirkt bis heute (Sommer 2012) fort.

Kreistanz-Schlange auf dem Fest - im Hintergrund die Obstkisten-Türme (Foto: Bahrs)
Applaus für die Mini-Models auf dem Roten Fest-Teppich (Foto: Bahrs)

Zwei temporäre Grüne Tore wurden im Zuge des Straßenfestes in der Großgörschenstraße am 11. September 2011 gebaut. Kinder und Jugendliche halfen mit, das Tor Nummer 5 aus hölzernen Gemüsekisten vom nahen Crellemarkt in Form von Zwillingstürmen direkt vor dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof zu errichten. Es erinnerte nicht nur an die Tragödie um das World Trade Center genau zehn Jahre zuvor, sondern stand gleichzeitig auch als Symbol für das Zusammenleben von Kulturen - wie zum Beispiel der Christen und Muslime.

Mütter aus dem Verein „Tigertatzen“ an der Elßholzstraße engagierten sich ebenso wie muslimische Frauen aus dem KulmerKiez beim sechsten Tor – doch das Kunstwerk, aus Schilf und Sonnenblumen in den Spielplatzzaun (neben Großgörschenstr. 28) geflochten, fand in der Nacht vor dem Straßenfest keine Liebe, wurde zerstört und blieb so fast unsichtbar.

Die Aktivitäten rund um das Projekt der Grünen Tore gipfelten im September 2011 im dritten bunten Nachbarschaftsfest auf der Großgörschenstraße: Dort präsentierte sich eine große Anzahl von Gruppen, Vereinen und Einrichtungen. Zusätzlich genoss das Publikum bei schönstem Sonnenschein ein vielfältiges Bühnenprogramm und unterschiedliche Mitmach-Angebote.
Wer wissen wollte, wie vielschichtig Pflanzen sind und wie sie am besten gedeihen, konnte sich Tipps und praktische Tricks bei einer Pflanzenexpertin holen und auch gleich noch etwas zu Heilkräutern erfahren.
Besonderen Applaus gab´s auch für die Mädchen des Treff 62: Sie führten eine Modenschau auf – stilecht auf dem roten Fest-Teppich und in einem echten Foto-Shooting perfekt festgehalten. Zwei Professorinnen der Modehochschule und eine professionelle Fotografin machten es möglich.

Etwas verbogen, aber liebevoll umhegt: Daumen drücken für die neuen Pflanzen! (Foto: Pulm)
An der Yorckstraße begrüßen sich gepflanzte und wild wachsende Stadtnatur auf Augenhöhe (Foto: Pulm)

In der eigentlichen Winterpause des Projekts von November 2011 bis Mitte März 2012 wurden die schon bestehenden Tore weiter gepflegt, und nach langen Amtswegen konnte am Heiligen Abend auch das bereits für den Sommer eingeplante vierte Tor noch errichtet werden: Auf dem Platz zum U-Bahneingang Yorckstraße (Ecke Katzlerstraße) stand dann eine schön geschwungene Konstruktion aus Flacheisen.

Bepflanzt werden konnte dieses Grüne Tor dann erst im nächsten Frühjahr, Anfang April. Weil zwischenzeitlich die Form überbogen wurde und dort wie auch in der Katzlerstraße der Blumenklau umging, gab es im Mai, Juni und Juli 2012 einen neuen Anlauf: das Eisen wurde gerichtet und die gespendeten Rosenbüsche, Liebstöckel, Sonnenblumen, Farne und noch viel mehr wuchsen trotz der unwirtlichen Ecke an und gedeihen nun unter der Supervision der vielen Kinder und Jugendlichen vom Boltzplatz, ihrer Mütter und den älteren Herren der nahen Moschee .

Einmal alle wieder bei der Sache kam der alte Elan zum Bau des siebten Grünen Tores auf der riesigen Baumscheibe vor dem Haus Yorckstr. 48 zum Tragen. Auf Augenhöhe lernten sich Kulturpflanzen auf gestelzten Rinnen und Un-Kräutern von Brennnesseln kennen, bis der Mäher kam ...

Seit Mitte August steht an der Ecke Bautzener und Großgörschenstraße das achte Grüne Tor. (Foto: Murawski)

Neben einem Ausflug zur Stadtnatur auf der Pfaueninsel stand im Juli noch eine  Baumscheiben-Pflanzaktionen auf dem Programm - und Mitte August ging´s dann ans nächste Grüne Tor: Aus geschwungenen Plexiglas-Gefäßen wachsen nun am Fuße einer großen Platane blühende Zierpflanzen, wiederum in direkter Nachbarschaft zu ihren "wilden" Verwandten.

Machen Sie mit - herzlich willkommen!

Weitere Freundinnen und Freude des Projekts „Grüne Tore“ sind jederzeit willkommen!

In den nächsten Wochen wünschen wir uns Erfolg beim zweiten Versuch in der Bautzener Straße ein Grünes Tor zu errichten. Im Umfeld der Kulmer Straße darf sich auch noch eines wiederfinden. Mit Bestimmtheit werden dort zu den bestehenden Baumscheibenbepflanzungen noch einige im Zusammenwirken der Anwohner/innen hinzukommen.

Für alle in 2011 errichteten Grünen Tore gibt es Pflegepatenschaften, die sich natürlich über jede weitere Unterstützung freuen. Für die neuen Grünen Tore und Baumscheibenbepflanzungen aus 2012 suchen wir noch Paten/Patinnen.

Haben Sie Lust,

  • Ihre Ideen für die nächsten Aktionen mit einzubringen?
  • beim Aufbau von Toren mitzumachen?
  • Baumscheiben oder andere Flächen zu bepflanzen?
  • bei der Pflege der Tore und der schon gesetzten Pflanzen mitzumachen?
  • Auf Ausflügen noch mehr (Stadt-)Natur zu erleben?

Melden Sie sich bei uns, es ist unser aller Projekt - wir freuen uns auf Sie!

Sofia Camargo & Thomas E.J. Klasen
Tel: 0163-201 9600 / 0177-431 1304
Mail: wideartworld[at]yahoo[.]de
Web: www.jugendkunstpaten.de  (in Vorbereitung)

text: Thomas E.J. Klasen/S. Wolkenhauer; fotos: Projekt Grüne Tore