Offen für alle: Der neue Gleisdreieck-Westpark ist eröffnet

Fröhliches Gedränge vorne an der Wasserstation im großen Spielplatz

Zu dritt kommen sie gemächlich die bändergeschmückte Rampe von der Kurfürstenstraße zum neuen Park herauf, alle drei so acht-neun Jahre alt, Freunde, ganz lässig. Bis der erste über den Rand der Rampe nach rechts in Richtung Kindergeschrei guckt - Augen kugelrund aufgerissen unter der roten Basecap dreht er sich zu den beiden anderen um: "Ey Alter! Cool ey, Alter!" Vorbei ist es mit der cowboymäßigen Zurückhaltung: Zack, ist die Tür in der Spielplatzumrandung entdeckt, und mit langen Schritten, quer über die Sandfläche und vorbei an der dicht besetzten Wasser- und Matschrinne, streben die drei durch Kinderpulks hindurch der großen Kletterlandschaft zu ...

Platz zum Relaxen und Flanieren
Capoeira-Vorführung unter der Hochbahn

Ein paar Schritte weiter sitzen Eltern auf der mit Erwachsenen, Kindern, Sandspielzeug, Babyflaschen, Matschklamotten und Picknickequipment dicht belegten Bank: "Der Spielplatz ist ein Traum", strahlt eine Mutter ihre Nachbarin an. Und fasst damit die Stimmung beim großen Eröffnungsfest für den neuen Gleisdreieck-Westpark am 1. Juni 2013 in Worte.

Auch die Menschen am Marktplatz der POG-Kleingartenanlage sitzen bestens gelaunt bei Kaffee und Kuchen vom neuen Kiosk "Eule" unter blühenden Akazien, staunen über die Flamenco-Darbeitung auf der kleinen Bühne, holen sich Infos übers Gärtnern oder erstehen selbstgezogene Kräuter am Pflanzenstand.

Unter der U1-Hochbahn feuern Große und Kleine Fußballer und Capoeira-Tänzer an, vorne am Eingang diskutieren andere an der Open-Air-Bürgerausstellung. An den Infoständen stehen Interessierte um Flyer und Hefte zum Park und den anliegenden QM-Gebieten an und nehmen die Gelgenheit wahr, am Bezirksamts-Stand von Tempelhof-Schöneberg auch mit Stadtentwicklungsdezernentin Sibyll Klotz zu sprechen.

Auf Sonnenbänken, Liegestühle oder einfach auf der Wiese entspannen Grüppchen und Einzelne, andere erkunden flanierend, per Rad oder sogar joggend, was da in den vergangenen Monaten auf dem Gelände zwischen Schöneberger Ufer und Beachvolleyballfeldern am Yorckdreieck alles entstanden ist.

"Urgestein" der Beteiligung: Norbert Rheinländer war von Anfang an mit dabei
Viele haben sich für den Park engagiert: Die Mitglieder der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe mit Senator Müller

"Stellen Sie sich vor, wir würden hier jetzt zwischen Autobahntrassen mitten im Verkehrslärm stehen" - so hatte Tags zuvor bei der offiziellen Eröffnung Norbert Rheinländer, seit mehr als 30 Jahren engagiert für Parks statt Beton, den Bogen zu den ursprünglichen städtischen Planungen geschlagen.
Ende der 1970er Jahre formierte sich der Widerstand gegen die "Westtangente", nach Maueröffnung kämpften Engagierte darum, dass die Ausgleichsflächen für die Bebauung des nahe gelegenen Potsdamer Platzes unter Beteiligung der Bürger/innen zum Park wurden.

"Wir haben allen in den vergangenen beiden Jahren pro Nase etwa 250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet", erzählt Joseph Lückerath, für den Quartiersrat Magdeburger Platz mit in der PAG (Projektbegleitende Arbeitsgruppe Gleisdreieck) tätig, beim anschließenden Rundgang.

Das lief nicht immer reibungslos: Vertreter/innen der Senatsverwaltung, von Grün Berlin und dem Landschaftsplanungsbüro Loidl, Anwohner/innen, Mitglieder der Kleingartenanlage POG und verschiedener Initiativen standen für teils recht unterschiedliche Ansprüche und Meinungen.
"Aber Planungen durchführen, bloß weil sie mal so geplant wurden - das kann so nicht sein. Wir möchten auch in Sachen Grünzug 'Schöneberger Schleife' weiterhin Mitsprache haben, das sollte verstetigt werden", so Rheinländer.

Senator Michael Müller (Mitte) beim Rundgang übers Gelände

Bei den Engagierten, gerade auch den Bürgerinnen und Bürgern, bedankte sich auch Michael Müller, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt: Dank ihres Einsatzes und der guten Organisation von Planung und Bau sei der Park nun eher als gedacht fertig geworden - ein neues Stück Grün stehe nun schon im Sommer für Spiel, Spaß und Erholung zur Verfügung.

"So ganz neu ist das ja nicht", erinnerte Franz Schulz, Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg: "Hier haben ja schon Generationen von WGs ihre Grillfeste abgehalten." Auch er hob nochmals die Ergebnisse der Beteiligung hervor: "Jetzt heißt es zum Beispiel nicht mehr 'Kleingärten oder Sportfläche', sondern dank gemeinsam gefundener Lösungen 'Kleingärten und Sport' - ich freue mich, wenn so etwas klappt." Seine Tempelhof-Schöneberger Kolleg/innen im Publikum - Herr Krüger (Baustadtrat), Herr Schworck (Jugend, Ordnung und Bürgerdienste) und Frau Klotz (Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung) - konnten da wie alle anderen nur zustimmend applaudieren.

"Auch wir sind heilfroh, dass das geklappt hat", bestätigte Herr Trappmann von der Kleingartenanlage POG, "es war eine lange Zitterpartie, aber wir werden nicht abgewickelt." Erregte Debatten, viele Ortstermine, Teilnahme am Runden Tisch - schlussendlich seien die Pläne geändert, die Gärten in den Park integriert worden. "Wir freuen uns auf das Abenteuer!"

Herzlich willkommen - entdecken Sie die neuen Möglichkeiten!

Die Parkbesucher/innen genossen beim Eröffnungsfest die Ergebnisse dieser langen Vorgeschichte - an dieser Stelle auch hier nochmals herzlichen Dank für alle, die sich über Jahre hinweg für einen Park für Alle so sehr eingesetzt haben!

Allen Besucherinnen und Besuchern wünschen wir weiterhin ein fröhliches Park-Entdecken (hier finden Sie auch nochmal einen Lageplan von Ost- und Westpark mit sämtlichen Eingängen und weitere Informationen zum neuen Westpark von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt) - und sonnige Stunden auf dem neuen Gleisdreieck-Westpark.

text/fotos: Susanne Wolkenhauer