Wenn Falafel mehr als eine gemeinsame Speise ist

Das gemeinsame Theaterspiel schafft Verbindungen.

Klar ist Applaus wunderbar. Doch den Mitgliedern der Theatergruppe „Falafels” geht es um viel mehr. „In der Schule hatten wir gerade das Thema Holocaust“, sagt Ahmad Miari. „Ich kann darüber jetzt direkt sprechen. Ich kenne die Menschen, denen das passiert ist.“

Ahmad ist Muslim und im Schöneberger-Norden aufgewachsen. Dass dort vor 80 Jahren Juden wohnten, wusste er nicht, als er der Theatergruppe 2009 beitrat. Karin Rieckmann vom netzwerk stadtraumkultur e.V. hatte sie gegründet, um existierenden Klischees und Diskriminierung unter Jugendlichen etwas entgegen zu setzen.

Zur Zeit besteht die Theatergruppe aus 10 Jugendlichen und heißt neue Mitglieder willkommen. Sie wagen sich an schwierige Themen und schreiben ihre Stücke selbst. Bei den wöchentlichen Proben im PallasT improvisieren sie oder tauschen die Rollen, um sich in das Leben der anderen hineinzufühlen.

Von Anfang hatten die „Falafels“ mit ihren Aufführungen im Interkulturellen „Garten der Künste“ und auf Straßenfesten Erfolg. 2010 gewannen sie den zweiten Preis beim Wettbwerb „Respekt gewinnt!“ des Berliner Ratschlags für Demokratie.

Oft sprechen die Jugendlichen über ihre Familiengeschichten und finden dabei Gemeinsamkeiten. „Einer sprach über seine jüdischen Großeltern, ihren Schmerz, als sie aus Deutschland wegen der Nazi-Zeit fliehen mussten“, sagt Ahmad. „Meine Großeltern sind aus Palestina in den Libanon vertrieben worden.“  

Inzwischen sind sie eine palästinensisch-israelisch-deutsche Gruppe und in ihrem neuen Stück geht es um Konflikte, die in diesem Dreiecksverhältnis entstehen können. Durch das Theaterspielen können die Schauspieler/innen Vorurteile überwinden. Und gewinnen Vertrauen, um sich im Alltag zu unterstützen.


Information:

Der nächste Auftritt der Falafels: schöne[w]ort_tage_2011
Proben: Dienstag abends 18 – 20 Uhr
PallasT, Pallasstraße 35 / Ecke Potsdamer Straße
Kontakt: stadtraumkultur[at]goolgemail[.]com 
Tel: 0176-51777266

SchöMo 45 - text: R. Wosnitza; foto: Gerhard Haug