Es war einmal - oder die Geschichte vom Tag, an dem das Jahr verschwand...
An einem kalten Wintertag betrat ein gut gelaunter Mann eine Türschwelle in Schöneberg, sogleich schlug sein Herz
„[ ... ] so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß,
Sie sprach[en] zu ihm, sie sang[en] zu ihm;
Da war's um ihn geschehn;
Halb zog[en] sie ihn, halb sank er hin
Und ward [fast] nicht mehr gesehn.",
in der Menschenmenge, vorwiegend aus Seniorinnen mit Migrationshintergrund, die sich am 19.12.2008 in der Seniorenfreizeitstätte Huzur, in der Katzlerstr.11 in Schöneberg eingefunden hatte: Gemeinsam mit noch fröhlicheren HUZUR MitarbeiterInnen und weiteren herzlichen Gästen feierten sie den Ausklang eines erfolgreichen und doch ziemlich arbeitsamen Jahres.
Wie der Fischer aus J.W. von Goethes Gedicht, oder ähnlich, musste sich wohl Herr Dieter Hapel, Stadtrat für Schule, Bildung, Kultur und Seniorenbetreuung vorgekommen sein, als er an jenem Tag die Tür zu HUZUR öffnete.
Gehen oder gar Tanzen schien ein Ding der Unmöglichkeit, denn überall dort, wo keine Sitzgelegenheiten mehr platziert werden konnten, sorgten mindesten sechs Paar Beine pro m² für den aufrechten Stand ihrer Besitzer, beschränkt auf Trippelschritte und der Möglichkeit einer Umdrehung um die eigene Achse.
Und trotzdem, ein Zauber lag in der Luft!
Fremde, die sich gegenseitig umarmend, ziehend und sinkend aneinander zärtlich vorbei tippelten, um niemanden anzustoßen und Plätze zu tauschen.
Durch diese magische Symbiose begeistert, und zugleich gerührt, bedankte sich Frau Aktas in ihrer herzlich warmen Begrüßungsrede vor allem beim QM Schöneberg Nord für ihre finanzielle Unterstützung, ohne deren Mithilfe das Fest nicht ein Ssolches geworden wäre.
Zudem verkündete die Projektleiterin, dass HUZUR zukünftig vom Europäischen Integrationsfond kofinanziert werde und sie somit die Existenz für weitere Jahre gesichert sehe. Begleitet von tobendem Applaus, jedoch mit aus horizontalem Platzmangel in die Höhe gestreckten Armen, konnte Frau Aktas nicht umhin noch hinzuzufügen, dass - wenn auch die Räumlichkeiten bescheiden sind und nicht jeder Gast einen Sitzplatz ergattern konnte - es in ihrer aller Herzen für jeden einen Platz gäbe.
Herr Hapel ließ es sich zudem nicht nehmen, in der Funktion des Weihnachtsmannes und in Begleitung seiner zwei Engel, Frau Christiane Ströhl (Fachbereichsleiterin für die Betreuung der Seniorenfreizeitstätten, u.a.), und Frau Christine Fidancan (Initiatorin der Interkulturellen Seniorenarbeit beim BA Tempelhof - Schöneberg, u.a.) die vielen ehrenamtlichen Helferinnen zu beschenken. Sie waren das ganze Jahr im Hause HUZUR mit Fleiß und Einsatz ehrenamtlich tätig, und sorgten zudem für die köstlich orientalischen Speisen auf dem Fest.
Unter den Gästen erfreute unter anderem die sehr charmante und sehr aufgeschlossene Gemahlin des neuen Generalkonsuls Herrn Mustafa Pulat, Frau Tülin Pulat, besonders die türkischen BesucherInnen und konnte für ihren ersten Besuch in der Seniorenfreizeitstätte schon viele Eindrücke sammeln.
Die SPD Bundestagsabgeordnete Frau Mechthild Rawert und die Integrationsbeauftragte für Tempelhof - Schöneberg, Frau Gabriele-Gün Tank, sowie die Bezirksverordneten der Grünen Denise Marx und Bettina Güldner beehrten die Festlichkeit mit ihrer Anwesenheit.
Und mit ihrer guten Laune steckten die Geschäftsführer der Navitas gGmbH, Can Ögütcü und Thomas Gervink, nicht nur ihre HUZUR MitarbeiterInnen an.
Ein besonderes Präsent erhielt die Seniorenfreizeitstätte von den ganz und gar in Gelb gekleideten Damen des Baerwaldbades.
Frau Rita Geissler, Frau Petra Weiss und Gisela Pflug hatten einen besonders schönes und selbst geschmücktes Weihnachtsbäumchen dabei, das über und über mit gelben Eintrittsmarken für das Baerwaldbad behängt war. Darauf freuten sich die Wasserratten unter den Seniorinnen natürlich am meisten.
Aber HUZUR Seniorinnen wären nicht HUZUR Seniorinnen, wenn sie der Enge trotzend, es nicht geschafft hätten auch auf diesem Fest zu tanzen.
Schließlich, solange man die Hüften rauf und runter bewegen kann, wozu braucht man da noch Platz für Ausfallschritte?
Mit dem ernsten Versprechen des Stadtrates, die räumlichen Belange der Freizeitstätte zusammen mit der Geschäftsführung der Navitas gGmbH im neuen Jahr in Angriff zu nehmen, klang das Fest schließlich unter der musikalischen Leitung des bekannten Zitherspielers, Herrn Alaettin Demirliler und seiner Solistinnen langsam und gemütlich aus.
Und wieder stellt sich dann allen bloß eine Frage, wie das Jahr bloß so schnell vergehen konnte.
Text: Ö.Topuz; Fotos: G.Aktas/H.Islek