Eröffnung eines Gräberfeldes für muslimische Bestattungen auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof am 10. Juni

Viele Kulturen, viele Religionen: Willkommen zur Eröffnung des muslimischen Gräberfelds!

Wir laden Sie herzlich ein zur offiziellen

Eröffnung des Gräberfeldes für muslimische Bestattungen
am Mittwoch, dem 10. Juni 2015 um 17 Uhr
auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof

Werdauer Weg 5
10829 Berlin (nahe dem S-Bahnhof Schöneberg)

Bei der Veranstaltung wird die Bürgermeisterin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler, der amtierende Superintendent des Kirchenkreises Schöneberg, Burkhard Bornemann, sowie Vertreter der Semerkand Gemeinde anwesend sein. Es wird ein kleines kulturelles Rahmenprogramm geben. Bei einem Imbiss wird es die Möglichkeit geben, sich zu begegnen.

Mit dem Angebot eines Gräberfeldes für muslimische Bestattungen möchte die Zwölf-Apostel-Gemeinde der wachsenden Nachfrage nach Bestattungen nach islamischen Ritus Rechnung tragen. Die Grabfelder werden nach Mekka ausgerichtet, sarglose Bestattungen werden möglich sein. Dieses Gräberfeld wird in der Trägerschaft der Zwölf-Apostel-Gemeinde bleiben.

Mit diesem Angebot wollen die Zwölf-Apostel-Kirchhöfe auch einen Beitrag leisten für ein noch besseres Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Identität in unserem Bezirk.

Hintergrund

Die Evangelische Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde wird ab dem 10. Juni 2015 auf ihrem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof am Werdauer Weg in Berlin-Schöneberg ein Gräberfeld für muslimische Bestattungen einrichten und zur Verfügung stellen. Zunächst sollen hier 300 Grabstellen entstehen. Sarglose Bestattungen können hier durchgeführt werden. Eine Erweiterung ist möglich.

In der Tradition der Gemeinde

Für die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde ist diese Entscheidung die konsequente Weiterentwicklung eines interreligiösen Dialogs, den sie seit Jahren mit anderen Religionsgemeinschaften in ihrer Nachbarschaft intensiv pflegt. Sehr lange schon unterhält die Zwölf-Apostel-Gemeinde auch gute nachbarschaftliche Beziehungen zur Sermerkand Moscheegemeinde, die ebenfalls an der Kurfürstenstraße beheimatet ist. Dieses gute nachbarschaftliche Miteinander ist auch deswegen wichtig, weil im Gemeindegebiet viele Menschen muslimischen Glaubens leben. Dieser Dialog der Religionsgemeinschaften war immer von gegenseitiger Toleranz geprägt.

Großes Bedürfnis nach muslimischen Bestattungsplätzen

Durch diese Kontakte hat die Zwölf-Apostel-Gemeinde erfahren, dass es eine große Nachfrage nach Begräbnisplätzen gibt, die den Geboten des muslimischen Glaubens entsprechen. Diese Nachfrage ist vor allem dadurch entstanden, dass viele Menschen muslimischen Glaubens den Wunsch haben, in Deutschland beigesetzt zu werden, anstatt, wie noch vor einigen Jahren üblich, die letzte Ruhe in den Heimatländern zu finden. Ein gutes Zeichen dafür, dass Menschen in Berlin eine zweite, eine neue Heimat gefunden haben. Ein gutes Zeichen auch für geglückte Integration. Daher entsprechen die Möglichkeiten für muslimische Bestattungen in Berlin nicht mehr der Nachfrage.

Muslimische Beisetzungen auf einem evangelischen Kirchhof?

Schon seit Jahrzehnten ist es in Berlin möglich, auf evangelischen Kirchhöfen Menschen anderer Konfessionen und religiöser Bekenntnisse zu bestatten; und natürlich Menschen, die sich an keine Konfession und an keinen Glauben gebunden fühlen. Auf den drei Kirchhöfen der Zwölf-Apostel-Gemeinde ist das auch seit Jahren gut geübte Praxis. Zahlreiche Bestattungen von Menschen muslimischen oder jüdischen Glaubens haben hier stattgefunden, mit Begleitung der entsprechenden Geistlichen. Bestimmte religiöse Gebote im Zusammenhang mit einer muslimischen Bestattung können allerdings auf den traditionellen Grabfeldern nur schwer oder gar nicht realisiert werden. Dies ist zum einen die Ausrichtung der Grabstellen nach Mekka. Auf dem neuen Gräberfeld des Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhofs wird das möglich sein. Seit 2010 ist es in Berlin möglich, sarglose Bestattungen durch zu führen. Das Berliner Bestattungsgesetz schreibt hier vor, dass dafür gesonderte Gräberfelder ausgewiesen werden müssen. Diese Voraussetzung wird auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof geschaffen – sarglose Bestattungen werden hier möglich sein.

Starke Unterstützung für das Vorhaben

Nachdem die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Jahr 2013 mit einer Handreichung an die kirchlichen Friedhofsträger die Rahmenbedingungen für die Einrichtung muslimischer Bestattungsfelder aufgezeigt hatte, unterstützen sowohl der Gemeindekirchenrat der Zwölf Apostel Gemeinde, als auch das Konsistorium der Landeskirche das Vorhaben der Kirchhofsverwaltung. Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg stehen dem Plan äußerst positiv gegenüber.

Enge Abstimmung mit muslimischen Geistlichen

Bei der Planung des muslimischen Gräberfeldes auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof hat die Verwaltung eng mit Vertretern der muslimischen Semerkand-Gemeinde zusammengearbeitet. Denn natürlich ist es wichtig, dass dieses Angebot auch den Erfordernissen einer muslimischen Bestattung gerecht wird. Die Bedingungen, die hier geschaffen werden sollen, wurden auch der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, DITIB vorgelegt. So wird mit der Möglichkeit, Nutzungsrechte für mehr als 20 Jahre zu erwerben, einem wichtigen muslimischen Gebot entsprochen. Da die Friedhofskapelle für muslimische Trauerfeiern nicht genutzt werden kann, wird auf dem Neuen Zwölf Apostel-Kirchhof ein Gebetsplatz eingerichtet werden. Mit muslimischen Bestattern wurde geklärt, dass die vorgeschriebene Waschung der Verstorbenen an einem anderen Ort unmittelbar vor der Beisetzung durchgeführt werden kann, da es auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof dafür zunächst keine Möglichkeit gibt. Das muslimische Gräberfeld bleibt, wie der gesamte Kirchhof, weiterhin in der Trägerschaft der Zwölf-Apostel-Kirchgemeinde und unterliegt den für evangelische Friedhöfe in Berlin bestehenden rechtlichen Bestimmungen. Die Pflege erfolgt durch Mitarbeiter_Innen der Kirchhöfe. Der christliche Charakter des Kirchhofs und der Kapelle wird nicht verändert werden.

Der Neue Zwölf Apostel Kirchhof

Eröffnet wurde der Neue Kirchhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde im Jahr 1883, nachdem der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof an der heutigen Kolonnenstraße vollständig belegt war. Während der Zeit des Nationalsozialismus sollte der Friedhof den größenwahnsinnigen Plänen der "Reichshauptstadt Germania“ weichen. Über zwei Drittel der Fläche wurde für den geplanten Bau des „Südbahnhofs“ dem Friedhof entzogen, zahlreiche Gräber wurden auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf umgebettet. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stoppte die weitere Vernichtung des Friedhofs. Heute erinnert ein großes Gräberfeld an die Opfer der beiden Weltkriege. So war der Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof immer auch ein Spiegel der Zeitgeschichte.

Ein Beitrag zu Integration

Mit der Einrichtung des muslimischen Gräberfeldes möchte die Zwölf-Apostel-Gemeinde einen ganz konkreten Beitrag zur Integration in Berlin leisten. Es ist kein Grund ersichtlich, warum Menschen, die in dieser Stadt seit Jahrzehnten gemeinsam und nachbarschaftlich leben, Ihrer Verstorbenen an unterschiedlichen Orten gedenken sollen. Gerade in einem Bezirk wie Tempelhof-Schöneberg, in dem interkulturelles Leben ganz alltäglich stattfindet, ist es notwendig, dass es auch einen gemeinsamen Ort der Trauer und der Besinnung gibt. Hier könnte der Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Es ist geplant, auf dem Kirchhof auch mit entsprechenden kulturellen Angeboten das Zusammenkommen von Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu befördern.

Eröffnung

Das Gräberfeld für muslimische Bestattungen wird am Mittwoch, den 10. Juni 2015 um 17 Uhr in Anwesenheit der Bürgermeisterin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler, eröffnet. Ort: Neuer Zwölf-Apostel-Kirchhof, Werdauer Weg 5, 10829 Berlin.


- Weitere Informationen zur Eröffnung des muslimischen Gräberfelds finden Sie auch auf der Internetseite der Zwölf-Apostel-Gemeinde.

text/grafik: Einladung, PM