Projekt "Empowerment im Quartier": Fokus-Gruppe "Jugendliche" sammelte Ideen

Wunsch-Sammlung: die Jugendlichen haben viele Ideen für ihren Kiez!

Im März 2015 trafen sich Kollegen vom Outreach-Team Schöneberg Nord mit Josephine Ulrich vom Projekt "Empowerment im Quartier", um Perspektiven der Jugendlichen auf das QM-Gebiet zu sammeln und ins Projekt Empowerment einzubringen. Beim Gespräch im offenen Bereich der Villa Schöneberg waren elf Jugendliche von 16-19 Jahren mit dabei.

Dem Outreach Team liegt viel daran, die Themen der Jugendlichen, die hier zur Sprache kamen, weiter zu verfolgen. So wird u.a. gemeinsam mit dem Team von Empowerment im Quartier gemeinsam an kreativen Lösungsansätzen gearbeitet.

Bei der Ideensammlung lag der Fokus darauf, was sich die Jugendlichen von ihrem Kiez wünschen und wie sie ihn gerne mitgestalten würden. Es wurde dabei natürlich auch über ihre aktuellen Probleme im Kiez gesprochen.

Im Gespräch kristallisierten sich fünf zentrale Themen für die Jugendlichen heraus: Zugang zu bespielbaren Bolzplätzen, Freiräume ohne Konsumzwang auch außerhalb der Schließzeiten der Jugendeinrichtungen, Möglichkeiten für Ausflüge; regelmäßige Polizeikontrollen und die unangenehmen Nebenwirkungen des Straßenstrichs und des Drogenkonsums auf der Kurfürstenstraße.

Zugang zu bespielbaren Bolzplätzen
Die Jugendlichen spielen gerne in ihrer Freizeit Fußball – auch ohne Verein oder Betreuung. Sie finden aber wenige gut bespielbare Bolzplätze in ihrer Umgebung. Es gibt zwar eine ausreichende Anzahl an Plätzen, aber sie sind oft in desolatem Zustand, so dass die aktuelle Versorgung den hohen Bedarf nicht decken kann.
Die Jugendlichen sind durchaus bereit sich an Verbesserungsmaßnahmen und Wiederinstandsetzung von Bolzplätzen tatkräftig zu beteiligen. Durch die Vorzugsvergabe an Vereine ist es selbst für freie Gruppen, auch mit Betreuern im Rahmen der Jugendarbeit im Quartier, sehr schwer Bolzplätze zu finden. Hier wünscht man sich mehr Unterstützung aus dem Quartier.

Freiräume ohne Konsumzwang
Es gibt keine Räume ohne Konsumzwang außerhalb des Elternhauses und außerhalb der Schließzeiten der Jugendeinrichtungen für Jugendliche. Die Jugendlichen wünschen sich sehr einen eigenen Raum für sich.
Bis vor kurzem hatten sie einen kleinen Raum im Heizungskeller eines Wohnraumes genutzt – komplett mit Sofa und Tischchen. Der Raum war ein sehr wichtiger Freiraum für die Jugendlichen, wurde von vielen gerne genutzt und in gutem Zustand gehalten. Leider wurde er nach einer Beschwerde (über die inoffizielle Nutzung – nicht weil sie durch negatives Verhalten aufgefallen waren) geschlossen.
Dies hinterlässt eine große Lücke und die Jugendlichen äußerten deutlich den Wunsch nach einem Freiraum für sich.

Moglichkeiten für Ausflüge
Mal rauskommen aus dem Kiez und dem Alltag - auch das war ein deutlich formulierter Wunsch.
Besonders gerne wollten die Jugendlichen nach Tropical Island. Aber generell besteht ein großer Wunsch, auch mal etwas anderes zu sehen als den Schöneberger Norden und gemeinsam einen Ausflug zu machen. Dies ist für die meisten von ihnen aber durch eigene finanzielle Mittel kaum moglich.

Regelmäßige Polizeikontrollen
Das Verhältnis zur Polizei beschrieben den Jugendlichen als schwierig: zum einen stört sie, regelmäßig vor der eigenen Haustür von der Polizei gestoppt und kontrolliert zu werden, und zum anderen empfanden sie dabei den Umgangston bei diesen Kontrollen als aggressiv.
Begegnungen mit der Polizei, mit der Ausnahme vom Präventionsteam, beschränken sich auf die Kontrollen - was zu einem angespannten Verhältnis beiträgt.
Es wäre an dieser Stelle sicherlich hilfreich, den Kontakt zur Polizei auszuweiten um auch andere Formen der Begegnung zu ermöglichen, bei denen die Jugendlichen der Polizei als Nachbarschaft und nicht nur als mögliche Verdächtige begegnen. Dazu wurden sich sicherlich ein Straßenfest oder ein Nachbarschafts-Fußballturnier eignen.

Straßenstrich und Drogenkonsum auf der Kurfürstenstraße
Wie viele Anwohner an und um die Kurfürstenstraße empfinden auch die Jugendlichen den angrenzenden Straßenstrich und dessen Begleiterscheinungen als sehr unangenehm.
Die Ausstellung vor einigen Jahren hat sicherlich zu einem besseren Verständnis und höherer Toleranz beigetragen, doch er ist und bleibt für die Jugendlichen störend, auch wenn ihnen klar ist, dass der Straßenstrich voraussichtlich dort bleiben wird.

text/foto: Josephine Ulrich, Projekt Empowerment