Einweihung des Ehrengrabs für Hilde Radusch am 6. November 2016

Herzlich willkommen zur Einweihung des Ehrengrabs für Hilde Radusch


Einweihung des Ehrengrabes für Hilde Radusch (1903-1994)
Sonntag, 6. November 15-17 Uhr
Kapelle des Alten St.-Matthäus-Kirchhofs

Großgörschenstraße 12-14
10829 Berlin-Schöneberg

An ihrem 113. Geburtstag wird auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof ein Ehrengrab für die Politikerin, Widerstandskämpferin und lesbische Aktivistin Hilde Radusch (1903-1994) eingeweiht.

Schon mit 18 Jahren kam die in Altdamm bei Stettin geborene Hilde Radusch nach Berlin, trat in den Kommunistischen Jugendverband ein und absolvierte eine Ausbildung im Pestalozzi-Fröbel–Haus in Schöneberg.
Ab 1925 engagierte sie sich im neu gegründeten roten Frauen- und Mädchenbund. Von 1929 bis 1932 war sie Stadtverordnete für die Berliner KPD.

Nach der Machtübernahme der Nazis wurde sie aufgrund ihrer KPD-Arbeit in „Schutzhaft“ genommen und inhaftiert. Ende 1933 kam sie aufgrund einer Amnestie frei. Als ehemaliges KPD-Mitglied durfte sie nicht mehr bei der Post arbeiten und ging als Arbeiterin zu Siemens, wo sie illegale Parteiarbeit organisierte. Einer Verhaftungswelle im August 1944 entzog sie sich, indem sie gemeinsam mit ihrer Freundin untertauachte und in einer Gartenlaube versteckt lebte.

Nach dem Krieg arbeitete sie 1945 für das Bezirksamt Schöneberg in der Abteilung "Opfer des Faschismus".1946 kam es zu Konflikten mit der Kommunistischen Partei, aus der sie dann austrat. In der SPD fand sie eine neue politische Heimat.

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts engagierte sich Hilde Radusch in der Neuen Frauenbewegung. So war sie Mitbegründerin von L74, einer Berliner Gruppe älterer Lesben, und 1978 des Frauenforschungs-, -bildungs- und -informationszentrums (FFBIZ).

Das Ehrengrab für Hilde Radusch ist erst das zweite Ehrengrab für eine Frau auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof. Bisher wurde nur die Frauenrechtlerin Minna Cauer auf diese Weise geehrt. Die Widmung des Grabes von Hilde Radusch als Ehrengrab fällt in das Jubiläumsjahr -160 Jahre Alter St.-Matthäus-Kirchhof- das den Frauen gewidmet worden ist.

Diese Widmung als Ehrengrab ist möglich geworden durch das Engagement des Netzwerks „Miss Marples Schwestern“, das sich seit über 10 Jahren dafür eingesetzt hat. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Ehrengräber für Frauen auf diesem und den anderen Berliner Friedhöfen folgen werden.
Eine Veranstaltung von „Miss Marples Schwestern“ in Kooperation mit den Zwölf-Apostel-Kirchhöfen.

text: Bertram vom Boxberg; grafik: FFBIZ-Archiv