Eine Intervall-Ausstellung als work in progress: „Wir waren Nachbarn" im Rathaus Schöneberg
Schon zum fünften Mal öffnet die Ausstellung „Wir waren Nachbarn" ihre Türen: Weit über hundert Biografien beschreiben das Leben von Nachbarn, die unter der Verfolgung durch die Nazis leiden mussten - herzlich willkommen zur Eröffnung am 25. Januar, zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm!
Zum fünften Mal eröffnet die Ausstellung „Wir waren Nachbarn" für drei Monate aus Anlass des internationalen Holocaust-Gedenktages. Und wieder ist es uns gelungen, acht neue Biografische Alben ehemaliger Jüdischer Nachbarn zu erstellen und einen Zeitzeugen einzuladen.
Diesmal ist es der Pianist und Komponist Ilja Bergh aus Kopenhagen, der 1934 mit 7 Jahren Berlin mit seinen Eltern verlassen musste. Sein Elternhaus, mit einem Gesangspädagogen als Vater und einer Tänzerin und Bewegungstherapeutin als Mutter, war ein offenes Haus für die Musikerszene der 20er und30er Jahre. Berghs weiteres Leben in den Städten Kopenhagen, Riga, Kiew und München liest sich wie ein Leben eines Globalplayers in Sachen Neuer Musik, wäre nicht die Flucht und die Verfolgung auch in Dänemark. Ilja Bergh wird bei der Pressebesichtigung anwesend sein.
Ilja Bergh wird bei der Gedenkveranstaltung (25.01.09, 18 Uhr) zwei seiner Kompositionen spielen und zur Langen Nacht der Museen (31.01., 19 Uhr) ein Gesprächskonzert - moderiert von der Autorin Esther Dischereit - geben.
Bei der Gedenkveranstaltung wird auch Ruth Jacoby, die Schwedische Botschafterin anwesend sein und darüber sprechen, warum es ihr wichtig ist, dass die Historikerin Dr. Simone Ladwig-Winters ein Biografisches Album ihres Vaters, der 1933 Berlin als Anwalt verlassen musste, für die Ausstellung „Wir waren Nachbarn" neu erstellt hat.
Das Schweigen und das Vergessen in beiden deutschen Gesellschaften und das Schweigen und Vergessen in den Familien ist in diesem Jahr der inhaltliche Schwerpunkt von Ausstellung und Rahmenprogramm.
Ein Beispiel für das (Ver)Schweigen ist das neue Album über Bertha Markus, das Ihre Ur-Enkelin geschrieben hat. Es dokumentiert die mühevolle Annäherung an das in den bürokratischen Nazidokumenten versteckte Schicksal der jüdischen Ur-Großmutter, über das in der Familie nicht gesprochen wurde, weil der Schmerz des Erinnerns an die Umstände ihres Todes vergessen werden sollte.
Die Ausstellung verfolgt wie in den Vorjahren das Konzept, dass bekannte Namen neben unbekannten die Vielfalt des jüdischen Lebens in Berlin exemplarisch aufscheinen lassen: So wird das Album von Hanni Levý, die in Berlin mit Hilfe mehrerer Familien mit falscher Identität überlebt hat, neben dem des späteren Hollywood-Filmemachers Billy Wilder liegen, der aus Wien nach Berlin gekommen war und kurze Zeit vor seiner Emigration am Viktoria-Luise-Platz gelebt hatte.
Weiter Informationen entnehmen Sie bitte dem Einladungsflyer (PDF, 1,5 MB) und der Karte für Eröffnung und Rahmenprogramm (PDF, 80 kb).
text/grafik: Einladung