Eine Ausstellung zum Hören und Sehen: "Schöne Aussichten" war ein großer Erfolg
Vier Wochen lang gastierte die Ausstellung zum Hören und Sehen "Schöne Aussichten" im 6. Stock des Pallasseums - mit einer gut besuchten Bunkerführung endete der erste Ausstellungsteil.
Der Vorhang des 1. Akts der Ausstellung "Schöne Aussichten" in der Pallasstraße 28 fiel am 17. Februar: Viele Bewohner des Pallasseums selbst, aber auch zahlreiche Schöneberger, Studenten und zahlreiche andere Interessierte hatten die ersten vier Wochen des Kunst-Events genutzt, um Bilder und Geschichten vor Ort in der luftigen Höhe des sechsten Stockwerks zu bewundern. Inzwischen ist die Ausstellung zu ihrer zweiten Hälfte in die Otto-Nagel-Galerie (Seestraße 49) umgezogen - zuvor gab es im Schöneberger Norden eine Finissage mit abschließender Bunkerführung.
Den riesigen Betonklotz an der Pallasstraße, über den hinweg sich der Hochbau des Palasseums zieht, kennen vom Sehen her eigentlich ziemlich viele Leute. Nicht jeder aber hatte schon einmal die Möglichkeit, diesen geschichtsträchtigen Bau - einen Hochbunker aus der NS-Zeit - von innen zu betrachten. So folgten gerade auch viele junge Leute und Jugendliche der Einladung, beim Rundgang durch den Bunker unter fachkundiger Führung durch Herrn Förster vom Schöneberger Kulturarbeitskreis e.V. mitzumachen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Ausstellungsmacherin Martina Kneis und Joachim Poweleit vom Quartiersmanagement gab es die ersten einleitenden Hintergrundinformationen von Herrn Förster noch vor dem Bunker zu hören. Danach sah man die ganze Gruppe voller Spannung und Staunen die Treppen des massiven Baus bis in den 3.Stock emporsteigen - nicht ohne natürlich auf dem Weg dorthin mal einen neugierigen Blick nach links oder rechts in die Seitengänge zu werfen.
Errichtet wurde das gewaltige Bauwerk 1943 - aber niemand schleppte freiwillig zentnerweise Beton: Zwangsarbeiter, die aus der Sowjetunion nach Berlin verschleppt worden waren, mussten diese Knochenarbeit leisten. Untergebracht waren sie in der benachbarten Schule, die heute nach der Widerstandskämpferin Sophie Scholl benannt ist. Den Oberschülern ist diese düstere Kapitel der Geschichte durchaus nicht fremd: Immer noch pflegt die Schule Kontakt zu den letzten Leidtragenden dieser Epoche. Aus dieser Verbindung stammte auch die ein oder andere Anekdote, mit der Herr Förster Bilder vor den Augen der Zuhörenden erwecken konnte - nicht zuletzt daher rührte der tosende Applaus für seine lebendige Schilderung.
Nicht direkt im Bunker, aber in der Gegend rund um ihn herum und rund ums Pallasseum spielt auch das Musikvideo, das im Anschluss an die Führung im ersten Stockwerk zu bewundern war: Schon von weiten empfingen kräftige Beats die Neugierigen, die Videosequenzen der Schöneberger Rapband "Original Gangsters" wurden auf die Bunkerwand projiziert.
Dieses sehr professionell hergestellte Video wurde in einem Projekt der Jugendeinrichtung Öntököltöröll hergestellt und holte die Besuchergruppe langsam aber nachdrücklich wieder in die Realität zurück. Der anschließend geplante Live-Auftritt der Band fiel zwar leider aus - dennoch machten sich nach und nach alle sichtlich zufrieden über den abwechslungsreichen Abend auf den Weg zurück ins Freie.
Wer es bislang nicht geschafft hat, sich die interessante und vielgelobte Ausstellung "Schöne Aussichten" anzusehen, der hat hierfür vom 25. Februar bis zum 17. März noch die Möglichkeit in der Otto-Nagel-Galerie im Wedding an der Seestr. 49 und ist herzlich dazu eingeladen!
text: Gillam/wolk; fotos: Schweiß