Diskussion in Fernsehen und Radio: Dramatisiert oder verharmlost - Wie viel Gewalt verträgt unsere Gesellschaft?
Ändert sich das Klima in unserer Gesellschaft, gibt es wirklich eine neue Dimension von Gewalt, oder inszenieren die Medien nur eine hysterische Debatte? Eine Diskussion von Fachleuten zu diesem Thema wird vom 21. bis 26. Februar mehrfach in Radio und Fernsehen übertragen.
Das Gefühl ängstigt und bewegt: Eine neue Dimension der Gewalt und Verrohung beherrscht unser alltägliches Leben. Die Aggressionen werden immer brutaler, das Unrechtsbewusstsein nimmt ab. Jugendliche, oft mit Migrationshintergrund, tragen ihre Konflikte brutaler denn je aus, aber die Faszination der Gewalt reicht viel weiter: Handy-Videos von brutalen Schlägereien oder sexuellen Erniedrigungen, die ins Internet gestellt werden, gelten als kultiger Freizeitspaß. Berliner Jugendrichter sehen in manchen Gegenden der Stadt „die zivilisatorischen Standards" nicht mehr gewährleistet.
Offizielle Statistiken behaupten das Gegenteil: Die Jugendkriminalität ist rückläufig, lediglich in schwierigen sozialen Milieus gehört Gewalt zum Alltag. Fest steht, die Gewaltkriminalität ist im Vergleich zu 2006 um 5% gestiegen, viele Taten vor allem in häuslichen Bereich werden gar nicht erst angezeigt. Brutale Action-Krimis und Computerspiele, sogar Hardcore-Pornos gehören in vielen Familien zum abendlichen Vergnügen.
Polizei, Lehrer und viele Vorgesetzte klagen über Autoritätsverfall und fehlenden Respekt im Umgang miteinander. Ändert sich das Klima in unserer Gesellschaft oder inszenieren die Medien nur eine hysterische Debatte?
Über gesunde Aggression, Gewalt als Selbstzweck und gesellschaftliche Verrohung diskutiert Michael Naumann mit:
- Seyran Ates
Anwältin und Gewaltopfer
Die Gewalt nimmt bedrohlich zu. Und wir, wir ertragen es still und kriegen den Mund nicht auf. - Andres Veiel
Regisseur und Autor „Der Kick"
Die Qualität der Gewalt hat sich verändert. Heute gibt es keine Grenzen mehr. Fairness ist außer Gefecht gesetzt worden. Heimtücke ist legitim. - Walter Wüllenweber
Journalist „Stern"
Gewalt ist ein Unterschichtsproblem. - Horst Bosetzky
Krimiautor und Soziologe
Verbrechen muss sein, um Normalität definieren zu können. - Neco Celik
Filmemacher, Theaterregisseur und ehemaliges Mitglied der Kreuzberger Jugendgang „SO36"
Es ist alles wie immer. So war die Welt schon immer.
Die Diskussion wird für Radio- und Fernsehausstralung im Palais am Festungsgraben aufgezeichnet.
Der Sendetermin dieser Ausgabe des RBB-Kulturtalks „Im Palais" ist der 22.02.2007 um 22.45 Uhr im RBB-Fernsehen.
Wiederholungen:
23.02.2007, 11.45 Uhr im rbb
25.02.2007, 13.00 Uhr auf Phoenix
26.02.2007, 22.00 Uhr im Kulturradio
text (gekürzt): Einladung