„DREAMVISION, 11 Dreams, Dreams…“ - Ausstellung im Rathaus Schöneberg

Formen und Farbe pur: Mandalas im Foyer des Rathauses Schöneberg

Sich in einer ganz anderen Rolle erleben, die eigene Kreativität entdecken, mal abschalten vom harten Alltag auf der Straße: Das sind nur einige der „Nebeneffekte“ von Kunstangeboten, bei denen in den vergangenen drei Jahren Besucherinnen des Frauentreffs Olga an der Kurfürstenstraße mitgemacht haben.

„Bei uns können sich Frauen, die sich auf dem Straßenstrich prostituieren und manchmal auch drogenabhängig sind, eine kleine Auszeit nehmen oder sich Unterstützung holen“, beschrieb Michaela Klose, Leiterin des „Olga“, bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung im Rathaus Schöneberg den Hintergrund zu den ganz unterschiedlichen Exponaten. „Die Kunstangebote von Anita Staud kamen bei unseren Besucherinnen sehr gut an: Endlich mal nicht „nur“ von Problemen sprechen, sondern etwas für viele ganz Neues ausprobieren – dass das etwas Tolles ist, haben immer mehr Frauen für sich entdeckt.“

Zille lässt grüßen: Humorvolle Eigensicht einer Olga-Besucherin

Und dieses erstaunte „Neues an sich selbst entdecken“ hatte bei einigen Auswirkungen auf ihre ganze Lebensplanung: Wenn ich zeichnen oder mit Farben umgehen kann, ohne das bisher gewusst zu haben, dann steckt ja vielleicht noch viel mehr in mir – vielleicht auch ein Leben ohne den Strich! Einige der Prostituierten haben sich über die Kunst an diesen Gedanken „herangemalt“, mehrere eine Ausbildung oder Qualifizierung begonnen, eine ist inzwischen in einem „ganz normalen“ festen Job

Rundgang bei der Ausstellungseröffnung am 7. November 2011

„Erst mal hab ich mich nur hingesetzt und selber Skizzen im Olga gemacht“, beschreibt die Künstlerin Anita Staud die Anfänge der Projekte. „Nach und nach haben immer mehr Frauen geguckt, was ich da mache, dann die ersten selbst angefangen auszuprobieren – und einige haben ihre Liebe zum eher medidativen Mandala-Malen entdeckt.“ So ist innerhalb von drei Jahren eine unglaubliche Fülle an ganz unterschiedlichen kleineren und größeren Kunstwerken ist entstanden – von großen Gemeinschaftsbildern über Bleistift-Portraits und Seidenmalerei bis zu den bunten Mandalas nach indischer Tradition.

Vernissagen-Besucher lassen sich von einer der Projektteilnehmerinnen ihre Mandala-Arbeiten erklären

Noch bis zum 4. Dezember können Sie diese Werke im Foyer des Rathauses Schöneberg bestaunen. „Einige der Werke waren schon in Kirchen zu sehen, jetzt sind wir von dort ins Rathaus gewandert“, freut sich Frau Staud. „Mal sehen, was als Nächstes kommt!“
„Dass wir hier unter der Schirmherrschaft von Bezirksstadträtin Angelika Schöttler ausstellen können, dafür bedanken wir uns allen Unterstützern, vor allem auch bei der BVV Tempelhof-Schöneberg sehr herzlich“, so Frau Klose vom Frauentreff. „Für unsere Künstlerinnen ist das nochmal ein ganz großer Schritt: Klar ist es schon toll, die Olga-Räume mit eigenen Werken auszugestalten. Aber hier finden wir uns in einer sehr großen Öffentlichkeit wieder, ganz weit weg vom Straßenstrich – einige der Frauen sind schon zur Eröffnung hier, andere werden bestimmt die nächsten Tage mal gucken kommen und staunen. Und wir sind gespannt, wie das wiederum auf unsere Besucherinnen zurückwirkt.“

Strahlen zu Recht: Künstlerin Anita Staud, Stadträtin Angelika Schöttler, Olga-Leiterin Michaela Klose (v.l.n.r.)

Ausstellung „DREAMVISION, 11 Dreams, Dreams…“
Kunstwerke von Besucherinnen der Frauentreffs Olga an der Kurfürstenstrasse
im Rathaus Schöneberg, Foyer
John-F.-Kennedy-Platz 1, 10820 Berlin

Ausstellung bis zum 4. Dezember 2011
Öffnungszeiten: täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr

Hier finden Sie weitere Informationen zur Ausstellung.

text/fotos: wolk