Brief des Quartiersrats Schöneberger Norden zum Bibliotheken-Konzept des Bezirks

Bibliotheken - Konzept des Bezirks Tempelhof-Schöneberg

Wichtiges Mitbestimmungsgremium: der Quartiersrat


An die Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres
An die Bezirksbürgermeisterin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler
An alle Fraktionen der in der BVV vertretenen Parteien
An den Unterausschuss der BVV zum Bibliotheken Konzept


Der Quartiersrat beim QM Schöneberger Norden hat auf seiner 82. Sitzung am 12.3.2014 den folgenden Brief beschlossen:


Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der Informationsveranstaltung, zu die der BVV Unterausschuss am 3.2.2014 in das Rathaus Schöneberg eingeladen hatte, wurden zwei mögliche Konzepte für die Stadtbibliotheken Schöneberg vorgestellt.

Der Quartiersrat begrüßt, dass beide Konzepte den Erhalt der Gertrud-Kolmar-Bibliothek vorsehen. Diese Stadtteilbibliothek ist unverzichtbar für die Bildungsarbeit im Gebiet vor allem für Kinder und Jugendliche, für Familien und für die Schulen und Kitas. Sehr erfolgreich war und ist die Ausrichtung als „Interkulturelle Bibliothek“, die auch durch das QM in den letzten Jahren mit erheblichen finanziellen Mitteln gefördert wurde. Die Bedeutung dieser Stadtteilbibliothek ist auch auf dem Sonderpräventionsrat am 27. September 2011 zum Thema „Bibliotheken in Schöneberg“ eindrucksvoll verdeutlicht worden.

Neben der Freude darüber, dass die Gertrud-Kolmar-Bibliothek grundsätzlich erhalten bleiben soll, mischt sich bei uns die Sorge, ob die Art und Weise, wie diese Bibliothek weiter geführt werden soll, den Bildungs-Bedürfnissen in unserem Gebiet gerecht werden kann.

Die Stadträtin für Bildung, Frau Kaddatz, erklärte auf der BVV-Veranstaltung am 3.3.2014, dass sie einen Umzug der Getrud-Kolmar-Bibliothek aus den Räumen Sophie-Scholl-Schule in Räume der Spreewald-Grundschule plane. Gedacht sei es, die Gertrud-Kolmar-Bibliothek zu einer Kinder- und Jugend-Bibliothek um zu wandeln, vielleicht auch nur zu einer Kinderbibiliothek. Genaueres sagte sie nicht. Die Nutzfläche der Bibliothek solle sich von jetzt 469qm auf 190qm verkleinern. Auch Angaben über die geplante personelle Ausstattung der dann verkleinerten Bibliothek lieferte die Stadträtin nicht. Uns scheint dieses Konzept noch sehr unausgearbeitet, und wir sehen die Gefahr, dass dieser geplante Umzug der Bibliothek der erste Schritt zu einer dann endgültigen Schließung der Stadtteilbibliothek sein könnte.

Gern und oft argumentiert Frau Kaddatz damit, dass der Bezirk durch eine Schließung bzw. eine Verlagerung der Bibliothek jährliche Kosten von etwa 80.000 € sparen könne. Diese Kosten entstehen durch die Anmietung von Räumen für den Freizeit Bereich der Sophie-Scholl-Schule im BVG-Gebäude. Bei dieser Argumentation übersieht Frau Kaddatz allerdings, dass man den Freizeitbereich der Schule nicht einfach in den Raum der jetzigen Gertrud-Kolmar-Bibliothek verlagern kann. Dieser Raum ist die historische Turnhalle der Schule. Man müsste diesen Raum baulich in viele kleine Räume unterteilen, zusätzliche sanitäre Einrichtungen und eine Küche einbauen. Die Verlagerung des Freizeitbereiches der Sophie-Scholl-Schule in den Raum der jetzigen Gertrud-Kolmar-Bibliothek würde erhebliche Baukosten verursachen. Es wäre interessant zu wissen, ob das mal jemand durchgerechnet hat. Ob das Denkmalschutzamt einer Zerteilung der historischen Turnhalle überhaupt zustimmen würde, kann durchaus bezweifelt werden. Über all diese Probleme gab es von Frau Kaddatz auf der BVV-Veranstaltung keine Ausführungen. Es ist ein offensichtlich nicht ausgereifter Plan.

Vollkommen unklar blieb auch, welche inhaltlichen Konzepte mit einer Verlagerung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek verfolgt werden. Unklar ist, inwieweit die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Spreewaldschule auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sein würde oder ob sie dann als eine besser Schulbibliothek weitergeführt werden soll. Unklar ist auch, welche Räume die Spreewaldschule zu Verfügung stellen kann und ob es für die Bibliothek einen gesonderten Eingangsbereich geben kann, der eine räumliche Trennung vom Schulbereich dieser Ganztagsschule gewährleistet. Es liegt ja wohl kaum im Interesse dieser Grundschule mit Ganztagsbindung, dass schulfremde Personen, die eine öffentliche  Bibliothek besuchen wollen, den Schulhof mitbenutzen.

Wir sind der Meinung, dass all diese Fragen diskutiert und geklärt werden sollten, bevor die BVV einer Verlagerung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek zustimmt. Das Argument der Stadträtin, durch eine Verlagerung könnten ca. 80.000€ p.a. eingespart werden, sollte kritisch hinterfragt werden, die anfallenden Kosten für die notwendigen Umbaumaßnahmen in der Sophie-Scholl-Schule sollten vorher seriös benannt werden. Die Frage, ob das Denkmalsamt einem Umbau überhaupt zustimmen würde, sollte man vorher klären. Sonst könnte es sein, dass man hinterher eine böse Überraschung erlebt, die die Finanzierungspläne einer möglichen Stadteil-Bibliothek im ehemaligen Hertie Kaufhaus noch riskanter machen als sie jetzt schon erscheinen.

Der Quartiersrat beim QM Schöneberger Norden fordert:

  • Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek muss auch weiterhin öffentlich zugänglich sein.
    Die hierzu notwendige personelle Ausstattung muss benannt werden und gewährleistet sein.
  • Die Fortführung und Weiterentwicklung der interkulturellen Bibliothek und ihre öffentlichen Zugänglichkeit muss sichergestellt sein.
  • Eine konzeptionelle Veränderung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek sollte in einem transparenten Verfahren mit den Bildungsträgern des Gebietes, dem QM und dem „Bildungsnetzwerk Schöneberger“ Norden erarbeitet werden.
  • Die Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek, die bereits mehrfach unter der Leitung von Frau Kaddatz getagt hatte, soll umgehend ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe sollen der BVV zugänglich gemacht werden.
  • Ebenso soll die von Frau Kaddatz versprochene Zukunftswerkstatt zur Gertrud-Kolmar-Bibliothek unverzüglich eingesetzt werden.


Für das Sprecherteam des QR beim QM Schöneberger Norden
Bertram von Boxberg

Berlin, den 13. März 2014

text: Brief QR