Stadtbibliothek soll ins ehemalige Hertie-Kaufhaus an der Hauptstraße - die Stadtteilbücherei Schöneberg Nord soll geschlossen werden

Der Stadtrat für Schule, Bildung und Kultur hat vor wenigen Tagen der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg ein Konzept für die Entwicklung der bezirklichen Bibliotheken bis zum Jahr 2016 vorgelegt. Wichtigster Bestandteil ist der Vorschlag, die Mittelpunktbibliothek Schöneberg „Theodor-Heuss-Bibliothek“ von ihrem jetzigen Standort in der Hauptstraße neben dem Stadtbad in das ehemalige Hertie-Kaufhaus zu verlegen, das seit einiger Zeit leer steht.

Hapel bezeichnete den Umzug der größten Schöneberger Bibliothek in das frühere Kaufhausgebäude als eine „bibliothekspolitische Innovation, die die Zukunftsfähigkeit der Bibliothek sichert und erweitert.“ Einen zentraler gelegenen, besser erreichbaren Standort als diesen Ort gegenüber der Einmündung der Akazienstraße in die Hauptstraße gebe es in Schöneberg nicht: „Wer die Gegend kennt, weiß, dass eine Bibliothek hier ein Selbstläufer sein wird. Es wird mit einer Verdoppelung der Nutzung, mit bis zu 1500 Besuchen am Tag, gerechnet. Der Stadtrat verwies auch auf die stadtentwicklungspolitische Bedeutung einer solchen Standortentscheidung: „Wenn da täglich, wie es in großen Bibliotheken üblich ist, Menschen aus allen Schichten, Männer und Frauen, Jung und Alt, Deutsche und Migranten, in einer zivilen Bildungsatmosphäre aufeinander treffen, dann beeinflusst das auch das soziale Klima im Umfeld positiv.“ Und auch das wirtschaftliche Klima, fügte er hinzu: „Denn Bibliothekskunden sind auch Geschäftskunden!“

Hintergrund der Standortpläne ist die notwendige Neuordnung der Bibliothekenlandschaft in Schöneberg.

Hapel verwies darüber hinaus auf den dramatischen Entwicklungsrückstand, in den die Stadtbibliothek gegenüber den anderen Bezirken geraten sei. Nachbarbezirke wie Steglitz-Zehlendorf hätten im vergangenen Jahrzehnt ihre Standorte konzentriert und große attraktive Bibliotheken errichtet. Der Umzug ins Steglitzer „Schloss“ habe zu einer Nutzungssteigerung um 150% geführt. Damit könne Tempelhof-Schöneberg nicht mithalten: „Unser Bezirk hat heute gegenüber dem Berliner Durchschnitt einen Rückstand bei den Nutzungsflächen von 18%, bei den Medien pro Einwohner sogar von 24%“ erläutert Hapel. Damit könne man im Berliner Finanzierungssystem nicht rentabel arbeiten: „Deshalb brauchen wir neben einer erweiterten Bezirkszentralbibliothek in Tempelhof, deren Sanierung in das bezirkliche Investitionsprogramm aufgenommen wurde, auch in Schöneberg eine attraktive, zentral gelegene Bibliothek, die ausreichend Flächen anbietet.“

Die Voraussetzungen hierfür sind laut Hapel gut. Denn nach den Erfolg versprechenden Vorgesprächen, die der Bezirk mit dem Eigentümer des Gebäudes, der spanischen Bank Santander, geführt hat, ist dieser bereit, dem Bezirksamt eine Fläche von ca. 3.400 m² zu vermieten. „Das entspricht den Standards für ein Versorgungsgebiet wie Schöneberg“, sagte Hapel, „und ist mehr, als die Schöneberger Bibliotheken derzeit zusammen aufbringen können“.

Im Gegenzug müsste die Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord „Gertrud-Kolmar-Bibliothek“ geschlossen werden. Hapel betonte, dass die erfolgreiche Arbeit mit migrantischen Leserinnen und Lesern, die dort zu einer Verdoppelung der Nutzung geführt habe, im Hertie-Kaufhaus unbedingt weitergeführt werden müsse: „Wir werden auch die Sozialarbeiterstelle, die wir 2008 erstmalig in Berlin eingeführt haben, dorthin verlagern. Bibliotheksarbeit muss heute einen interkulturellen Akzent setzen und das wird das Profil am neuen Standort maßgeblich prägen“.

Das Bibliothekskonzept wird nun nach der Sommerpause von der Bezirksverordnetenversammlung und in der Öffentlichkeit beraten werden. Hapel appellierte an die Bezirksverordneten, diese auch für die Stadtentwicklung bedeutsame Chance nicht verstreichen zu lassen: „Für Schöneberg bedeutet dieser Standort einen Quantensprung in der Bibliotheksentwicklung.“ Er erinnerte daran, dass die Förderung der Stadtbibliothek, die mit begrenzten Ressourcen eine hervorragende Arbeit mache, bisher Anliegen aller Parteien im Bezirk war. „Es liegt in der Verantwortung aller, hier eine große, zukunftsweisende Entscheidung zu treffen, nämlich einen Bibliotheksstandort zu begründen, der zu einem bedeutenden Bildungs- und Lernort werden kann, zu einem zentralen Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger Schönebergs. Diese einmalige Zukunftschance sollte sich der Bezirk nicht entgehen lassen.“

Weitere Informationen erhalten Sie unter der Rufnummer 90277-2233.

text: PM BA vom 11.07.2011