Bewegung, die Freu(n)de schafft

Egal ob Kinder, Frauen, Senioren, Jugendliche oder Männer: Sport entspannt und verbindet

Gemeinsame Bewegung fördert nicht nur die Gesundheit sondern auch das Selbstbewusstsein und die soziale Kompetenz.

Zehn quirlige Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren stehen vor dem Spiegel im Saal des PallasT.  Sie machen Dehnungsübungen, Hüftschwünge, rücken sich die Haare zurecht. Doch als die ersten Takte der Musik erklingen, steigen Konzentration und Begeisterung.

„Gemeinsam zu tanzen ist eine Art von Kommunikation“, erklärt Cham Dawid hinterher. „Die Bewegung befreit die Mädchen.“
Cham Dawid leitet den Kurs seit acht Monaten. Nach einer Aufwärmphase mit Freestyle-Tanzen gibt es Choreographien zu Hip-Hop, Streetdance, Salsa. „Die Choreographie entsteht automatisch wenn ich Musik höre“, sagt sie. "Dann nehme ich die Vorschläge der Mädchen auf. Für die Kleineren ist es eine Herausforderung, die einzelnen Körperteile zu koordinieren. Sich die ganze Choreographie zu merken, ist für alle sowohl Körper- als auch Kopftraining."
 
Bewegung, Kopf und Gesundheit gehören bei allen Kursen, die für Mädchen und Frauen im Schöneberger Norden angeboten werden, zusammen. Und davon gibt es für jede Altersgruppe und jedes Interesse etwas. Schwangerengymnastik, Krabbelgruppe, Mädchenfußball, Schach, Schwimmen, Nordic Walking, Yoga, Chi Gong, Gymnastik. Neben der Bewegung kann man sich auch gleich noch mit Nachbar/innen über Themen austauschen, die im Leben gerade anstehen.

So bietet Familienhebamme Katja Stricker jeden Dienstag im INA.KINDER.GARTEN Bülowstraße und jeden Mittwoch im Familienzentrum Neue Steinmetzstraße Gruppen für schwangere Frauen und Mütter mit neugeborenen Kindern und Kindern vor dem Kitaalter an. Es ist ein offenes Angebot, das heißt, die Kinder müssen nicht die jeweilige Kita besuchen, Frauen können jederzeit zu dem kostenlosen Angebot dazu kommen und auch eine längere Pause aus familiären, gesundheitlichen oder beruflichen Gründen ist kein Problem.

Jedes Treffen beginnt mit einer Stunde Körperarbeit für Mama und Kind. Bei jedem zweiten Mal erhalten die Kinder eine extra Betreuung, so dass die Frauen sich ganz auf sich selbst konzentrieren können.

„Ich stimme meine Übungen auf die spezifischen Probleme der Frauen ab", sagt Katja Stricker, die gleichzeitig Yogalehrerin ist. „Alle merken sofort eine körperliche Verbesserung. Bei vielen lassen die Schlafstörungen nach.“ Beim anschließenden gemeinsamen Frühstück tauschen sich die Frauen über Adressen von Ärzten, Hebammen oder Familienberatung aus. Circa alle sechs Wochen spricht eine Expertin zu einem bestimmten Thema, wie zum Beispiel Ergotherapie und Logopädie. Auch Ausflüge in Parks der Umgebung werden angeboten.

Glücklich und gesund durch gemeinsame Bewegung statt einsam und traurig zu Hause sein.

„Das Thema Bewegung und Gesundheit wird immer wichtiger", sagt Verena Kupilas vom biph. „Bewegung kann sehr gut in die alltägliche Arbeit integriert werden, auch in Gruppen, die sich zum Frühstück und Gespräch treffen.“

Das Biph startet im Herbst eine neue Runde des Projekts „Schöneberg bewegt sich“, bei dem es neben den Kursen für Anwohner/innen auch Schulungen für Multiplikator/innen gibt, also Frauen und Männer, die im Kiez wohnen und vielleicht schon in Vereinen und Organisationen vor Ort in die Arbeit eingebunden sind. Sie lernen gesundheitsorientiertes Aufbautraining, Nordic Walking, Massagen, Fantasiereisen etc. in Gruppen anzuleiten.

„Diese Multiplikator/innen müssen nicht neue Gruppen bilden", erklärt Verena Kupilas. „Doch sie können nach der Ausbildung Bewegung in ihre Gruppenarbeit miteinbeziehen.“

Zeynep Baran aus dem PallasT hat bereits einen Kurs durchlaufen und konnte dadurch ihren Wirkungskreis über Yoga hinaus erweitern. Nun bezieht sie auch Nordic Walking und Chi Gong mit ein. Die Frauen in ihren Kursen sind häufig über 40, haben Probleme mit Knien und Gelenken. Viele sind häufig alleine zu Hause. 

„Nach dem Kurs sind sie immer glücklich und aktiv. Die Müdigkeit, mit der sie gekommen sind, ist wie weggeblasen“, sagt sie. „Manche, die sich im Kurs kennen gelernt haben, gehen jetzt gemeinsam schwimmen.“ 

Bei der Schulung hat Zeynep Barn auch gelernt, Werbung für ihre eigenen Kurse zu machen. „Damit konnten meine Bekannten wieder anderen Frauen Bescheid sagen“, sagt sie. „Jetzt habe ich eine gute Gruppe. Das wichtigste ist mir, Gesundheit zu vermitteln und das kann ich jetzt viel besser machen.“

Es wäre schön, wenn in Zukunft noch viele Menschen als Multiplikator/innen arbeiten und so der Schöneberger Norden zum Quartier wird, in dem sich Jung und Alt mit Freude bewegen und dadurch ihr Leben verbessern.

text: R. Wosnitza; fotos: Hans-Jörg Bahrs, Susanne Wolkenhauer