Ethnomarketing! Was ist das? - Gelungenes Gewerbegespräch am 24. November 2010

Foto v.l.n.r.: Bezirksstadträtin Angelika Schöttler, Dr. Michael Müller (IG Potsdamer Straße), Hannes Schammann und Martina Budszuhn (Wirtschaftsförderung)

„Unter Ethnomarketing versteht man inländische Marketingaktivitäten, die gezielt an ausländische Mitbürger gerichtet sind und an die speziellen kulturellen und sprachlichen Eigenschaften der Gruppe abgestimmt sind. Ethnomarketing ist in Deutschland im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten relativ selten vertreten. Nur wenige hochspezialisierte Agenturen haben sich auf diese Nische spezialisiert und arbeiten insbesondere für die zahlreichen türkischen Mitbürger spezielle Marketingkonzepte aus.“

So steht es im Internet.
Ob Ethnomarketing eine Chance für Unternehmen im Schöneberger Norden sein kann, wurde auf einer Podiumsdiskussion am 24. November 2010 mitten im Kiez in der Seniorenfreizeitstätte HUZUR an der Bülowstraße diskutiert.
Eigens aus Nürnberg angereist kam ein Fachmann zu diesem Thema, Hannes Schammann, der ab Dezember als Referent für Grundsatzfragen der Integration im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge tätig sein wird und gegenwärtig seine Doktorarbeit mit dem Titel „Ethnomarketing und Integration“ schreibt.

Hannes Schammann sieht in der Potsdamer Straße schon sehr viele Beispiele des Ethnomarketings. Er wies darauf hin, dass sich beim Ethnomarketing das Produkt nicht verändert, sondern auf bestimmte Zielgruppen mit eigener Ansprache zugegangen werde.

Wenn beispielsweise das Türschild eines Arztes in verschiedenen Sprachen auf das Fachgebiet und die Öffnungszeiten hinweist, dann ist der Grundsatz des Ethnomarketings erfüllt.
Ein Problem sieht Hannes Schammann darin, wenn man sich nur auf eine Gruppe einstellt. Das würde zwar dazu führen, dass sich diese Gruppe besonders angesprochen fühlt, beispielsweise Mitbürger mit türkischem Migrationshintergrund, es könnte aber auch dazu führen, dass sich deutsche Interessenten für ein Produkt gar nicht mehr als mögliche Käufer gemeint sehen. Häufig ist es so, dass entweder die Zielgruppe oder das Produkt ethnisch ist.

Bezirksstadträtin Angelika Schöttler ist deshalb der Auffassung, dass es einen Mix geben sollte, durch den sich niemand ausgegrenzt fühlt. Die Gegend um die Potsdamer Straße ist auch für Touristen interessant, es sollten aber, so Schöttler, Strategien entwickelt werden, durch die sich auch die Menschen, die hier leben, angesprochen fühlen.

Die Unternehmen in der Potsdamer Straße sind eine bunte Mischung, und ebenso bunt werben sie für ihre Produkte. Die eigene Herkunft der Geschäftsinhaber in die Außendarstellung positiv einzubeziehen, könnte eine Strategie sein, um mehr Kunden zu gewinnen.

text/foto: KiTS aktuell Nr. 444