Begehung zur Verkehrssituation an der Pallasstraße

Kritische Blicke an der Straßenverengung vor dem Pallasseum

Die Pallasstraße ist ein richtiges Nadelöhr: Autos, Lieferverkehr und Busse schieben sich von Zone-30-Abschnitt zu Zone-30-Abschnitt, Kinder aus den umliegenden Schulen versuchen sich ihren Weg durch den fließenden Verkehr auf die andere Straßenseite zu bahnen, die Bürgersteige werden durch eilige Fahrradfahrer auf einem schmalen Radweg zusätzlich verengt, hoffentlich kommt jetzt nicht auch noch jemand mit Kinderwagen...
Wer gerade zur Schulbeginns- oder Schulschlusszeit einmal vom Winterfeldplatz in Richtung Potsdamer Straße gelaufen ist, kennt das tägliche Gehupe, Geklingel und Gewühle.

Seit einem Unfall im November 2009 – ein Kind aus der Spreewald-Grundschule war beim Über-die Straße-Laufen von einem Auto erfasst worden, sowohl der Schüler als auch der Autofahrer landeten im Krankenhaus – haben Eltern aus der Grundschule Initiative ergriffen: Sie haben in kurzer Zeit 900 Unterschriften für eine Verbesserung der Sicherheit gerade am Eingang zur Spreewald-Schule gesammelt und ihr Anliegen beim Präventionsrat im Dezember vorgestellt.

Wenn das mal nicht gleich knallt! - Gedränge auf dem Gehweg

Dass der Bezirk nicht wie vorgeschlagen Tempo 30 für den gesamten Straßenabschnitt anordnen kann (Tempo-30-Zonen und Tempo-50-Abschnitte wechseln derzeit alle paar Meter und gelten teils auch noch für unterschiedliche Tageszeiten), liegt an der Einstufung der Straße: Sie gilt als übergeordnete „Hauptstraße“ - und fällt somit ins Ressort der „Verkehrslenkung Berlin – VLB“ bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Um sich die Lage vor Ort nochmals genau anzusehen, trafen sich am 13. April 2010 Anwohner und Interessierte zur Begehung mit Stadtrat Schworck, Vertretern aus dem Bezirksamt und der Spreewaldgrundschule, von der Polizei und aus dem Quartiersmanagement. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es hinaus auf die Straße, wo die „Knackpunkte“ allen ins Auge sprangen - hier die Übersicht:

Ausgangslage

Wer langsam fährt, bekommt ein blinkendes "Danke!" angezeigt

Hier die Übersicht über die im Gespräch zusammengetragenen Punkte:

  • viele Kinder und Eltern in diesem Straßenabschnitt („Straße der Kinder“), viele kinderreiche Familien im Pallasseum
  • viele Bildungseinrichtungen und Angebote für Kinder und Jugendliche in dem Straßenabschnitt (siehe Umgebungskarte, darüber hinaus Jugendladen Pallasstraße, Ausbildungseinrichtungen im Bereich Gastronomie des ubs e.V. - Kochschule und Café Palladin)
  • ergebnislose Korrespondenz zum Thema Verkehrssicherheit/Tempo 30 zwischen einem Anwohner und der VLB - Verkehrslenkung Berlin
  • auch das Bezirksamt ist mit seinen Vorstellungen zur Verbesserung der Situation in Pallasstraße bei der VLB bisher nicht durchgedrungen
  • das Bezirksamt hat aktuell im Bereich der Spreewald-Grundschule in beiden Fahrtrichtungen mobile Lasermessgeräte mit Display (Dialogsystem – blinkend „Langsam!“ bzw. „Danke!“) für einen begrenzten Zeitraum aufgestellt.

Probleme/Konflikte

Beim Über-die-Straße-Gehen ist Vorsicht geboten
  • hohe/ überhöhte Geschwindigkeiten
  • Tempo 30 funktioniert nicht, „Flickenteppich“ von Tempobeschränkungen
  • Konflikte zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern
  • Gedränge am BVG-Wartehäuschen Pallas/-Ecke Gleditschstraße – an dieser Stelle besonders enger Gehweg mit Fahrradstreifen
  • die Überquerung der Pallasstraße ist gefährlich – zusätzlich zum Verkehr müssen Fußgänger zwischen parkenden Autos hervortreten, Kinder werden leicht übersehen
  • keine Überquerungshilfe, z.B. vor der Bibliothek
  • starke Lärmbelastung, z.T. durch überhöhte Geschwindigkeiten
  • unübersichtliche Straßenverengung vor der Straßenüberbauung/ Pallasseum
  • Missachtung des Parkverbotes unter dem Pallasseum
  • Parken in 2. Reihe
Engpass Bushäuschen

Die Anwesenden machten verschiedene Vorschläge, wie die Lage zu verbessern wäre – am Wichtigsten, darin stimmten alle überein, wäre eine durchgehende Tempo-30-Zone, die aber nicht in der Zuständigkeit des Bezirksamts liegt.

Hier der Überblick über weitere mögliche Maßnahmen:

  • Fahrradverkehr auf die Fahrbahn verlegen
  • blinkendes Display dauerhaft installieren (laut Bezirksamt schwierig, da nur drei mobile  Anlagen für den gesamten Bezirk zur Verfügung stehen)
  • Display an der Straßenüberbauung/ Pallasseum anbringen (teuer, genehmigungspflichtig, der Eigentümer muss zustimmen)
  • Transparent an der Straßenüberbauung/ Pallasseum anbringen (der Eigentümer muss zustimmen, das Bezirksamt prüft, inwieweit das genehmigt werden müsste)
  • mehr Geschwindigkeitskontrollen
  • bessere Verkehrserziehung von Kindern und auch Eltern, die Kinder in die Schule fahren
  • „Moabiter Kissen“ (Erhöhungen der Fahrbahn), die zum Langsamfahren zwingen (werden wegen Gefahr z.B. auch für Rettungseinsätze nicht mehr gebaut)
  • zusätzliche Überquerungshilfen wie Ampeln oder Zebrastreifen schaffen (das ist laut Bezirksamt nicht möglich, da ein zu geringer Abstand zwischen den Ampelanlagen entstünde)
  • Herabstufung der Pallasstraße von Haupt- in Nebenstraße (laut Bezirksamt nicht möglich)
  • BVG-Wartehäuschen versetzen (laut Bezirksamt schwierig, da es einen Bestandsschutz für den architektonisch gestalteten Zaun der Spreewaldgrundschule gibt)

 

 

Wie könnte die Situation entschärft werden?

Auch wenn einige der Ideen also nicht und nur schwer umsetzbar sind, sammelten die Begehungsteilnehmer/innen einige Vorschläge, die als nächste Schritte angegangen werden sollen – und innerhalb von zwei Wochen nach dem Termin teils schon sehr rasch umgesetzt wurden.

So hat das Bezirksamt inzwischen das Schutzgitter vor der Spreewald-Grundschule verlängert – die Kinder werden so zur Ampel geleitet, statt zwischen parkenden Autos hervor ungeschützt die Straße zu überqueren. Geprüft wurde auch, ob man das Tempo-30-Blink-Display in westlicher Richtung nicht vorziehen kann, damit es besser zu sehen ist; das geht jedoch nicht: Die Geschwindigkeitsmessung würde sich dann nämlich in den Tempo-50-Bereich verschieben.

Weitere Überprüfungen seitens des Bezirksamts stehen noch an: Kann man das Bushäuschen versetzen? Könnte das Tempo-50-Schild versetzt werden, so dass Autos nicht gerade kurz vor der Schule beschleunigen? Auch ein Hinweisschild auf die Straßenverengung vor dem Pallasseum würde vielleicht einiges an Gehupe verhindern helfen.
Zusätzlich plant das Bezirksamt, das Haltevorbot unter der Straßenüberbauung mehr zu kontrollieren, und auch die „Aktion Schulwegsicherung“ - Eltern und Kinder ansprechen und Hinweise für mehr Sicherheit geben – soll wieder starten.

Auf der anderen Straßenseite lockt die Eisdiele...

Wo möglich will das Bezirksamt auch Bemühungen der Eltern und Anwohner/innen unterstützen.
Die überlegen, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen ihre Chancen bei der Verkehrsleitplanung zu erhöhen:
Kreative Aktionen entlang der Pallasstraße wurden genannt, Transparente an der Straße, eine öffentliche Übergabe der Unterschriften an Senatorin Junge-Reyer – vielleicht verbunden mit einem Fahrradkorso - , um die Senatsstelle in die Diskussion vor Ort mit einzubeziehen. Das könnte bei folgenden Gesprächsrunden passieren, oder wenn das Thema nochmals beim Präventionsrat zur Sprache kommt.

Schon in der ersten Maiwoche ist ein weiteres Treffen in der Spreewald-Grundschule geplant: Dort wollen sich Kollegium und Eltern über die nächsten öffentlichkeitswirksamen Schritte verständigen.

Sobald wieder ein öffentlicher Termin (oder eine Aktion) zum Thema ansteht, informieren wir Sie hier über die Quartiers-Internetseiten.

text: wolk/Pulm; Umgebungskarte: Sikora; fotos: wolk