Staunen, Vorfreude und Kritik bei der Begehung des zukünftigen Flaschenhals-Parks

Frau Krokowski erläutert die Planungen auf dem Rundgang übers Gelände

Ende des Jahres soll er fertig sein, der Flaschenhals-Park von der Yorckstraße östlich der Bahntrasse bis hinunter zur Monumentenbrücke, 2014 ist dann die offizielle Eröffnung geplant - und demnächst schon werden die Baumaschinen anrücken, um die Fahrradwege zu teeren: Nachdem sich jahrelang nur einige „wilde“ Besucher auf das Flaschenhals-Gelände verirrten, geht es jetzt Schlag auf Schlag.
Etwa 25 Besucherinnen und Besucher - Leute aus der Nachbarschaft, von der PAG (Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck), aus den Quartiersräten der beiden anliegenden QM-Gebiete und weitere Interessierte – hatten am 19. April 2013 den Weg zum Treffpunkt unter der Monumentenbrücke gefunden. Auf Anfrage von Mitgliedern aus dem Quartiersrat Schöneberger Norden und der PAG hatten der Bezirk Tempelhof-Schöneberg und Grün Berlin zum Vor-Ort-Termin eingeladen; Frau Krokowski (Grün Berlin) und Frau Dr. Markstein (zuständig für die ökologische Baubegleitung) führten über das Gelände und erklärten die Planungen.

Blick vom nördlichen Ende des Flaschenhalses über die Yorckbrücken zum Gleisdreieck-Ostpark

Der Flaschenhals gehört zu einem größeren Gesamtensemble: Vom Gleisdreieckpark soll man zukünftig über die „Schöneberger Schleife“ (Schöneberger Insel) am Südkreuz vorbei bis hinunter zum Südgelände im Grünen spazieren und radeln können – auch der überregionale Fahrradweg Berlin-Leipzig nimmt diese Route.
Aber gerade die Verbindung vom Gleisdreieckpark her über die vierspurige Yorckstraße wird ein Problem werden: „Es ist doch ein Unding, dass man da über eine unglaublich befahrene Straße rüber soll, das geht doch gar nicht!“ bemerkte einer der Besucher empört. Dem konnte Frau Krokowski nur zustimmen – doch leider gebe es derzeit noch keine Lösung: Eigentlich sollte man die Straße auf einer der historischen Yorckbrücken überqueren können, doch noch laufen die Verhandlungen mit der Bahn über diese Nutzung – Ende nicht in Sicht.

Entlang der Ostseite läuft das selten befahrene Museumsgleis
Birken und sogar die ein oder andere Kiefer wachsen auf dem Gelände

Auf dem Flaschenhals-Gelände erwartete Besucher/innen dann ein Mix aus offenem Trockenrasen, Birkenwäldchen und sogar einem kleinen Abschnitt mit verwilderten Ziersträuchern. Die beiden Wege – ein geteerter Fahrradweg im Westen und der „Mittelweg“ mit weichem Holzhäcksel-Belag für Fußgänger oder zum Joggen – laufen entlang schon vorhandener Gleistrassen, so dass die Eingriffe in die vorhandene Vegetation möglichst gering bleiben. Ein paar Robinien mussten weichen, um den für Wildbienen und Käfer wertvollen Trockenrasen zu erhalten, ansonsten bleibt der Mix aus verschiedenen Baumarten bestehen. Der dritte Weg entlang der Ostseite fällt zumindest vorerst aus Kostengründen weg.
Ebenso aus Kostengründen - das Geld für eine dauerhafte Renovierung oder Sicherung fehlt - bleiben die baufälligen Ruinen des ehemaligen Stellwerks nahe der Kreuzbergstraße und eines weiteren graffiti-verzierten Gebäudes Richtung Yorckstraße erst mal bestehen und werden lediglich eingezäunt.

Hier finden Sie den Entwurf des Ateliers Loidl für den Flaschenhalspark (PDF 5,8 MB) und eine Übersicht über die unterschiedlichen Flächen dort (PDF 720 kb).

Ein Problem, so Krokowski, stellte insbesondere das Gelände der ehemaligen Fettgas-Anstalt dar: Das Leuchtmittel für die Waggon-Lampen hatte sehr giftige Rückstände hinterlassen, ein weit größerer Bodenanteil als ursprünglich gedacht musste am nördlichen Parkende unter teils hohen Schutzanforderungen entsorgt werden.

Staunen über den Krater
Gespiegelte Aufgänge

Verblüfft traten die Spaziergänger/innen aus dem relativ dichten Bewuchs an ein klaffendes Sandloch: Genau gegenüber dem Gleisdreieck-Ausgang auf der anderen Yorckstraßen-Seite tut sich derzeit eine riesiges wüstenartige Rampe auf, die Bodengestaltung spiegelt die des Nachbarparks. „Im Februar 2012 wurden auf einer Bürgerveranstaltung verschiedene Varianten dieses Parkeingangs diskutiert, es sollte genau keine solche parallele Autobahn-Auffahrt werden“, kam Kritik von der PAG. „Uns wurde ein neuer Beteiligungstermin versprochen, sobald die Varianten von den Planern durchgesprochen seien; nichts ist seitdem passiert. Und nun bauen Sie hier unabgestimmt just die Variante, gegen die damals so gut wie alle Beteiligten waren.“
Im Gegensatz zur gegenüberliegenden Seite mit rasenbewachsenen Böschungen sollen am Flaschenhals Wiese und Sträucher die Flanken des Aufgangs bedecken. Dass diese Gestaltung den gleichförmigen Eindruck aufheben würde, daran mochte bei der Begehung jedoch niemand so recht glauben.

Zarte Eroberung - Natur nimmt Gleis in Beschlag

Zurück ging´s durch grün überhauchte Vegetation über die schon geräumte Trasse für den Fahrradweg. Der wird dann von der Yorckstraße über den kleinen "Monumentenplatz" bis zum einen Platz mit Bänken und Spielgeräten für die Kleineren nahe der Monumentenbrücke führen. Dieser Teil wird vom Investor des im Entstehen begriffenen Hauses am ehemaligen Lokdepot mitfinanziert, im Neubau dort soll auch ein gastronomisches Angebot entstehen.

Demnächst rücken die Baufahrzeuge an: Schon im Mai wird der Radweg durchs Flaschenhalsgelände geteert.

Und zum Vormerken für alle, die gespannt auf die weitere Grün-Entwicklung im Gebiet sehen: Auch wenn die Wiesen wegen des langen Winters wohl noch schütter sein werden - am 31. Mai 2013 ist Eröffnung des Gleisdreieck-Westparks. Weitere Informationen dazu und natürlich auch in Sachen Flaschenhalspark folgen.

text/fotos: Susanne Wolkenhauer