Im Zeichen der Tempo-30-Schnecke: Aktionstag zur Verkehrssituation Pallasstraße

Jetzt geht´s los zum Aktionstag!

„Kannste mir mal den Fahrradhelm zumachen?“ - „Hey, aus der Bahn!!“ - „Haaaalt, schön in der Gruppe bleiben, und dran denken, nachher nicht überholen und davon rasen!“ - „Mein Papa ist auch dabei, gucke, der da mit der orangenen Weste!“ - Ein unglaubliches Stimmengewirr herrschte kurz vor neun Uhr am 21. Juni 2010 auf dem Schulhof der Spreewald-Grundschule: Start zum großen Pallasstraßen-Aktionstag!

Die ganze Schule, Kleine und Große, hatten mobil gemacht, und auch viele Eltern waren mit von der Partie: Nachdem im November vergangenen Jahres ein Kind beim Straße-Überqueren vor der Schule verunglückt war und sich nichts zu tun schien in Sachen Verkehrsberuhigung – hier finden Sie mehr zu den Hintergründen -, war das Fass zum Überlaufen gekommen.
Jetzt waren öffentlichkeitswirksame Schritte angesagt.

Aufstellen auf dem Schulhof: gleich werden sie starten.

Sie alle, Schüler/innen, Eltern und Lehrer, hatten sich gründlich auf den großen Tag vorbereitet. Auch die Fahrräder waren einige Tage vor dem großen Termin von Eltern auf Verkehrssicherheit durchgeguckt und wo nötig repariert worden – damit auch alles glatt laufen konnte beim Korso.

Über 25 Eltern und zahlreiche Lehrer hatten sich bereit erklärt, den Demonstrationszug nicht nur zu begleiten, sondern auch als Ordner tätig zu sein. So war es möglich, dass jede Klasse zwei bis drei Erwachsene Begleiter hatte.
Etwa 80 Schüler der 4. bis 6. Klassen stellten sich mit ihren Begleitern hintereinander auf dem Schulhof auf und warteten gespannt auf die Abfahrt...

Hoch die Transparente mit der Tempo-30-Schnecke!

Währenddessen stellten sich die „Fußgänger“, also die Kinder, die (ebenfalls unter Lehrer- und Elternbegleitung) mit der U-Bahn Richtung Fehrbelliner Platz fuhren, auf dem Bürgersteig zur Verabschiedung des Demonstrationszugs auf. Auch eine Schülerdelegation der Neumark Schule war extra zur Unterstützung gekommen, und auch Stadtrat Oliver Schworck hatte sich die Zeit genommen Solidarität zu zeigen und winkte den Abfahrenden nach.
Das war ein Winken, Beifall-Klatschen und mit selbstgemalten Transparenten Wedeln!

Begleitet von Polizeiwagen am Beginn und Ende des Demozugs und von echten Polizei-Motorrädern, die die Straße für die Radler absperrten (alle Autos mussten warten!), zogen die Größeren los – in Gruppen hintereinander und von den Ordnern begleitet, kein Wunder, dass es für die super Organisation ein dickes Lob von der Polizei gab!

Wurde mit Sypmathie empfangen: Eine der Mini-Demos an der Pallasstraße

Währenddessen veranstalteten die Schüler/innen der ersten bis dritten Klassen auf dem Schulgelände und vor der Schule ihre eigenen Aktionen:
Die Kleineren blieben in der Nähe der Schule, malten eifrig noch letzte Umhänge-Schilder, Flyer und Plakate fertig und zogen teils als von Eltern begleitete Mini-Demos die Pallasstraße auf und ab, um direkt vor Ort auf die gefährliche Verkehrssituation aufmerksam zu machen.

Die Kinder, die mit Kreide „Bitte langsam!“ liebevoll auf den Gehweg malten, erklärten sofort jedem stehenbleibenden Erwachsenen, worum es ging – und ernteten von den Passanten großes Verständnis.

Der Sprecher der Senatorin staunte sichtlich über die Sprechchöre vor seiner Türe...

Um 10.30 Uhr traf der Demonstrationszug ganz pünktlich und gleichzeitig mit den „Fußgängern“ vor dem Amtssitz von Frau Junge-Reyer, der Stadtentwicklungs-Senatorin, ein. Mit Sprechchören und Plakaten machten die Kinder auf sich aufmerksam.
Trotz Vorankündigung mussten alle eine halbe Stunde warten, bis der Pressesprecher von Frau Junge-Reyer sich dem Demonstrationszug zeigte.

Hier werden gerade die Unterschriften-Listen übergeben

In der Senatsverwaltung stellten die Elternvertreter Herr Sikora (Initiator der Unterschriften-Sammlung), Herr Burneleit, Frau Ucar, die Schulleiterin Frau Banach, Konrektor Herr Hahn sowie die Schülersprecherin Satou dem Pressesprecher die Beweggründe für den Aktionstag da.
Die Diskussion lief ziemlich kontrovers, und große Hoffnung auf eine baldige Änderung der Verkehrssituation wurde den kleinen und großen Demonstrant/innen nicht gerade gemacht. Vielmehr wurde von Seite der Senatsverwaltung festgestellt, dass es im unmittelbaren Bereich vor der Schule eine Temo-30-Zone gebe und dass es sich im statistischen Sinne nicht um einen Unfallschwerpunkt handle.
Die Senatorin hatte leider selber keine Zeit, sich der Anliegen anzunehmen. Es hieß aber, dass  Frau Junge-Reyer zu einem späteren Zeitpunkt für ein Gespräch zur Verfügung stünde.

Kriecht ganz vorsichtig: eine der vielen Pflaster-Mal-Tempo-30-Schnecken

Anschließend übereichte Herr Sikora die Liste mit über 900 Unterschriften und der Demonstrationszug machte sich etwas enttäuscht auf den Rückweg.

Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass das angekündigte Gespräch mit Frau Junge-Reyer möglichst bald stattfinden kann:
Erst mal sind ja Sommerferien, aber wenn dann im neuen Schuljahr die völlig Schulweg-ungeübten Erstklässler kommen, wird die Lage wieder besonders kritisch – Zeit, dass etwas passiert!

text: H. Hahn/wolk; fotos: H. Hahn/wolk