Verständnis, Beschwerden und Informationen auf dem "Infoabend Prostitution"
Informationen zu Prostitution und zu Prostituierten auf dem Straßenstrich und gegenseitige Wünsche aneinander: Der "Infoabend Prostitution" bot die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und seine Meinung zu äußern.
„Menschenhandel" hat erst mal nichts mit „Schlepper-Banden" zu tun, sondern mit Zwang und Ausbeutung, und kaum eine der Frauen entlang der Kurfürstenstraße dürfte von fiesen Zuhältern drogenabhängig gemacht und dann auf den Strich geschickt werden... - Das waren in aller Kürze schon mal einige der Aussagen von Fachfrauen auf dem „Infoabend Prostitution", zu dem der Quartiersrat Tiergarten Süd Anfang März bezirksübergreifend eingeladen hatte.
Im Publikum saßen Frauen aus der Beratungsstelle Hydra und ein Streetworker von Neustart, die Polizei war gleich dreifach vertreten, Mitglieder der umliegenden religiösen Gemeinden waren ebenso da wie von Einrichtungen aus dem Umfeld oder aus den beiden Quartiersmanagements.
Aber vor allem - und so sollte es ja auch sein - waren Anwohnerinnen und Anwohner aus den Straßen rund um den Strich gekommen.
Die Vertreterinnen der Beratungseinrichtungen sehen Schwierigkeiten zwischen alteingesessenen und vor allem aus osteuropäischen Ländern neu hinzugekommenen Prostituierten vor allem wegen der Sprachbarrieren oder des unterschiedlichen Temperaments. Teils gebe es auch Streit um Preise oder die Benutzung von Kondomen. Dank der Sprachmittlerinnen und durch persönliche Kontakte zum Beispiel im Treff Olga habe sich die Lage aber schon entspannt, so die Einschätzung.
Anders sehen das die Anwohner/innen: Sie sprechen von stetiger Belästigung, von Lärm, der einen nicht schlafen lässt, von Rangeleien und Schreiereien zwischen Prostituierten untereinander oder mit den Freiern. Und auch davon, dass es nicht einfach ist, den eigenen Kindern das Geschehen auf dem Bürgersteig vor der Kita zu erklären...
Der sicher gut gemeinte Rat, dass einerseits Prostitution eben nicht aus dem normalen Leben wegzureden sei und andererseits Kinder ohnehin lernen müssten „nein!" zu sagen, mochte seine Berechtigung haben - die Empörung einiger Anwesender konnte er nicht verringern. Klar ist, dass sich eben jene, die mit der Szene vor ihrer Haustüre einigermaßen klar kommen, kaum zu Wort melden. Klar ist aber auch, dass für einige Nachbarn die Lage vor Ort wirklich schlecht auszuhalten ist und hier von beiden Seiten noch viel mehr zusammen gearbeitet werden muss.
Ein paar Möglichkeiten, aufeinander zuzugehen, bieten sich auch schon jetzt: So wünschte sich die Semerkand-Moschee-Gemeinde, dass nicht gerade direkt vor ihren Türen Frauen stehen - eine Bitte, die Michaela Klose vom Café Olga versprach weiterzugeben. Weitere praktische Wünsche seien willkommen.
Solche Wünsche, Fragen oder Bitten kann man auch weiterhin an den Quartiersrat Tiergarten Süd schicken. Denn eines wurde deutlich: Rund um den Straßenstrich gibt es nach wie vor große Verwerfungen und Probleme, für die weiter Lösungen gesucht werden müssen.
Weitere Informationen zum Treffen bietet unser Pressespiegel zum Thema mit den beiden Artikeln vom 6. März.
text/fotos: wolk