Der PallasPark heißt jetzt Lilli Flora Park
Seit 1999 hat sich der ursprünglich triste Parkplatz neben dem Pallasseum von einem robusten Pocketpark zu einen vielfältigen Nachbarschaftspark gemausert. Heute gibt es dort für die Bewohner/innen aus der Umgebung Spielbereiche für Kleine und etwas Größere, Parkbänke, eine Tafel mit Sitzbänken, eine überdachte Sitzecke, eine Basketballfläche, ein großes Schachbrett, ein Kunstwerk und ein Wandgemälde, einen großen Kräutergarten, viele Bewohnergärten und einen Gemeinschaftsgarten mit Blockhütte, Gewächshaus und Hochbeeten, in denen sich viele Anwohner/innen aus den umliegenden Wohnhäusern gemeinsam um Gemüse und Blumen kümmern. Seit vielen Jahren finden hier die schoene[w]ort tage, ein Fest der Nachbarn, statt.
Nachbarinnen und Nachbarn, Kinder und Erwachsene haben bei vielen QM-geförderten Projekten rund um diesen wichtigen Ort mitgemacht und so gemeinsam die über viele Jahre PallasPark genannte Frei- und Grünfläche zu einem Ort der Begegnung und der Gemeinschaft gemacht. Was dabei schon fast in Vergessenheit geraten ist: Alle kennen zwar den "PallasPark", aber ein offizieller Name war das nicht.
2016 startete dann in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg eine Initiative zur offiziellen Benennung des Parks. 2017 beschloss der Kulturausschuss der BVV den neuen Namen. Es hätte gut zur Geschichte des Parks gepasst, wenn die Menschen, die rund um den kleinen Park leben und die ihn über all die Jahre mitgestaltet und weiter entwickelt haben, in die Benennung ihres Parks einbezogen worden wären.
Der Name, den sich die BVV am Ende ausgesucht hat, hat natürlich auch einen wichtigen Bezug zu der Geschichte des Ortes und er ist sehr schön: Seit dem 15. Juli 2017 heißt der PallasPark offiziell Lilli-Flora-Park.
Wer war Lilli Flora?
Lilli Flora Borchardt (geboren 1926) wohnte während der Nazizeit einige Jahre gleich neben dem Park in der Pallasstraße 12 - gemeinsam mit ihren Eltern, dem älteren Bruder, Helmut, und ihrer jüngeren Schwester, Irene. Irene war die einzige aus der Familie, die der Verfolgung von Juden durch die Nazis entkommen konnte: Sie gelangte über einen "Kindertransport" rechtzeitig nach England. Alle anderen wurden 1942 von den Nazis verschleppt und ermordet - Lilli starb im Alter von 16 Jahren am 22. Oktober in den Wäldern bei Riga.
An das Schicksal der Familie Borchardt erinnern Stolpersteine vor dem Haus Pallasstraße 12.
Die Umbenennung
Es ist wichtig, sich an die ehemaligen Nachbarn zu erinnern - das hob Stadträtin Christiane Heiß, zuständig für die Grünflächen in Tempelhof-Schöneberg, bei ihrer Rede zur Umbenennungs-Feier hervor.
Die Biografie von Lilli Flora erzählte Frau Amelie Döge: Sie hatte Irene Liron, der überlebenden Schwester von Lilli Flora, von der Stolperstein-Initiative erzählt. Irene fand die Idee sehr schön und verfolgte sie weiter - nun liegen Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Borchardt und erinnern an Lilli Flora und ihre Verwandten.
Auch mit dabei war die Autorin Anne C. Voorhoeve: Sie las aus ihrem sehr schönen Jugendroman "Liverpool Street" - eine Empfehlung für alle, die mal mehr zu den Kindertransporten erfahren möchten.
Sogar enge Familie von Lilli war eigens angereist: Extra aus Israel kam Gila Rozenstein, die Nichte von Lilli Flora, mit ihrem Mann Amir Rosenstein zur Feier. Sie ist die Tochter von Lillis Schwester Irene, die in England den Holocaust überlebt hatte. Zufall des Tages: der 15. Juli 2017 war der vierte Todestag von Lillis kleiner Schwester Irene.
Wunderschön und sehr emotional war die Rede von Gila Rozenstein, deren Tante nun als Namensgeberin des Lilli-Flora-Parks weiterlebt. Hier können Sie sie (mit Übersetzung von Frau Döge) nochmal live erleben. Vielen Dank dafür!
- Die Umbenennung fand am 15. Juli 2017 im Rahmen der schoene[w]orttage 2017 statt.