"Die Sprache der Dinge": Kinder begreifen die Welt

Zog alle an: Trommelsession zur Eröffnung
Blick in den Pavillon

Ausstellungseröffnung

Am 14. Juli 2017 war es so weit: Stolz konnten Kinder aus den 3. - 6. Willkommensklassen der Neumark-Grundschule anderen auf dem Schulhof zeigen, was sie in den vergangenen Wochen gemacht hatten.

Zu diesem besonderen Anlass hatten die Schüler Schulkameraden aus anderen Klassen, LehrerInnen und Verwandte eingeladen. Es kamen auch einige Gäste von Außen, die sich aus beruflichen Gründen besonders für das Projekt interessiert hatten. Die Ausstellung war eineinhalb Stunden in der Mittagspause geöffnet, und in dieser kurzen Zeit kamen etwa 100 Leute, Kinder und Erwachsene!

Die Resonanz im Publikum war sehr positiv : Viele Kinder blieben länger im Pavillon und stellten Frage bezüglich der Arbeit. Sie waren sehr offen, neugierig und ging sehr respektvoll mit den Zeichnungen und ausgestellten Gegenständen um. Eine tolle Attraktion auf dem Schulhof!

Auf Wunsch von einigen Kindern der Klasse ist die Ausstellung mit einer Trommelsession eröffnet worden, die sie selbstständig organisiert und durchgeführt haben. Dies sorgte für sehr viel Aufmerksamkeit im Hof und zog viele Kinder, die während der Pausen im Hof spielen, an.

Wie wieht das eigentlich ganz genau aus?!

Kurzbeschreibung des Projektes

In diesem Projekt ging es um Dinge. Dinge, um unsere Welt zu beschreiben und zu begreifen. Einen Monat lang haben sich die Schüler mit Dingen beschäftigt. Was sind Dinge? Welche sind ihre Eigenschaften? Wie kann man sie beschreiben? Wofür sind sie da? ...

Wir haben Dinge aus dem Alltag mitgebracht, sie in der Klasse ausgestellt. Die Kinder durften sie anfassen, auseinander schrauben und etc., um sie dann zu zeichnen und kurze Texte über sie zu fassen.

Eine Warmherzige Glühbirne
Klasse gemacht: genau geguckt und gezeichnet

Methodik

Es war nicht schwer, die Kinder für das Zeichnen zu motivieren. Für das Schreiben war es allerdings viel komplizierter: Viele Kinder wollten nicht schreiben, behaupteten, sie können es nicht und haben sich dem Schreiben entzogen. Dies bildete eine von den vielen Herausforderungen des Workshops: Was können wir tun, um den Kinder Lust am Schreiben zu geben?

Wir haben also Spiele und Übungen entwickelt, um mit Wörtern zu arbeiten : Assoziationskette, Rätsel, Kärtchen mit Wörtern, Anordungsversuch ... Wir haben versucht, den Wörtern haptische Eigenschaften durch die Dinge zu geben (groß, klein, aus Glass, Metall, hart, zerbrechlich...) und wurden langsam kreativ mit der Sprache, als wir anfingen, den Dingen Attribute zu geben, die eher für Menschen gemeint sind. Z.B. "Glühbirnen sind warmherzig." Wichtig war auch, die Texte nicht auf weißem Papier zu schreiben - ein Format, der zu sehr an die Schule erinnert -, sondern mit neuen Formaten zu experimentieren. Weiße Kassenrollen baten uns an, neue Fläche spielerisch zu bekritzeln. Sie sind nach dem ersten Erstaunen sehr gut bei den Kindern angekommen und darauf sind schließlich meterlange Texte entstanden!

Das Schreiben wurde mit der Zeit lockerer und selbstverständlicher... Am 13. Juli, ein Tag vor der Ausstellung, als wir nur noch mit Vorbereitungen der Ausstellung beschäftigt waren, hat ein Mädchen einen sehr persönlichen Text über Lippenstift geschrieben und warum sie gern Lippenstifte mag. Für uns war es ein eindeutiges Zeichen des Erfolgs!

Eine weitere Herausforderung des Workshops war die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder länger als zehn Minuten zu erhalten. Wir haben mit Müdigkeit - man schläft nicht gut in den Flüchtlingsheimen -, mit unregelmäßigem Erscheinen der Kinder, mit verschiedenen Sprachkenntnissen - manche Kinder sprechen sehr gut deutsch und andere konnten nur ein paar Wörter und einer gewissen Unruhe zu tun gehabt. Dass die Klassenlehrerin die ganze Zeit krank war und die Erzieherin nicht immer dabei sein konnte, hat die Arbeit mit den Kindern nicht einfacher gemacht.

Im Rahmen des Projektes haben wir auch das Museum der Dinge in Kreuzberg besucht, die Kinder haben unter fachkundiger Begleitung die Sammlung des Museums entdeckt und wurden an verschiedene Ästhetik - Kitsch - Bauhaus und etc... herangeführt.

Das ist mal ein Schlangenbrief! Die Kassenrolle macht´s möglich.

Fazit

Am Tag der Ausstellung war zu spüren, dass die Kinder sich mit diesem Projekt stark identifizieren konnten.

Sie haben die Ausstellung mit aufgebaut und im Laufe der Ausstellung sich immer wieder um ihre Gäste - klein und groß - gekümmert, sie durch die Ausstellung geführt und dabei erklärt, wie gearbeitet wurde. Stolz und Begeisterung von ihrer Seite war zu spüren.

Gelungenes Rasierpinsel-Portrait

Danke schön

Dank an Herrn Föll, den Schulleiter der Schule, an Frau Russi, die Lehrerin der Klasse, und an Frau Saad, die Erzieherin für ihr Vertrauen und großartige Unterstützung.

Dank an Hanna Boussouar, die das Projekt fotografisch begleitet hat. Dank an das Team des Museums der Dinge, das uns während des Projektes begleitet hat und mit Information und Wissen inspiriert hat und an das TheatreFragile, das dem Projekt Vertrauen und Unterstützung von Anfang an gegeben hat.

Dank an das Quartiersmanagement Schöneberger Norden, das dieses Projekt ermöglicht hat.

Ohne sie wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen.

- Dieses Projekt wurde mit Mitteln aus dem Programm Sonziale Stadt (Aktionsfonds) über das Quartiersmanagement Schöneberger Norden unterstützt.

text: Laurence Barbasetti; fotos: Hanna Boussouar